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Tortenschlacht

Tortenschlacht

Titel: Tortenschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G Wachlin
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er sich ein gewisses Entgegenkommen der Polizei bei seinen nicht immer sehr sauberen Geschäften. Er vergisst dabei, dass ich bei der Mordkommission bin und nicht in der organisierten Kriminalität ermittle. Das ist eine völlig andere Dienststelle. Nicht mein Metier. Und so kann ich es mir im »L’Emigrante« richtig gut gehen lassen, ohne mich korrupt zu fühlen. Denn das bin ich natürlich, wie alle deutschen Beamten, nicht.
    »Commissario!« Strahlend eilt mir D’Annunzio entgegen. »Was für eine Freude!«
    »Grüß dich, Enzo!« Wir umarmen uns wie Brüder, die sich jahrzehntelang verloren glaubten und nun unverhofft wiederfinden, aber das ist bei Enzo normal. Italiener eben: la grande emozione!
    »Meinen Partner kennste ja.«
    »Naturalmente!« Enzo strahlt und holt zur nächsten Umarmung aus. » Buon giorno , Signor Commissario Hünerbein.«
    »Dito«, duckt sich Hünerbein weg und flüchtet zu einem Tisch im hinteren Teil des Raumes, »ditoditodito, Enzo, bin auch sehr erfreut. Hat die Küche schon auf?«
    » Convinzione , Signor Commissario«, Enzo hebt die Arme und lächelt breit, »wer lässt schon hungern seine besten Freunde? – Ich mache eine schöne Omelette, d’accordo ?«
    »Va bene«, nicke ich, doch Hünerbein verzieht enttäuscht das Gesicht.
    »Enzo, sehe ich aus wie Omelette? Scaloppa , aber tutto completti – und nicht zu klein!«
    »Wird sofort erledigt, Signor Commissario.« Enzo verbeugt sich tief. »E due caffè?«
    »Nicht doch, Kaffee«, winkt Hünerbein entschieden ab, »Espresso! Schwarz, stark, mit etwas Zucker!«
    »Espresso, si , Signore.« Enzo nickt servil und spurtet hurtig zurück in Richtung Tresen.
    »Und bring dir ‘n Tässchen mit«, rufe ich ihm nach, »wir haben was zu bereden!«
    »Es …« Enzo stoppt abrupt und fährt mit besorgter Miene herum. »… gibt doch nicht etwa Probleme?«
    »Aber nein, Enzo«, ich lächle ihm zu, »nur ein paar Fragen.«
    »Fragen«, nickt Enzo und tapert, nicht wirklich beruhigt, hinter seinen Tresen. »Fragen, die ich muss beantworten?«
    »Das wäre nett«, finde ich, »sofern du sie beantworten kannst.«
    »Nun, ich weiß eigentlich nicht viel«, beteuert Enzo D’Annunzio, während er die Espressomaschine bedient, »woher auch? Den ganzen Tag bin ich hier. Das Leben draußen …«, er deutet mit sehnsuchtsvoller Geste zum Fenster, »… es findet statt ohne mich!«
    »Und trotzdem hinterlässt es Spuren«, ich seufze bekümmert, »die an uns allen nicht vorübergehen, nicht wahr Enzo? Wie geht es deiner Hüfte?«
    »Oh, besser, viel besser!« Enzo ist sichtlich froh, dass ich ein harmloses Thema anschneide. »Manchmal knackt noch so komisch, aber das ist nicht schlimm.« Er kommt mit drei kleinen Espressotassen wieder heran und starrt verblüfft auf den versiegelten Kaufvertrag, den Hünerbein auf den Tisch gelegt hat. »Was … ähm … ist das?«
    »Sieht aus wie ein Kaufvertrag«, schnauft Hünerbein.
    »Den deine Söhne abgeschlossen haben.« Ich tippe auf die Namen von Giuseppe und Francesco und das Datum. »Gestern.«
    »Lass sehen …« Enzo stellt die Tassen ab, setzt sich und blättert nachdenklich in dem Vertrag.
    »Und?« Hünerbein zückt seine Schachtel Roth-Händle. »Klingelt’s?«
    »Ah, il terreno fabbricabile , gutes Bauland«, nickt Enzo und lächelt milde, »ein Projekt meiner Söhne schon lange. Sie wollen investieren im Osten. Wo ist das Problem?«
    »Der Verkäufer ist tot«, erkläre ich. »Man fand ihn gestern Abend in seiner Scheune.«
    »Tot?« Enzo starrt mich mit kreisrunden Augen an.
    »Tot«, wiederhole ich. »Vermutlich Mord.«
    »Ihr …«, Enzo schöpft Hoffnung, »… wisst es nicht genau?«
    »Doch.« Hünerbein besteht darauf. »Es war eindeutig Mord.«
    Enzo D’Annunzio hebt betroffen die Arme. »Ich bin tief betroffen. Wohin soll ich schicken meine Blumen?«
    »Es geht hier nicht um deine Blumen, Enzo«, stellt Hünerbein klar. »Sondern darum, was du mit dieser Sache zu tun hast. Du und deine Söhne?«
    »Wo stecken die überhaupt?«, erkundige ich mich.
    »Francesco!«, ruft Enzo, springt auf und klatscht laut in die Hände. »Giuseppe, pronto, pronto !«
    Sekunden später fliegt eine Tür zum Hinterzimmer auf, und die Jungs spazieren herein. Smart und adrett wie immer, in weißen Poloshirts und schwarzen Jeans.
    »Sie müssen viel lernen«, erklärt Enzo mit zerfurchter Stirn, »das Studium ist sehr hart für sie.«
    »Tut mir leid, wenn wir Sie stören.« Ich erhebe mich und wende

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