Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
tat sich nichts.
Lauer hatte keinen Festnetzanschluss. Sie hatten versucht, ihn auf dem Handy zu erreichen, um über diesen fingierten Anruf herauszufinden, wo er sich gerade aufhielt. Er hatte jedoch entweder keinen Empfang, oder sein Telefon war ausgeschaltet.
Die Männer brachen nun die Tür auf. Mit den Waffen im Anschlag schwärmten sie ins Innere des Gebäudes, beließen dabei aber alles so, wie sie es vorfanden.
Jennifer sah einige Räume, die ihr noch in Erinnerung waren. Die hell gestrichene Küche, die aus unterschiedlichen Geräten und Schränken zusammengestückelt war, dadurch aber einen ganz eigenen Charme erhielt. Die schmucklose und funktionale Diele. Das Wohnzimmer, in dessen Einrichtung offenbar wenig von Lauers Persönlichkeit eingeflossen war. Es wirkte funktionell, war aber kein Ort, an dem Jennifer sich auf Dauer wohlgefühlt hätte.
Sie hatte diesen Eindruck damals mit seinem Leben als Single in Verbindung gebracht. Jetzt schoss ihr durch den Kopf, dass Lauer dort womöglich niemals wirklich gelebt hatte, niemals angekommen, nicht zu Hause gewesen war.
Die anderen Zimmer im Erdgeschoss und im ersten Stock waren genauso spartanisch und zweckmäßig eingerichtet. Wie ein Haus, das monatsweise vermietet wurde – oder in dem jemand wohnte, der seine Persönlichkeit nicht in die Gestaltung einfließen lassen wollte oder konnte, weil ihn das verraten hätte.
Jennifer hatte eigentlich erwartet, dass sie irgendwo auf einen besonderen Ort, eine Ecke oder eine Art Altar stoßen würden, der die gesamte Abscheulichkeit von Lauers Tun darstellte und ihn direkt überführte. Doch nichts dergleichen war zu sehen.
Die Männer überprüften auch den Dachboden und untersuchten jeden Winkel, in dem sich jemand versteckt halten konnte. Nichts. Lauer war nicht da.
Jennifer biss sich so heftig auf die Unterlippe, dass es schmerzte. Grohmann neben ihr hatte seine Hände zu Fäusten geballt. Seine Knöchel traten weiß hervor.
Das Hanauer Team stemmte das Garagentor auf. Im Inneren stapelten sich ein paar Kisten, und Gartenwerkzeuge hingen an der Wand. Doch auch hier war nichts Auffälliges zu entdecken.
Die Männer aus Hanau beendeten den Einsatz, und der Teamleiter gab das Haus frei.
»Fuck!« Jennifers Anspannung löste sich endgültig in Frustration und Wut auf. Sie sprang, gefolgt von Grohmann, aus dem Transporter, atmete ein paarmal tief durch und lief mehrmals hin und her. Es half jedoch alles nichts. »Verdammte Scheiße! Dieser Dreckskerl!«
Sie hatten weder den Mann gefunden noch irgendeinen offensichtlichen Hinweis.
Jennifers Fingernägel gruben sich in ihre Handflächen, doch auch der Schmerz beruhigte sie nicht. Sie fuhr zu Grohmann herum, der selbst um Beherrschung rang. »Wo hat sich diese miese Ratte verkrochen? Wo zum Teufel steckt er?«
Der Staatsanwalt schüttelte den Kopf. Seine Kiefer mahlten aufeinander und erzeugten ein knirschendes Geräusch.
»Verdammt noch mal!« Jennifer schloss die Augen und massierte sich die Schläfen.
Sie hörte die Stimmen der zum Transporter zurückkehrenden Beamten. Sie drängte ihren Frust und ihren Zorn zurück und öffnete die Augen.
»Geht es?«, fragte Grohmann leise.
Ihr entging nicht, dass er einen Meter Sicherheitsabstand zu ihr einhielt. »Ja, es muss«, seufzte sie.
Der Staatsanwalt nickte in Richtung Transporter. »Sie wollen los.«
»Klar.«
Grohmann und Jennifer gingen hinüber und bedankten sich bei dem Einsatzleiter aus Hanau. Es stand noch ein weiterer Einsatz auf dem Plan, weshalb das Team direkt wieder abrücken musste. Der Einsatzleiter hinterließ für alle Fälle seine Mobilnummer, damit sie schnell unterrichtet werden und zurückkehren könnten, falls sich die Notwendigkeit ergeben sollte.
Jennifer beriet sich kurz mit dem Staatsanwalt. Sie entschieden, eine grobe Hausdurchsuchung vorzunehmen. Hier vor Ort hielt Lauer seine Opfer offenbar nicht gefangen, es musste also irgendeinen anderen Zufluchtsort geben.
Zwischenzeitlich waren auch Katia Mironowa und Frank Herzig eingetroffen, die Peter Möhring vom Präsidium aus zur Unterstützung geschickt hatte. Jennifer, Grohmann und Katia drangen mit Plastiküberzügen über den Schuhen und Handschuhen an den Händen in Lauers Haus ein und teilten sich auf.
Für eine erste Durchsuchung von Schränken und Schubladen sowie die oberflächliche Durchsicht von Unterlagen hatten sie eine halbe Stunde angesetzt. Frank Herzig würde in dieser Zeit den Inhalt der Kisten in der Garage
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