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Tod auf der Koppel

Tod auf der Koppel

Titel: Tod auf der Koppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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doch ruhig und ausgeglichen und sehr aufgeschlossen, was man von Jim nicht behaupten konnte. Möglicherweise waren es seine Geradheit und Aufrichtigkeit, die seine Frau so anzogen. Denn Jim war nicht nur ein Farmer, er war auch — eine Seltenheit — ein grundsolider Kaufmann. Er betätigte sich als Makler, kaufte und verkaufte in fremdem Auftrag und für fremde Rechnung und bezog von daher einen guten Teil seines Einkommens. Man brauchte ihm bloß in sein ruhiges, freundliches Gesicht zu sehen, mit den blauen Augen, die so offen und ehrlich blickten, und man wußte sofort, daß man ihm unbedingt vertrauen konnte. Er war die Zuverlässigkeit in Person; allerdings hielt Sara ihn für ein bißchen phlegmatisch und phantasielos.
    Doch heute morgen war er wie umgewandelt. Er ritt im Galopp, was schon ungewöhnlich für ihn war. Als er bei ihr angelangt war, riß er sein Pferd mit einem Ruck herum, so daß sie ihr Fohlen nur mit Mühe bändigen konnte. Sie spürte, wie der Ärger über seine rücksichtslose Art in ihr aufstieg. Doch ohne sich zu entschuldigen, fragte er atemlos: »Wo ist Dalby?« und blickte sich suchend um.
    »Er ist nicht hier. Er wartet auf Ned. Was ist denn los, Jim?«
    Er starrte sie wie abwesend an, zögerte einen Augenblick und sagte dann widerstrebend: »Der Teufel ist los. Jock Hawkins ist tot.«
    Sara stockte der Atem, dann stieg sie langsam von ihrem Pferd. Sie brauchte festen Boden unter den Füßen, und instinktiv war ihr bewußt, daß ihr Reittier nichts von der Angst spüren durfte, die sie urplötzlich ergriffen hatte. »Tot? Wieso denn das? Hat er einen Herzinfarkt erlitten?« Also hatte ihn der Streit doch mitgenommen. Wie schrecklich! Simon würde sich bittere Vorwürfe machen. Sara fühlte, wie ihr übel wurde.
    »Nein. Zwar sollte man über solche Dinge den Mund halten, aber die Wahrheit ist: Er ist erschlagen worden. Fatal Lady hat ihn getreten. Er muß die ganze Nacht draußen auf der Koppel gelegen haben.«
     

2
     
    Sara starrte Jim fassungslos an. »Unmöglich! Ich kann es nicht glauben! Nie und nimmer ist das Fatal Lady gewesen!«
    Jim reagierte ungeduldig. »Es war niemand sonst auf der Koppel. Außerdem besitzt Jock kein zweites Pferd. Und er wurde durch einen Hufschlag getötet. Wo ist Dalby?«
    »Aber Fatal Lady hat noch nie in ihrem Leben ausgeschlagen! Und sie hat Jock gekannt.«
    »Aber es ist nun einmal so. Sollen die Polizei und der Arzt feststellen, woran er gestorben ist. Ich weiß nur, daß er auf der Koppel liegt. Und weit und breit ist nicht die geringste Spur von irgend jemand zu entdecken. Wo um Himmels willen ist bloß Dalby?«
    »Er muß jede Minute hier sein. Ist denn Simon nicht zu Hause?«
    »Er mustert die Schafe zum Schlachten aus. Albert ist bei ihm. Ich habe die Hunde hinter Simons Haus bellen hören. Er hat gestern gesagt, daß Albert ihm heute bei der Schafmusterung helfen wolle.«
    »Aber Sie haben eben von der Polizei gesprochen... Was hat denn die Polizei damit zu tun?«
    »Ich habe zuerst bei Doktor Strange angerufen, und der hat mir geraten, Sergeant Millar zu benachrichtigen. Er ist schon unterwegs. Aber sein Polizist ist krank, und nun braucht er einen zweiten Mann, der ihm hilft, Jock wegzutragen. Na endlich! Da ist ja Dalby!«
    Der Rennstallbesitzer ritt auf einem schwerfälligen Ackergaul. Neben ihm saß Ned auf Mermaid, die ängstlich Schritt zu halten suchte.
    Jim ritt den beiden eilig entgegen, und dann redete er leise und hastig auf Lord ein. Sara sah, wie ihr Chef erstarrte und förmlich blaß wurde. Doch nach außen zeigte er nicht die geringste Erregung. »Es tut ihm nicht einmal leid«, dachte sie bekümmert. »Kein Mensch schert sich richtig um den einsamen alten Mann.«
    Lord gab Ned ein paar kurze Anweisungen, dann kam er auf Sara zu. »Eine böse Geschichte. Ich muß mit Jim zu Hawkins’ Farm hinüberreiten und sehen, ob ich helfen kann. Machen Sie weiter, bis ich zurück bin.«
    Die beiden Männer ritten zusammen weg, und Sara sah ihnen nach. »Jim ist ehrlich aufgeregt«, dachte sie. »Natürlich ist es furchtbar, einen Menschen tot aufzufinden.« Sie nahm an, Jim habe Jock als erster gefunden. Zwar hatte er sich über die Einzelheiten ausgeschwiegen und ihr nur die nackte Tatsache mitgeteilt, daß Fatal Lady einen Mann mit einem Hufschlag umgebracht hatte; aber Sara vermochte es nicht zu glauben. Ausgerechnet den Menschen sollte sie getötet haben, den sie seit Jahren kannte!
    Inzwischen erreichten die beiden Männer die

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