0426 - Gangster in feiner Gesellschaft
Der Zufall brachte sie zusammen: den kaltblütigen Mörder Sid Buckany und den rauschgiftsüchtigen, verkommenen Burschen Jeff. Verbrechen und Tod waren die Folgen.
Jeff war der Sohn des Millionärs Francis Barnes, der ihn aus dem Haus gejagt hatte. Jeff nahm Rache. Als ihm das Geld für das Rauschgift knapp wurde, versuchte er zusammen mit einem Komplizen das Haus seines Vaters auszurauben. Aber Francis Barnes war auf der Hut und erschoss den Komplizen. Jeff floh.
Phil und ich waren an diesem Abend am Riverside Drive unterwegs, um Sid Buckany zu suchen, der dort gesehen worden war.
Wir hörten den Schuss, stürmten auf das Grundstück und fanden Francis Barnes im Garten mit einem Toten. Von Jeffs Existenz wussten wir damals noch nichts. Barnes verschwieg uns, dass ein zweiter Einbrecher dabei gewesen war. Aber die Haushälterin verriet sich. Dass es sich bei dem zweiten um Barnes’ Sohn handelte, ahnten wir natürlich nicht, sonst wäre uns sofort klar gewesen, warum Barnes leugnete, einen zweiten Einbrecher gesehen zu haben.
***
Er lehnte sich über die schmierige Theke in einer schmierigen Kneipe. Er war noch jung. Draußen vor der Tür lärmte ein Betrunkener. Doch das war in der Bowery nichts Außergewöhnliches. Der junge Mann umklammerte mit beiden Händen das Glas, das ihm der Wirt hinschob. Er trank nicht, er stierte nur die gelblich schimmernde Oberfläche der Flüssigkeit an.
Von einem Tisch löste sich eine zerlumpte Figur und schob sich neben ihn an die Theke.
»He, Jeff!« Die Blicke des Zerlumpten klebten begehrlich an dem vollen Glas. Der junge Mann schob es ihm wortlos hin.
»Du bist ein feiner Junge, Jeff«, sagte der Zerlumpte und griff nach dem Glas.
»Hör zu, Andy«, sagte Jeff plötzlich leise. »Ist Basser in seiner Höhle?«
»Keine Ahnung.« Der Strolch belauerte seinen Nebenmann mit misstrauischem Blick. »Hast du…«
»Nichts habe ich«, zischte Jeff böse. »Ich will ihn sprechen, das ist alles.«
Das Glas war jetzt wieder voll. Aber nur für einen Augenblick. Jeff winkte noch einmal dem Kneipenwirt, zog einen Geldschein aus der Tasche und deutete auf das Glas. Dann drehte er sich grußlos um und marschierte auf die Tür zu.
»Nicht so hastig«, knurrte der Wirt, als Andy ihm das Glas hinschob. »Du kannst wohl nicht früh genug betrunken im Rinnstein liegen, was?«
Eine halbe Minute später stand auch der Strolch draußen auf der Straße. Mit ein paar schleichenden Schritten glitt er vom Eingang weg und drückte sich an die Mauer. Andy suchte mit seinen Blicken die Straße ab. Als er nichts Verdächtiges erkennen konnte, bewegte er sich langsam weiter. Kurz darauf schlich er in einen Hinterhof. Zu ebener Erde leuchtete das Viereck eines Fensters aus dem Dunkel. Andy kauerte sich darunter. In das Zimmer konnte man nicht hineinsehen, ein dicht schließender Vorhang nahm die Sicht. Doch der Strolch kannte die beiden Stimmen, die dahinter laut wurden. Er spitzte die Ohren, um ja kein Wort zu verpassen.
»Wie viel?«, drängte Jeff.
»Es hat doch keine Eile damit?«, fragte eine rauchige Stimme spöttisch. »Wenn es heiß ist, drückt das natürlich auf den Preis.«
»Es ist nicht heiß, Basser. Aber ich brauche Geld!«
»Nicht heiß? Das sagt jeder, der zu mir kommt. Und morgen steht die Beschreibung in der Zeitung. Ich kann dann Zusehen, wie ich meine Finger wieder rauskriege!«
»Ich schwör es dir!«, versicherte der junge Mann. »Nur ein einziger Mensch vermisst es. Und der kann nicht zur Polizei gehen!«
Ein Pfiff durch die Zähne ließ erraten, was der Hehler dachte.
»Pass auf, Jeff! Damit wir uns richtig verstehen: Ich kaufe keinen Schmuck, an dem Blut klebt. Ich bin bis jetzt immer gut über die Runden gekommen, wenn die Cops mir was am Zeug flicken wollten.«
»Du kannst unbesorgt sein. Also, was ist? Ich nehme sonst das Halsband wieder mit!«
»Du bist ein Außenseiter hier, Jeff. Bei dir weiß man nie so recht, wie man dran ist. Du hältst dich für klug, weil dein Vater dich auf Schulen geschickt hat… Du brauchst nicht zu leugnen, das merkt man, und das wissen alle in der Bowery. Auch wenn du nie einen Ton darüber erzählst, wo du herkommst. Aber du bist nicht der erste Eierkopf, der in dieser dreckigen Straße verkommt. Und Leute wie du haben absonderliche Ideen. Ideen, die sie schnurstracks in die Todeszelle führen! Ich gebe dir einen guten Rat: Lass das Ding hier. Ich werde sehen, was ich für dich tun kann!«
»So lange kann ich nicht
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