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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Vorhängeschloss gesichert war. Sie plapperte unaufhörlich, während sie in ihren Taschen nach dem Schlüssel suchte. »Daddy will nicht, dass die Leute sein Klopapier stehlen. Er ist Koch und Tellerwäscher gleichzeitig und macht auch sonst alles hier.«
    Kathy schloss die Tür auf und knipste das Licht an. Der Raum war voller Pappkartons mit Konservendosen und anderen Vorräten. Sie kramte herum, überprüfte den Papierspender und wischte das Waschbecken aus.
    »Sie haben wirklich einen süßen Freund«, sagte Kathy. »Ich würde auch gern mit einem gut aussehenden Mann durch die Gegend fahren, aber ich hänge hier im ›Paradise‹ fest, bis Daddy den Laden verkauft.«
    »Ist ein bisschen einsam hier.« »Nur wir und der alte Kojote. Und ein paar Gäste, die auf dem Rückweg von Las Vegas sind. Waren Sie schon mal in Vegas?«
    »Nein.«

    »Ich schon, sechsmal.«
    Als Kathy endlich gegangen war, setzte Maya sich auf einen Kistenstapel. Die Vorstellung, zu Gabriel so etwas wie Zuneigung zu empfinden, gefiel ihr nicht. Es war Harlequins nicht erlaubt, sich mit den ihnen anvertrauten Travelern anzufreunden. Die richtige Einstellung war, mit einem Gefühl der Überlegenheit auf sie zuzugehen, so als wären sie unschuldige Kinder, die nichts von den Wölfen im Wald wussten. Ihr Vater hatte immer gesagt, dass diese emotionale Distanz einen praktischen Grund habe. Chirurgen operierten nur in seltenen Fällen eigene Familienmitglieder. Es könnte ihr Urteilsvermögen beeinträchtigen. Dasselbe galt für Harlequins.
    Maya stand vor dem Waschbecken und starrte in den gesprungenen Spiegel. Sieh dich doch an, dachte sie. Zerzaustes Haar. Blutunterlaufene Augen. Dunkle, langweilige Kleidung. Thorn hatte aus ihr einen Killer ohne Bindungen gemacht, einen Menschen, dem der Wunsch der Drohnen nach Bequemlichkeit ebenso abging wie der Wunsch der Bürger nach Sicherheit. Traveler mochten schwach und verwirrt sein, aber sie besaßen die Gabe, dieses weltliche Gefängnis zu verlassen. Harlequins dagegen waren bis zu ihrem Tod in der Vierten Sphäre gefangen.
    Als Maya ins Diner zurückkehrte, waren die Mexikaner verschwunden. Sie und Gabriel bestellten Frühstück, dann lehnte er sich auf seiner Bank zurück und musterte sie aufmerksam.
    »Nehmen wir mal an, es gibt wirklich Menschen, die in andere Sphären hinüberwechseln können. Wie ist es dort? Ist es gefährlich?«
    »Darüber weiß ich wenig. Deshalb brauchen Sie einen Wegweiser, der Ihnen hilft. Mein Vater hat mir von zwei möglichen Risiken berichtet. Wenn man hinübergeht, bleibt die Hülle hier – der Körper.«
    »Und das zweite?«
    »Das Licht, die Seele, wie immer man es nennen will, kann
in anderen Welten getötet oder verletzt werden. Wenn das geschieht, bleibt man für immer dort gefangen.«
    Stimmen. Gelächter. Maya blickte zur Tür, als vier junge Männer das Restaurant betraten. Draußen auf dem Parkplatz schien die Wüstensonne auf ihren dunkelblauen Geländewagen. Maya machte sich von jeder Person der Gruppe ein Bild und verteilte Spitznamen. Muskelprotz, Glatzkopf und Fettwanst trugen Trikots verschiedener Sportvereine, dazu Trainingshosen. Sie sahen aus, als wären sie eben einem Turnhallenbrand entkommen, wobei jeder wahllos nach Kleidungsstücken aus verschiedenen Schränken gegriffen hatte. Ihr Anführer – der Kleinste unter ihnen, der jedoch die lauteste Stimme hatte – trug Cowboystiefel, um größer zu wirken. Der heißt Schnauzbart, dachte sie. Nein, Silberschnalle. Die Schnalle gehörte zu einem aufwändig verzierten Cowboygürtel.
    »Suchen Sie sich einen Platz aus«, sagte Kathy.
    »Klar, verdammt«, sagte Silberschnalle. »Hätten wir sowieso gemacht.«
    Ihre lauten Stimmen, ihr Buhlen um Aufmerksamkeit machten Maya nervös. Sie aß schnell und war fertig, als Gabriel noch damit beschäftigt war, Erdbeermarmelade auf seinen Toast zu streichen. Die vier jungen Männer ließen sich von Kathy den Toilettenschlüssel geben, bestellten, überlegten es sich anders, bestellten zusätzlichen Speck. Sie erzählten Kathy, dass sie zurück nach Arizona wollten, nachdem sie sich in Las Vegas einen Boxkampf angesehen, auf den Herausforderer gesetzt und viel Geld verloren hatten – und noch mehr beim Blackjack. Kathy nahm die Bestellung auf und verschwand hinter dem Tresen. Fettwanst ließ sich einen Zwanzigdollarschein wechseln und stellte sich an die Spielautomaten.
    »Sind Sie fertig?«, fragte Maya.
    »Einen Moment noch.«

    »Wir sollten

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