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Traeume im Mondschein

Traeume im Mondschein

Titel: Traeume im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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das?“
    „Sie findet, du verhältst dich seltsam. Irgendwie abwesend.“ Ihr Vater führte sie zu den Klängen eines Walzers gekonnt über das Parkett. „Ich sagte, du hättest nur kalte Füße.“
    „Ja, wahrscheinlich ist es das.“
    „Alan ist der Richtige, mein Kind. Er ist ein guter Mann. Ich durfte ihn über die Jahre kennenlernen …“
    Wieder setzte ihr Vater zu der Lobeshymne über Alan an, die Paige sich seit Monaten anhören durfte. „Keine Angst“, unterbrach sie ihn schließlich sanft. „Ich heirate diesen Mann, schon vergessen?“
    Andrew sah auf sie herab. „Ich möchte doch nur das Beste für uns.“
    Paige lachte auf. „Für uns? Ich bin doch diejenige, die heiratet!“
    „Das ist doch nur so eine Redensart. Du weißt, was ich meine. Wenn du glücklich bist, sind deine Mutter und ich es auch. Du bist doch glücklich, oder?“
    Sie nickte. Natürlich war sie glücklich. Alan war, wie ihr Vater richtig erkannt hatte, ein guter Mann. Und sie liebte ihn. Irgendwie. Wenn ihm das reichte, sollte es auch für sie genug sein. Die sogenannte große Leidenschaft hatte sie erlebt – und als bloße Erfindung enttarnt. Und vielleicht schaffte Alan es mit der Zeit ja doch noch, dass sie Schmetterlinge spürte.
    Plötzlich lief Paige ein Schauer über den Rücken. Sie wurde beobachtet! Und sie wusste auch, von wem. Es war dieser fremde Mann. Sie konnte seine Gegenwart und die Kraft, die von ihm ausging, förmlich spüren.
    Paige schmiegte sich enger an ihren Vater und ließ den Blick dabei unauffällig durch den Saal schweifen. Der Atem stockte ihr. Ja, da war er . Lässig stand er am Rande der Tanzfläche, die Hände in die Hosentaschen geschoben, den Kopf leicht in den Nacken gelegt. Und er beobachtete sie. Seine Miene war hinter der schwarzen Maske nicht zu erkennen, aber seine Blicke fixierten sie, brannten auf ihrer Haut. Es war, als würde er ihr das seidene Kleid abstreifen wollen.
    Paige strauchelte. Ihr Vater verstärkte seinen Griff.
    „Ist alles in Ordnung?“
    „Ja“, erwiderte sie hastig. Sie wandte den Blick von dem Fremden ab. „Ich bin nur etwas müde.“
    „Es war ja auch eine anstrengende Woche.“ Nach einer kleinen Pause fragte Andrew: „Möchtest du dich setzen?“
    W enn du das tust, kommt er her!
    Paige erschauerte. „Nein“, wehrte sie ab. „Ich möchte mit dir tanzen. Ich …“ Sie schluckte schwer und befeuchtete sich die Lippen. „Dieser Mann da drüben …“, begann sie zögerlich. „Weißt du, wer das ist?“
    „Welcher Mann?“
    „Der dort drüben“, wiederholte sie eindringlich und machte ein paar schnelle Tanzschritte, sodass ihr Vater in die von ihr gemeinte Richtung sehen konnte. „Der Große, der neben der Tanzfläche steht.“
    „Ich weiß nicht, wen du meinst. Was für ein Kostüm trägt er denn?“
    „Er trägt kein Kostüm“, erklärte sie atemlos und warf einen Blick über die Schulter. „Er …“
    Er war verschwunden. Ihr Herz hämmerte wild in ihrer Brust.
    Andrew schien zu spüren, dass etwas nicht stimmte. Sanft umfasste er ihre Schultern. „Was ist los? Fühlst du dich nicht gut?“
    Ich weiß nicht, wie ich mich fühle. Aufgeregt. Beschwingt. Entsetzt …
    Paige rang nach Atem. „Ich glaube, ich muss mich frisch machen“, murmelte sie und versuchte zu lächeln. Der skeptische Ausdruck im Gesicht ihres Vaters sagte deutlich, dass ihr Lächeln so künstlich wirkte, wie es sich anfühlte. „Ich muss doch für Alans Verwandte makellos aussehen.“
    „Ich hole deine Mutter. Sie begleitet dich.“
    „Nein“, wehrte Paige schärfer ab als beabsichtigt. „Wir müssen sie nicht beunruhigen.“ Sie holte tief Luft. „Es dauert nicht lange. Falls Alan nach mir sucht, richte ihm aus, dass ich bald zurück bin.“
    „Paige …“
    Schon hastete sie über die Tanzfläche. Das kommt davon, wenn man zu wenig schläft und zu viel zu tun hat, schalt sie sich und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Ihr war ganz schwindelig. Nach so einem Tag wunderte das allerdings nicht. Sie war bei Tagesanbruch aufgestanden, damit ihre Mutter noch einige Änderungen an Brautkleid und Schleier vornehmen konnte. Dann war sie mit ihren Kolleginnen zu Mittag und später mit ihren Brautjungfern zu Abend essen gegangen …
    „Verzeihung.“ Paige zwängte sich an den Ballgästen vorbei. Der Saal war überfüllt, die Musik zu laut, die Luft zu stickig und warm. Alan würde verstehen, wenn sie ihn bat, sie nach Hause zu bringen. Zuerst würde sie

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