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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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kleine deutsche Automatikpistole mit Fußhalfter. In dem länglichen Metallkoffer entdeckte sie eine Maschinenpistole mit abklappbarer Schulterstütze. Sie beschloss, auch diese Waffe mitzunehmen. Als sie fertig war, legte sie
eine alte Zeitung auf den blutigen Fußboden und stellte sich darauf, um die Taschen der Brüder zu durchsuchen. Bei Tate fand sie vierzig Dollar und drei Plastikfläschchen mit Kokain, bei Bobby Jay neunhundert Dollar, eingerollt und mit einem Gummiband zusammengehalten. Maya steckte das Geld ein und ließ die Drogen neben Tates Leiche liegen.
    Mit dem Gewehrkoffer und ihrer restlichen Ausrüstung unter dem Arm nahm sie den Notausgang. Sie lief einige Blöcke in Richtung Westen und warf die blutige Kleidung in einen Müllcontainer. Jetzt stand sie auf dem Lincoln Boulevard, einer vierspurigen, von Möbelhäusern und Fastfood-Restaurants gesäumten Straße. Es war heiß, und sie fühlte sich, als klebten die Blutspritzer noch immer an ihrer Haut.
    Maya kannte nur eine Kontaktperson. Vor einigen Jahren war Linden nach Amerika gereist, um falsche Pässe und Kreditkarten zu besorgen. Er hatte bei einem Mann namens Thomas, der in Hermosa Beach lebte, eine Postadresse eingerichtet.
    Von einem Münztelefon aus rief sie ein Taxi. Der Fahrer war ein älterer Syrer, der kaum Englisch sprach. Er zog eine Straßenkarte heraus, studierte sie eine Weile und meinte schließlich, er könne sie zu der Adresse bringen.
    Hermosa Beach war ein kleiner Stadtteil südlich des Flughafens von Los Angeles. Es gab einen touristischen Ortskern mit Restaurants und Bars, aber die meisten Gebäude waren kleine Einfamilienhäuser in Ozeannähe. Der Taxifahrer verfuhr sich zweimal. Er hielt an, blätterte wieder in seiner Karte und schaffte es endlich, das Haus in der Sea Breeze Lane zu finden. Maya bezahlte den Fahrer und beobachtete, wie das Taxi am Ende der Straße verschwand. Vielleicht war die Tabula schon hier und erwartete sie im Haus.
    Sie ging die Stufen zur Veranda hinauf und klopfte an die Tür. Niemand öffnete, doch aus dem Hinterhof hörte sie Musik. Maya öffnete das Gartentor und fand sich in einem Durchgang zwischen dem Haus und einer Betonmauer wieder.
Sie stellte ihre Taschen am Tor ab, um die Hände frei zu haben. Bobby Jays Pistole steckte in einem Halfter an ihrem linken Fußgelenk. Über der Schulter trug sie den Schwertköcher. Sie holte tief Luft, machte sich innerlich auf einen Kampf bereit und ging los.
    An der Mauer wuchsen ein paar Kiefern, aber der restliche Hinterhof war vollkommen kahl. Jemand hatte aus dem sandigen Boden eine flache Grube ausgehoben und darüber eine fast zwei Meter hohe Kuppel aus Ästen gebaut, die mit einem Seil zusammengehalten wurden. Während aus einem Transistorradio Country- und Westernmusik schallte, deckte ein Mann mit nacktem Oberkörper die Kuppel mit eingeschwärzten Kuhhäuten ab.
    Der Mann entdeckte Maya und unterbrach seine Arbeit. Er war indianischer Abstammung, hatte langes schwarzes Haar und einen Schwabbelbauch. Als er lächelte, wurde eine große Zahnlücke sichtbar. »Es findet erst morgen statt«, sagte er.
    »Wie bitte?«
    »Ich habe den Termin für die Zeremonie in der Schwitzkammer verschoben. Alle Stammgäste haben eine E-Mail bekommen. Ich nehme an, dass Sie eine Freundin von Richard sind?«
    »Ich suche jemanden namens Thomas.«
    Der Mann beugte sich vor und schaltete das Radio ab. »Das bin ich. Ich bin Thomas Walks the Ground. Und mit wem spreche ich?«
    »Jane Stanley. Ich bin eben aus England eingetroffen.«
    »Ich war einmal in London, um einen Vortrag zu halten. Die Leute fragten mich, warum ich keine Federn im Haar trage.« Thomas setzte sich auf eine Holzbank und begann, ein T-Shirt überzuziehen. »Ich antwortete, dass ich aus dem Volk der Absaroka stamme, den Vogelmenschen. Ihr Weißen nennt uns den Krähenstamm. Ich brauche keinen Adler zu rupfen, um mich wie ein Indianer zu fühlen.«

    »Ein Freund hat mir erzählt, dass Sie über so manches Bescheid wissen.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Das müssen Sie schon selbst herausfinden.«
    Maya sah sich weiter im Hof um. Niemand war in der Nähe. »Und jetzt bauen Sie Schwitzkammern?«
    »Genau. Normalerweise veranstalte ich jedes Wochenende eine Sitzung. Seit ein paar Jahren halte ich Schwitzkammerseminare für geschiedene Männer und Frauen ab. Nach zwei Tagen Schwitzen und Trommelschlagen sehen die Leute ein, dass sich Hass auf den Expartner nicht lohnt.« Thomas lächelte und

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