Traumfänger und Prinzessin Jojo
mir sicher, dass sie sich alle Geschichten nur ausdachte, damit ich aus ihnen lernen sollte. Ich versuchte mich zu retten, indem ich sagte, dass ich müde sei. Aber es half nichts, denn meine Mutter war der Meinung, nach der Geschichte würde ich noch besser schlafen.
»Es war einmal ein Traumfänger. Er lebte im blauen Wald«, begann meine Mutter.
»Das hast du dir nur ausgedacht!«, sagte ich. »Es gibt keinen blauen Wald.«
»Oh doch!«, erwiderte meine Mutter. »Im Land der Träume gibt es einen blauen Wald. In diesem Wald sind alle Bäume, alle Blätter und auch das Gras blau.«
»Und die Vögel auch?«, fragte ich.
»Die Vögel ... die Vögel ... waren bunt. Aber lass mich weitererzählen. Im blauen Wald lebte der Traumfänger. Er konnte so schön Mundharmonika spielen, dass bald alle Träume in diesen Wald kamen, um seine Musik zu hören. Die Musik war so schön, dass jeder Traum, der den Traumfänger einmal spielen gehört hatte, nie mehr böse sein konnte. Bald hatten alle Leute auf der Welt nur noch schöne Träume.«
»Ja, ja, ich weiß schon!«, meinte ich. »Er wird jetzt kommen und für mich spielen, damit ich gut schlafen kann. Das war eine schöne Geschichte. Danke schön und gute Nacht, Mama.«
Meine Mutter tat so, als hätte sie mich nicht gehört und erzählte weiter. »Wenn der Traumfänger nicht auf der Mundharmonika seine wunderschöne Musik spielte, spielte er mit Herrn Pickwer verschiedene Spiele. Sie spielten zusammen Mühle, Domino, Mensch-ärgere-dich-nicht, lustige Kartenspiele und alle möglichen anderen Spiele. Herr Pickwer war ein guter Lehrer und bald war der Traumfänger ein so guter Spieler, dass er alle besiegen konnte. Aber es gab jemanden, der vielleicht noch besser war. Die allermächtigste Königin Zorna, Königin des Traumreiches. Diese hatte eine Nichte, Prinzessin Jojo. Aus ihr wollte die Königin eine ebenso gute Spielerin machen, wie sie selbst eine war. Leider gelang ihr das nicht, denn Prinzessin Jojo wollte immer nur tanzen. Wenn sie spielte, dann spielte sie nur mit einer leeren Zwirnspule, an die sie einen Faden gebunden hatte.
Königin Zorna konnte das nicht verstehen. Aber tatsächlich tanzte Jojo immer und überall: zu der Musik, die der Wind machte, zum Rauschen eines Gebirgsbaches oder zum Vogelgezwitscher.
Aber eines Tages hörte sie eine Musik, die sie nie zuvor gehört hatte. Sie begann zu tanzen und tanzend kam sie zum blauen Wald. So haben sich der Traumfänger und Prinzessin Jojo kennen gelernt. Bald waren sie die allerbesten Freunde. Jeden Tag trafen sie sich. Der Traumfänger spielte immer schönere Musik auf seiner Mundharmonika und Jojo tanzte immer besser.
Als Königin Zorna hörte, wo sich ihre Nichte die Zeit vertrieb, wurde sie sehr böse. Und aus Rache schenkte sie ihr ein Tuch, das unbesiegbar machte.
Dann bat sie Prinzessin Jojo, nur einmal in ihrem Leben ein Würfelspiel zu spielen und das Tuch dabei umzubinden.
Ohne zu wissen, welches Unglück sie damit herbeiführen würde, band sich Prinzessin Jojo das Tuch um die Stirn, gerade so, wie es ihre Tante ihr gesagt hatte.
Am gleichen Nachmittag spielten die beiden ›Mensch-ärgere-dich-nicht‹. Mithilfe des Geschenkes gewann Prinzessin Jojo das Spiel. Diese Niederlage machte den Traumfänger so wütend, dass er das Spielbrett und die Figuren ins Gras warf. Aber das war noch nicht alles. Er sagte, dass er der Beste wäre, und um das zu beweisen, würde er sofort zu Königin Zorna gehen, um gegen sie zu spielen und zu gewinnen.
Prinzessin Jojo versuchte ihn zu beruhigen, aber das machte ihren Freund noch wütender. Als die Prinzessin merkte, dass sie ihn nicht aufhalten konnte, schenkte sie ihm das Tuch, das unbesiegbar machte. Er nahm das Geschenk an, aber in seiner Eile vergaß er, es sich um die Stirn zu binden. Wütend steckte er es nur in seine Hosentasche. So würde ihm das magische Geschenk nichts nützen.
Er ging zu Königin Zorna und spielte dreimal gegen sie. Und weil er wütend war, verlor er dreimal. So sollte er ihr für immer als Hofnarr dienen. Als der Traumfänger sich weigerte, verzauberte ihn die mächtige Königin Zorna und versteckte ihn zur Strafe in einem Buch. Bis heute weiß niemand in welchem. Danach bestrafte sie ihre Nichte, weil diese das magische Tuch weitergegeben hatte.
Prinzessin Jojo war von diesem Tag an unsichtbar, sodass niemand mehr ihren wunderschönen Tanz sehen konnte.
Königin Zorna sagte: ›Du wirst so lange unsichtbar bleiben, bis jemand
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