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Bewahre meinen Traum

Bewahre meinen Traum

Titel: Bewahre meinen Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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1. KAPITEL
    N  achdem Shane Gilmore sie geküsst hatte, hielt Nina Romano ihre Augen geschlossen. Okay, dachte sie, dann ist er halt nicht der weltbeste Küsser. Nicht jeder Mann wurde als großartiger Küsser geboren. Manche mussten noch ein wenig üben. Und sicherlich waren Shane Gilmores Kusskünste ausbaufähig.
    Sie öffnete die Augen und lächelte ihn an. Er sah aus, als wäre er ein großartiger Küsser, mit hübsch geformten Lippen und einem energischen Kinn, breiten Schultern und dichtem schwarzen Haaren. Vielleicht hatte er einfach nur einen schlechten Tag.
    „Ich hab schon so lange darauf gewartet“, sagte er. „Deine Amtszeit konnte für mich gar nicht schnell genug enden.“
    Das meinte er nicht böse. Oder? Die Tatsache, dass ihre Amtszeit als Bürgermeisterin von Avalon mit einem Skandal geendet hatte, schmerzte noch immer. Aber vielleicht war sie nur paranoid. Sie entschied sich, darüber zu lachen. „Okay, jetzt klingst du wie einer meiner politischen Feinde.“
    „Meine Gründe sind aber romantischer Natur“, behauptete er. „Ich habe auf den richtigen Zeitpunkt gewartet. Unser Zusammensein hätte einen falschen Eindruck erweckt – du als Bürgermeisterin und ich als Direktor der einzigen Bank im Ort.“
    Du siehst so sehr wie ein Traummann aus, dachte sie. Fang jetzt bitte nicht an, dich wie ein Idiot zu benehmen. Und ja, sie war paranoid wegen des Skandals. Was seltsam war, wenn man ihre Geschichte bedachte. Skandale waren Nina nicht fremd. Als junge, alleinerziehende Mutter hatte sie stets den Kopf oben behalten und sich daran gemacht, für die Stadt Avalon zu arbeiten, was ihr schließlich den Posten als stellvertretende Bürgermeisterin eingebracht hatte. Das Gehalt war beinahe nicht existent, und es besserte sich auch nicht wesentlich, als Bürgermeister McKittrick krank wurde und sie tatsächlich seinen Platz einnahm. Sie war, soweit sie wusste, die jüngste und am schlechtesten bezahlte Bürgermeisterin des gesamten Staates. Sie hatte einen finanziellen Albtraum geerbt. Die Stadt stand kurz vor dem Bankrott. Sie hatte die Ausgaben beschnitten, inklusive ihres eigenen Gehalts, und schließlich die Quelle allen Übels gefunden – ein korrupter Stadtangestellter.
    Genug, dachte sie. Das hier war auf so vielen Ebenen ein neues Kapitel in ihrem Leben. Sie war gerade von einer dreiwöchigen Reise zurückgekehrt und für sie und Shane war es das erste Date. Bei der ersten Verabredung Haarspaltereien zu betreiben war ein absolutes No-Go. Abgesehen von dem Kuss – ungelenk und viel zu … feucht – lief doch auch alles gut. Sie hatten ein sonntägliches Picknick im Blanchard Park genossen, direkt am Ufer des Willow Lake, dem schönsten Ort, den die Stadt zu bieten hatte. Danach waren sie am Ufer entlanggeschlendert, und dort hatte Shane sich getraut. Er war mitten auf dem Weg stehen geblieben, hatte einen schnellen Blick nach rechts und links geworfen und dann seinen Mund auf ihren gedrückt.
    Igitt.
    Komm wieder runter, schalt Nina sich. Es sollte schließlich ein neuer Anfang sein. Während sie ihre Tochter großgezogen hatte, hatte sie keine Zeit oder Energie gehabt, sich mit Männern zu verabreden. Und jetzt, wo sie ihren verspäteten Einzug in die Welt der Verabredungen hielt, sollte sie es nicht gleich ruinieren, indem sie zu kritisch war. Mit ihrer überkritischen Art hatte sie mehr Dates vermasselt als … wenn sie so darüber nachdachte, hatte sie alle vermasselt. Erste Verabredungen waren alles, was Nina Romano je zustande gebracht hatte; ein zweites Treffen hatte es nie gegeben. Außer einmal, vor vielen Jahren. Was dazu geführt hatte, dass sie mit fünfzehn schwanger geworden war. Danach hatte sie beschlossen, dass zweite Dates ihr nur Pech brachten.
    Doch jetzt war alles anders. Es war an der Zeit – und zwar schon lange –, zu sehen, ob eine Verabredung sich auch noch zu etwas anderem als einer Katastrophe entwickeln konnte. Ninas Tochter Sonnet war erwachsen; sie hatte früh die Highschool beendet, mit gerade mal sechzehn, und war an der American University angenommen worden. Alles in allem vermied sie alle Fehler, die ihre Mutter in jungen Jahren gemacht hatte.
    Hör auf, dachte sie, als sie spürte, wie sie sich in Gedanken an Sonnet verlor. In einem Augenblick verrückten Selbstbetrugs hatte Nina sich eingeredet, es würde leicht sein, ihre Tochter gehen zu lassen. Das Kind ziehen zu lassen, das bis zur Abschlussfeier der Highschool vor wenigen Wochen der Mittelpunkt

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