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Treibgut - 11

Treibgut - 11

Titel: Treibgut - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Witzko
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aufgerissen wurde und laut lärmend Diago und Thesares hereinstürmten. »Kinder!« mahnte Marno nachdrücklich und brachte damit den Jungen und dessen kleine Schwester zum Verstummen. »Guten Morgen, Herr Vater und Frau Mutter!« krähte der Achtjährige, während sich seine Schwester wie immer schüchtern hinter ihm verbarg. »Setzt euch!« sagte Imelde, und beide schwangen sich auf die Stühle zu ihren Seiten, die etwas zu hoch für sie waren. Sogleich begannen sie, auf ihre Mutter einzuplappern. Froh, daß sie ihm noch eine Weile seine Ruhe lassen würden, doch schon mit Freude und einem gewissen Stolz, betrachtete Marno die Dreiergruppe am Ende des Tisches. Diago ähnelte sehr seiner Mutter: Er hatte die gleichen schwarzglänzenden Haare mit dem feinen Rotschimmer und ebenfalls die kleine, leicht rundliche Nase, während Thesares mit ihrer braunen Löckchenpracht und der schmalen Nase mehr ihrem Vater glich. Fast als hätte sie seine Gedanken gehört, schaute das Mädchen lächelnd zu ihm herüber. Er zwinkerte ihr zu. Welch schöne Kinder er doch hatte!
    Vorsichtig wurde die Tür ein weiteres Mal geöffnet und das Frühstück hereingebracht, reichlich für den Herrn des Hauses, kärglich für dessen Dame und die Kinder. Marno hatte sich nie an das lächerliche alanfanische Frühstück gewöhnen können und zu Imelde, die wie immer an einem Saft nur nippen und lediglich eine halbe, selten eine ganze Perainfrucht zu sich nehmen würde, oft genug gesagt: Es ist ein Erbe meiner Ahnen, daß ich morgens hungrig bin, es ist ihr Blut, das in mir spricht. Doch soweit er sah, sprach dieses Blut weder in Thesares noch Diago. Wahrscheinlich lag es daran, daß sie in der Stadt aufgewachsen waren und nicht wie er am Rande des Dschungels.
    Heute war es die Aufgabe der jungen Querinia, den Herrschaften ihre Speise zu bringen. Sie war ein Mädchen von gerade siebzehn Jahren, mit kupferfarbener Haut und flachsblonden Flechten. Ihr Gesicht war eher unscheinbar und ohne markante Linien, wurde aber beherrscht von einem Paar faszinierender brauner Augen, deren Leuchten heftig gegen die sonstige Durchschnittlichkeit ihres Antlitzes rebellierte. Wegen dieser braunen Augen überlegte Marno seit mehreren Wochen, ob er nicht einmal zu der Sklavin gehen sollte. Für gewöhnlich interessierte er sich nicht für so junge Frauen, doch Querinia wirkte älter auf ihn, als sie war. Überdies war sie von üppigen Formen, soweit man es unter der derben Sklavinnenkleidung erahnen konnte. Andererseits liebte es Marno, anschließend zu reden, und was sollte man mit einer Sklavin schon groß reden? Vermutlich würde es sich als schaler Genuß erweisen. Sicher, er hatte Freunde, denen es gleichgültig war, ob sie mit einer Frau oder einer Sklavin das Lager teilten, aber dieser Ansicht war Marno nicht. Und so ein dummes Ding, wer wußte schon, wie sie sich anstellte?
    Es waren andere Zeiten gewesen, als er noch zu Hause auf der Plantage lebte. Da hatte es eine gegeben, ihren Namen hatte er im Lauf der Jahre vergessen, die anders gewesen war: ein wildes kleines Tier, heißblütig und lebendig wie der Urwald. Ihm war fast das Herz gebrochen, als sein Vater sie an einen Nachbarn verschenkt hatte. Zum Glück war sie nicht die einzige auf dem Landgut, die sich glücklich schätzte, wenn der junge Herr Marno sie beehrte, das ließ ihn seinen Schmerz vergessen. Er war damals noch jung, doch später hatte er derlei Gewohnheiten aufgegeben. Es schien ihm nicht mehr angebracht.
    Während das Mädchen die Schalen und Tabletts auftischte, wechselte sein Blick hin und her zwischen ihren baumelnden Brüsten, die sich gegen ihre Bluse drückten, den Halbkugeln ihres Hinterns, den bloßen Fesseln, den nackten Füßen und den zierlichen Händen. Er überlegte, wie sie wohl wäre, starr wie ein Brett oder einfallsreich wie … Tapupa! Wie lange hatte er an diesen Namen nicht gedacht! Unvermittelt schaute ihn das Mädchen aus ihren vielversprechenden Augen an. Zwei Herzschläge lang starrte Marno zurück, dann entschied er, daß es nicht angemessen wäre, wenn ein erwachsener Mann sich mit einer Sklavin paarte. »Du kannst gehen!« sagte er gnädig und fing an zu essen.
     
    Querinia schloß die Tür zum Eßgemach hinter sich und lief den Gang mit den vielen Bildern, die so düstere Geschichten erzählten, hinunter zum Treppenhaus. Erst auf den Stufen zum Erdgeschoß wurde das beklemmende Gefühl in ihrer Brust etwas schwächer. Sie mochte es nicht, wie der Herr sie seit

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