Tollkirsche (Gay Short Story) (German Edition)
anders.
"Wusstest du, dass dieses Kraut seit dem Mittelalter für viele Liebestränke genutzt wird?", plauderte Akim weiter und blickte Jan durchdringend unter seinen langen Wimpern an. Seine Pupillen waren deutlich erweitert. Flirtete der Knabe da gerade mit ihm? Teufel, der hat aber auch schöne Augen. Jan war hin und weg. Am liebsten hätte er den Jungen an sich gezogen und geküsst. Dieses Verlangen steigerte sich noch, als Akim den hölzernen Stab mit der Kirsche aus seinem Glas fischte und sich genüsslich die rotglänzende süße Frucht zwischen die Lippen schob. Akims Lippen hatten die Süße und das Rot angenommen und schimmerten verlockend feucht. Jan hielt den Atem an. Die bedrückende Enge unterhalb seines Gürtels zwang ihn, sich von seinem Barhocker zu erheben. Er hätte doch nicht diese neue Jeans anziehen sollen. Der Bengel lächelte ihn auch noch frech an!
"Kommst du mit?" fragte er jetzt keck und sprang von seinem Barhocker. Jan blickte ihn verblüfft an. Damit hatte er nicht gerechnet. Er konnte nur noch nicken. Sein Mund war zu trocken, um zu antworten. Der wesentlich kleinere Orientale schnappte nach seiner Hand und zog ihn widerstandslos aus dem Club. An der Garderobe ließen sie sich ihre Jacken aushändigen und gingen schweigend an dem muskulösen Türsteher vorbei, der in seiner eng anliegenden Kluft die Art des Clubs unweigerlich nach außen repräsentierte. Er nickte ihnen beiden augenzwinkernd zu.
* * *
Die frische Luft vor dem Eingang ließ Jan wieder einigermaßen zur Besinnung kommen. Doch der Zauber seines Begleiters war nicht verflogen, um Gegenteil. Die Nacht schien den Duft, der diesen umgab, nur noch zu verstärken. Jan glaubte, außer dem genannten Kraut auch einen Hauch von Patchouli wahrzunehmen. Oder war es doch Moschus? Es war einfach der Hammer. Jan selbst kaufte sein eigenes Aftershave immer nur in der Drogerie und dann im Sonderangebot. Aber das hier ließ ihn abfahren wie einen Kater auf Baldrian
"Wohnst Du weit von hier?", Jans Stimme klang ungewöhnlich rau, als er sah, das Akim in Richtung Hafen ging. "Nur noch ein paar Minuten."
Das war nicht gelogen. Allerdings konnte man Akims Wohnung nicht unbedingt so bezeichnen. Der Junge lebte auf einem Hausboot, das behäbig am Kai dümpelte. Der sternenklare Nachthimmel wurde vom ölig schwarzen Wasser verschluckt. Den Namen des Bootes konnte er nicht erkennen. Überall war die Farbe abgeblättert. Es musst einmal grün-weiß angestrichen gewesen sein.
"Du bist doch allein, oder?", vergewisserte sich Jan, als sie an Bord gingen. Akim lächelte. "Natürlich, meine Schwester ist ausgegangen und kommt nicht vor dem Morgengrauen zurück. Wir beide leben allein hier."
Jan wollte gar nicht wissen, was Akims Schwester die ganze Nacht über machte. Er zögerte kurz, bevor er Akim durch die Luke die drei Stufen in den Wohnraum folgte. In dem mit orientalischen Teppichen und goldbuntem Kitsch überladenen Raum wirkte der blonde Hüne fehl am Platze. Ein schmaler Gang führte in Akims persönliches kleines Reich. Es wirkte ebenso prunkvoll wie der Wohnraum, nur kleiner.
Eine kunstvoll verzierte Messinglampe spendete diffuses Licht. Das Bett füllte fast die gesamte Kajüte aus. Akim schlug die bestickte Tagesdecke zurück und rotes Satin leuchtete Jan entgegen. Der Junge legt es wirklich drauf an , dachte er voller Genugtuung . Dass sie beide die Nacht hier verbringen würden, war ihnen beiden klar, obwohl sie sich noch nicht einmal geküsst hatten. Als er es auf dem Weg hierher einmal versucht hatte, war Akim seiner Umarmung geschmeidig ausgewichen und hatte nur so etwas wie "später" geflüstert. Naja, vielleicht liebte er ein längeres Vorspiel. Ihm sollte es recht sein.
"Ich mach uns etwas zu trinken. Zieh dich schon mal aus." Das ließ Jan sich nicht zweimal sagen. Er zog das eng anliegende schwarze Shirt aus, das seine Muskeln so gut betonte. Er atmete tief durch, sog den erotischen Duft tief in seine Lungen, was zur Folge hatte, dass er sich auch schnellstens seiner Hose entledigte.
Akim kam nach wenigen Minuten mit einem Messingtablett zurück. Darauf eine orientalische Teekanne und zwei zierliche Becher. Neben den Bechern lagen zwei Kondome. Verwundert nahm Jan eines davon in die Hand. Akim zuckte die Schultern. "Ich bin zwar geil, aber nicht lebensmüde." Jan hatte dafür Verständnis.
Er sah zu, wie Akim mit einer geschmeidigen Bewegung den Tee in die Becher fließen ließ. Es
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