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Titan - 2

Titan - 2

Titel: Titan - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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Stimme in Sams Kopfhörer. »Dieses Gerät da muß eine Art Strahlungsdetektor sein.«
    Plötzlich wurde seine Stimme ernst. »Sam, wir hätten sie nicht an das Schiff lassen sollen. Verdammt, das war der Pilz von einer Atombombenexplosion, was er uns da zeigte. Sie müssen die Atomkraft auch für Waffen verwendet haben.«
    »Na, jetzt wissen sie es, da kann man auch nichts machen«, beruhigte ihn Sam. Tief in seinem Innern begann sich erst jetzt eine Art Fassungslosigkeit bemerkbar zu machen. Fremde! Marsianer, Venusianer – Wesen von den Sternen – hier! Freunde, die ihnen den Sprung in den Weltraum erleichtern würden – oder Feinde, die aus der Tiefe des Alls die Erde angreifen würden. Fremde – und Sam Osheola, eine Viertelmillion Meilen von den Sümpfen entfernt, in denen er zur Welt gekommen war: voneinander durch einen wahrscheinlich milliardenmal größeren kulturellen Abgrund getrennt, als es menschliche Rassen untereinander je sein konnten.
    Und sein Geist begann sich nach dem alten Verteidigungsmechanismus einzukapseln: Dies alles war nicht wichtig, genauso wie Football. Es war alles nur ein Spiel – ein Theaterstück – er brauchte nur die richtigen Bewegungen zu machen, die richtigen Sätze zu sagen, aber in Wirklichkeit ging es ihn nichts an, denn solche Sachen wie diese passierten Sam Osheola in Wirklichkeit gar nicht.
    Andere Männer in Raumanzügen kamen nun nach und nach heraus und umringten die Gruppe, ebenso die Leute aus dem blauen Schiff, alle in diesen dünnen, weißen Anzügen. Larsen drehte sich um und wies die Männer unter seinem Befehl an, sich zurückzuhalten, und Ato schien dasselbe mit seinen Leuten zu tun.
    Dem Fremden entging nicht das geringste. Eines seiner Augen richtete sich auf den Commander, und Sam war überzeugt, auf dem Purpurgesicht Überraschung zu lesen. Ato hatte sozusagen auf das falsche Pferd gesetzt und merkte das erst jetzt, als er Larsen und nicht Bill Befehle geben sah.
    Wenigstens bewies das, daß diese Wesen keine Telepathen waren.
    Diesmal machte Ato keinen Fehler mehr. Er trat zu Larsen und wies auf sein eigenes Schiff. Er hielt eine Hand neben seinen Mund und öffnete und schloß sie, dann wiederholte er die Geste neben dem Gesicht des Commanders; mit gegenübergehaltenen Händen mimte er ein Gespräch und zeigte dann nochmals auf das Schiff. Larsens Geste in Richtung Hauptkuppel wurde durch eine Folge komplizierterer Zeichen beantwortet, die vermutlich eine Ablehnung und eine Art Erklärung ausdrücken sollten, dann kam wieder die Bewegung, die sehr deutlich eine Einladung in das blaue Schiff darstellte.
    Schließlich drehte sich Ato mit einer für seine Rasse typischen, geschmeidigen Bewegung um und ging allein auf sein Schiff zu. Seine Gefährten sahen ihm nach, machten aber keine Miene, ihm zu folgen. Als der Fremde das graue Feld erreichte, das vermutlich die Luftschleuse darstellte, blieb er stehen und wartete geduldig.
    »Vielleicht hat er eine Art Lernmaschine in seinem Schiff, Bill«, meinte Sam. »Er ist recht beharrlich. Und wir könnten so was gut gebrauchen – ich mußte drei Monate damit vertrödeln, Arabisch zu lernen, und das ist eine menschliche Sprache!«
    Im Hintergrund seines Bewußtseins begann sich ein leises Warnsignal bemerkbar zu machen, das ihn zur Vorsicht mahnte. Überlaß die Vermutungen und Vorschläge den Bonzen, riet es, so wie es ihm geraten hatte, auf der Erde zu bleiben, als der Bau der Raumstation begann, oder einen Bogen um das Mädchen zu machen, das ihn Arabisch lesen lehren wollte – oder um diesen kleinen Schwindler in Burma… Eines Tages würde ihn seine Neugier den Kopf kosten.
    Larsen schluckte den Köder, wahrscheinlich mit voller Absicht. »Also gut, Sam. Ich bin kein Linguist. Wenn Sie sich freiwillig melden wollen – dann versuchen Sie mal herauszubekommen, was er von uns will.«
    Ato wartete immer noch, als Sam über den Schlackestaub auf das blaue Schiff zuging. Wenn der Fremde über diesen scheinbaren Rollentausch erstaunt war, zeigte er es nicht. Aber das mochte kluge Diplomatie sein. »Man soll sich nie in die Karten schauen lassen«, murmelte Sam.
    Dann überlegte er, wie das Äquivalent zu diesem Ausdruck in Atos Sprache lauten mochte. Eine Sprache war mehr als nur Vokabeln – sie spiegelte die ganze Geschichte einer Kultur wider; man wußte so lange gar nichts über ein Geschöpf, solange man nicht wußte, wie es in seiner eigenen Sprache dachte.
     
    Es war etwas enttäuschend, daß die

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