Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
uns überlassen die Frauen ihren Männern das Prügeln.«
    »Hey, sie kann doch auch mitmachen«, rief Muskelprotz. »Sie hat eine gute Figur.«
    Maya fühlte, wie sich die Harlequinkälte in ihrem Herzen ausbreitete. Instinktiv maß ihr Blick die Distanzen und Flugbahnen zwischen sich und den vier Zielen ab. Ihr Gesicht war starr, ohne jede Emotion. Sie bemühte sich, so klar und deutlich wie möglich zu sprechen. »Wenn ihr ihn anrührt, werde ich euch töten.«
    »Oh, jetzt hab ich aber Angst.«
    Glatzkopf warf seinem Freund einen Blick zu und grinste.
»Russ, jetzt steckst du in Schwierigkeiten! Das kleine Fräulein sieht wütend aus! Pass bloß auf!«
    Gabriel wandte sich zu Maya um. Und zum ersten Mal schien er in ihrer Beziehung die Oberhand zu haben: Wie ein Traveler, der seinem Harlequin Anweisungen erteilt. »Nein, Maya! Können Sie mich hören? Ich verbiete Ihnen …«
    Er hatte sich halb zu ihr umgedreht und die Gefahr ignoriert, als Glatzkopf den Baseballschläger hob. Maya sprang auf einen Barhocker, von dort auf den Tresen. Mit zwei langen Schritten war sie an Ketchupflaschen und Senfgläsern vorbei, holte mit dem rechten Bein aus und trat Glatzkopf in die Kehle. Er spuckte aus und machte ein gurgelndes Geräusch, hielt den Schläger aber immer noch fest. Maya packte das eine Ende und sprang zu Boden. Mit einer einzigen Bewegung drehte sie ihm den Schläger aus der Hand, mit einer zweiten schlug sie ihm das Holz an den Kopf. Ein lautes Knacken, und er sank vornüber.
    Aus dem Blickwinkel sah sie, dass Gabriel mit Silberschnalle kämpfte. Sie sprang auf Kathy zu, den Baseballschläger in der rechten Hand, das Stilett mit der linken ziehend. Fettwanst wirkte entsetzt. Er hob die Arme wie ein Soldat, der sich in der Schlacht ergibt. Maya durchstieß seine Handfläche und fixierte seine Hand an der Holztäfelung. Der Bürger stieß einen schrillen Schrei aus, doch Maya ignorierte ihn und wandte sich nun Muskelprotz zu. Schwinger gegen den Kopf vortäuschen, aber tiefer zuschlagen. Das rechte Knie brechen. Ein Krachen, ein Splittern. Dann der Kopf. Ihr Ziel sank nach vorn, und sie wirbelte herum. Silberschnalle lag bewusstlos am Boden. Gabriel hatte ihm den Rest gegeben. Fettwanst fing an zu winseln, als sie sich ihm näherte.
    »Nein«, wimmerte er. »Bitte, o Gott. Nein.« Ein Hieb mit dem Baseballschläger, und er war erledigt. Als er zu Boden ging, riss er das Messer aus der Wand.
    Maya ließ den Schläger fallen, beugte sich hinunter und zog
das Stilett heraus. Weil es blutverschmiert war, wischte sie es an Fettwansts T-Shirt ab. Als sie sich aufrichtete, begann die Klarheit des Kampfes von ihr zu weichen. Auf dem Boden lagen fünf Körper. Sie hatte Gabriel verteidigt und niemanden getötet.
    Kathy starrte Maya an, als wäre sie ein Geist. »Gehen Sie«, sagte sie. »Gehen Sie, los. In einer Minute werde ich den Sheriff rufen. Machen Sie sich keine Sorgen. Wenn Sie nach Süden fahren, werde ich sagen, es war Norden. Ich werde Ihr Auto falsch beschreiben und alles.«
    Gabriel ging als Erster hinaus, Maya folgte ihm. Als sie an dem Kojoten vorbeikam, zog sie den Riegel auf und öffnete die Käfigtür. Zunächst bewegte sich das Tier nicht, so als habe es jede Erinnerung an die Freiheit verloren. Maya ging weiter, blickte aber noch einmal über die Schulter. Der Kojote saß immer noch in seinem Gefängnis. »Lauf!«, rief sie. »Es ist deine einzige Chance!«
    Als sie den Wagen anließ, schlich der Kojote vorsichtig ins Freie und inspizierte den Parkplatz. Das laute Aufheulen von Gabriels Motorrad erschreckte das Tier. Es machte einen Satz seitwärts, fing sich dann und trottete um das Diner herum.
    Gabriel sah nicht zu Maya, als er auf die Straße einbog. Kein Lächeln, keine Handzeichen mehr, keine anmutigen S-Kurven auf der gestrichelten weißen Linie. Sie hatte Gabriel beschützt, ihn gerettet, aber irgendwie schien sie das nur weiter voneinander zu trennen. In diesem Moment wusste sie mit absoluter Sicherheit, dass niemand sie jemals lieben oder ihre Wunden heilen würde. Sie würde sterben wie ihr Vater, umgeben von Feinden. Sie würde allein sterben.

VIERUNDDREISSIG
    M it einer Gesichtsmaske und einem OP-Kittel ausgestattet stand Lawrence Takawa in einer Ecke des Operationssaals. Der Neubau in der Mitte des quadratischen Komplexes war noch nicht für medizinische Eingriffe ausgerüstet, deswegen hatte man im Keller der Stiftungsbibliothek einen provisorischen OP eingerichtet.
    Er beobachtete,

Weitere Kostenlose Bücher