Top Secret - Die Mission
Gefallen schuldest.«
»Was für einen Gefallen? Ich schulde dir gar nichts!«
James’ Herz tat einen Sprung, als Lauren ihn mit ihrem fiesen Grinsen ansah. Ihre Gesichtszüge hatten sich seit dem Kleinkindalter zwar verändert, aber dieser Ausdruck war geblieben. So grinste sie, kurz bevor sie einem eine Eiswaffel auf die Nase drückte. So hatte sie gegrinst, als sie den Videorecorder geschrottet hatte und ihrer Mutter erzählte, James wäre es gewesen …
»Erinnerst du dich an letztes Jahr in Idaho?«, fragte sie leichthin. »Als du Kerry mit einem Mädchen namens Becky betrogen hast?«
James nickte grimmig.
»Nun, ich habe das nie jemandem erzählt. Aber na ja, so eine Information könnte mir jederzeit entschlüpfen, und dann würde Kerry dir gewaltig in den Hintern treten. Du solltest mir also diesen klitzekleinen Gefallen tun, damit ich für immer und ewig schweige.«
»Du willst was?«, schrie James. »Das hat nichts mit Um-einen-Gefallen-bitten zu tun, das ist Erpressung!«
»Ich schätze, so könnte man es auch nennen.« Lauren lächelte. »Aber sieh mal, James, du magst Rat, und du magst Jake. Ist das denn wirklich so eine große Sache?«
»Was für ein mieses kleines Miststück erpresst denn seinen eigenen Bruder?«, wollte James empört wissen.
Lauren wich der Frage aus. »James, Bethany und ich haben alles geplant. Wir können gar nicht erwischt werden.«
»Weißt du was?« James versuchte, zuversichtlich zu klingen. »Ich lass mich nicht erpressen. Das mit Becky ist jetzt über ein Jahr her, und Kerry weiß, dass ich kein Heiliger bin. Sie wird es verstehen.«
Noch immer fies grinsend machte sich Lauren auf den Weg zur Tür. »Gut, dann geh ich das jetzt mal Kerry erzählen.«
James tat gleichgültig, als Lauren auf den Gang trat und sich auf den Weg zu Kerrys Zimmer machte, doch die Coolness hielt nicht lange vor, und er rannte seiner Schwester eilig hinterher.
Kerrys Zimmer war nur zwanzig Meter entfernt, und Lauren wollte gerade an ihre Tür klopfen, als er sie eingeholt hatte.
»Okay, du hast gewonnen«, flüsterte er griesgrämig.
Lauren lächelte zufrieden. »Davon war ich fest überzeugt.«
James grunzte. »Aber du kannst mich nicht ewig
erpressen. Du musst mir beim Grab unserer Mutter schwören, dass du es nie jemandem erzählst.«
»Gut, das ist fair«, fand Lauren. Dann strahlte sie und umarmte ihren Bruder. »Vielen Dank, James.«
James war viel zu verärgert, um Laurens Umarmung zu erwidern, konnte aber nicht umhin, ihren Mut wohl oder übel zu bewundern. Plötzlich öffnete sich Kerrys Zimmertür.
»Ich habe mir doch gedacht, dass ich euch beide gehört habe«, sagte Kerry. »Was geht hier vor?«
»Nichts«, erwiderte James.
Lauren lächelte Kerry an. »Ich habe diesen Idioten überredet, herzukommen und sich zu entschuldigen.«
James registrierte erleichtert, dass Kerry ihn anlächelte. »Ich schätze, ich habe etwas überreagiert«, gab sie zu.
James zuckte mit den Schultern. »Es tut mir leid, dass ich über diesen Witz gelacht habe.«
»Ich werde es überleben«, meinte Kerry, trat vor und küsste James auf die Wange. »Habe ich richtig gehört, dass du mit Große Erwartungen im Rückstand bist?«
James nickte. »Seite einhundertzwölf.«
»Dann bist du immerhin weiter als ich«, erwiderte Kerry. »Ich schaffe es nicht mehr, alles zu lesen, also habe ich mir den Film aus der Bibliothek ausgeliehen. Willst du reinkommen und ihn mit mir zusammen sehen?«
»Du rettest mir das Leben.« Lächelnd trat er hinter ihr ins Zimmer. Dann wandte er sich noch einmal zu Lauren um. »Wir sprechen uns später noch, Schwesterherz.«
»Ich sims dir die Einzelheiten«, informierte ihn Lauren. »Und verspäte dich nicht!«
Kerry sah ein wenig verwirrt drein. »Was hat sie denn vor?«
James trat näher, um Kerry ebenfalls einen Kuss zu geben.
»Ach, mach dir darüber keine Gedanken.« Er schmunzelte, legte ihr den Arm um die Taille und schloss die Tür mit einem Tritt seines Turnschuhs.
3
James konnte vor Angst nicht schlafen, und kurz bevor um zwei Uhr morgens sein Wecker klingelte, rollte er sich aus dem Bett. Er schlüpfte in Klamotten, in denen er im Dunkeln nicht so leicht zu sehen war: einen dunkelblauen Trainingsanzug, Baseballkap und schwarze Turnschuhe.
Lauren und ihre beste Freundin Bethany erwarteten ihn sechs Stockwerke tiefer in einem Kriechraum unter der Feuertreppe.
Bethany lächelte James an. »Vielen Dank, dass du gekommen bist. Ich weiß nicht, wie
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