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Traumfänger

Traumfänger

Titel: Traumfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlo Morgan
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ab und sammelten ihre wenigen Besitztümer ein. Dann wanderten sie hinaus in die Wüste. Ihre braunen, halbnackten Körper glänzten im hellen Sonnenlicht, als sie hintereinander einherschritten.
    Die Versammlung war offensichtlich aufgelöst: ohne Essen und ohne Auszeichnung! Ooota verließ die Hütte als letzter, aber auch er wanderte hinter den anderen her.
    Nach ein paar Metern drehte er sich um und sagte:
    »Komm. Wir gehen jetzt.« 
    »Wohin?« fragte ich. »Auf ein Walkabout.« 
    »Und wohin soll das gehen?« »Quer durch Australien.« »Na prima! Wie lange wird das dauern?«
    »Wahrscheinlich drei volle Mondzyklen.« 
    »Soll das heißen, daß ihr drei Monate lang wandern wollt?«
    »Ja, mehr oder weniger drei Monate.« Ich seufzte tief.
    Dann verkündete ich dem in einiger Entfernung stehenden Ooota: »Das klingt ja so, als könnte es eine Menge Spaß machen, aber bitte verstehen Sie, daß ich nicht mitkommen kann. Ich kann nicht einfach heute verschwinden. Es gibt da gewisse Zwänge und Verpflichtungen, die Miete, die Strom- und die Wasserrechnungen. Ich habe keinerlei Vorbereitungen getroffen. Ich müßte etwas Zeit haben, um alles für eine Wanderung oder einen Campingtrip zu arrangieren. Vielleicht verstehen Sie das nicht: Ich bin keine Australierin, ich bin Amerikanerin. Wir können nicht einfach in ein fremdes Land reisen und verschwinden. Ihre Einwanderungsbehörden wären davon wenig begeistert, und meine Regierung würde mit Hubschraubern nach mir suchen lassen. Vielleicht kann ich ein andermal, wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt, mit Ihnen kommen, aber heute nicht. Heute kann ich einfach nicht mitkommen. Nein, heute ist nicht der richtige Tag für so etwas.«

    Ooota lächelte. »Alles ist in Ordnung. Jeder, der es wissen muß, wird es wissen. Mein Volk hat deinen Hilfeschrei gehört. Wenn nur ein Stammesmitglied gegen dich gestimmt hätte, wären sie nicht zu dieser Wanderung aufgebrochen. Du bist geprüft und aufgenommen worden. Ich kann dir nicht erklären, welch große Ehre das bedeutet. Du mußt diese Erfahrung durchleben. Es ist das Wichtigste, was du in diesem Leben tun wirst. Und es ist das, wozu du geboren wurdest. Dies ist das Werk der Göttlichen Einheit; es ist deine Botschaft. Mehr kann ich nicht sagen. Komm.  Folge mir.« Er drehte sich um und ging fort.
    Da stand ich nun und starrte hinaus auf die australische Wüste. Sie war unendlich, öde und doch schön.
    Der Jeep stand noch da, und der Zündschlüssel steckte.
    Aber wie waren wir hierhergekommen? Stundenlang hatte ich keine richtige Straße mehr gesehen, nur Kurven und Abzweigungen. Ich hatte keine Schuhe, kein Wasser, kein Essen. Um diese Jahreszeit betrug die Temperatur in der Wüste zwischen 38 und 55 Grad Celsius. Es war schön, daß sie alle dafür gestimmt hatten, mich aufzunehmen, aber was war mit meiner Stimme? Ich hatte das Gefühl, daß über meinen Kopf hinweg entschieden worden war.
    Ich wollte nicht gehen. Sie forderten mich auf, mein Leben in ihre Hände zu legen. Ich hatte diese Menschen gerade erst kennengelernt, und ich konnte noch nicht einmal mit ihnen reden. Was war, wenn ich meine Arbeit verlöre? Es war ohnehin schon schlimm genug, denn meine Zukunft war durch keinerlei betriebliche Altersversorgung gesichert. Es war wahnsinnig! Ich konnte natürlich auf keinen Fall mitgehen.
    »Wahrscheinlich ist diese ganze Angelegenheit für sie noch nicht abgeschlossen«, dachte ich mir. »Erst haben sie in dieser Hütte ihre Spielchen mit mir getrieben, und als nächstes gehen sie hinaus in die Wüste, um weiterzuspielen. Sie werden nicht weit gehen; sie haben nichts zu essen dabei. Das Schlimmste, was mir passieren kann, ist, daß sie von mir erwarten, heute nacht da draußen mit ihnen zu kampieren. Und trotzdem«, dachte ich weiter, »sie müssen mich nur einmal anschauen, und schon werden sie sehen, daß ich kein Campingtyp bin; ich bin ein Großstadtmensch, ein Schaumbadtyp. Obwohl - wenn es sein muß, kann ich das auch! Ich werde ihnen einfach und bestimmt klarmachen, daß ich bereits mein Hotel für diese Nacht bezahlt habe. Ich werde ihnen erklären, daß sie mich morgen früh vor der Checkout-Zeit zurückgebracht haben müssen. Denn ich habe keine Lust, einen Tag extra zu bezahlen, um diesen dummen, ungebildeten Leuten einen Gefallen zu tun.«
    Ich sah die Gruppe immer weiter wegwandern. Sie wurden kleiner und kleiner. Mir fehlte die Zeit, um - typisch Waage - alle Vor- und Nachteile abzuschätzen. Je

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