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TS 91: Bis in die Unendlichkeit

TS 91: Bis in die Unendlichkeit

Titel: TS 91: Bis in die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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fragte sie:
    „Sagten Sie – seine Füllfeder zerbrach?“
    Sie schwankte verblüfft, als er nickte. Dann meinte sie heftig:
    „Das muß ich sehen! Wo ist Ihr Kollege?“
    Sie nahm Kellie die beiden Füllfederstücke aus der Hand und starrte sie an. Ihr Mund begann zu beben. Ihre Finger zitterten. Ihr Gesicht nahm einen fahlen, gespannten Ausdruck an. Als sie sprach, war ihre Stimme zu einem Flüstern gesenkt:
    „Erzählen Sie … Wie passierte es? Genau wie?“
    „Nun, ich …“ Kellie wich überrascht zurück. „… ich reichte sie diesem alten Herrn da drüben, als …“
    Er brach ab, denn er sprach zu tauben Ohren. Das Mädchen wirbelte auf dem Absatz herum. Es war wie ein Signal. Der alte Herr senkte die Zeitung und blickte sie an. Sie starrte zurück mit dem gebannten Ausdruck eines Vogels, der von einer Schlange fixiert wird. Ein zweites Mal innerhalb kurzer Zeit schwankte sie. Der Warenkasten kippte ihr fast um beim Laufen, aber irgendwie hielt sie ihn fest, als sie den Gang entlangjagte.
    Einen Augenblick später sah Drake sie über den Bahnsteig rennen.
    „Was zum Teufel …!“ entfuhr es Kellie.
    Er wirbelte herum zum Alten. „Was haben Sie ihr getan?“ fragte er wild. „Sie …“
    Seine Stimme erstarb, und Drake, der eben Kellies Forderung noch seine eigenen scharfen Bemerkungen hinzufügen wollte, blieb ebenfalls stumm.
     
    *
     
    Die Stimme des Geschäftsmannes – dort im hellen Sonnenschein auf dem Bahnsteig von Warwick – verblaßte. Drake benötigte einen Augenblick, bis er merkte, daß die Geschichte zu Ende war.
    „Sie meinen, das ist alles?“ wollte er wissen. „Wir saßen einfach da wie zwei Puppen, von einem alten Herrn aus der Fassung gebracht? Und damit aus? Sie wissen noch immer nicht, was das Mädchen so erschreckte?“
    Er sah, in Kellies Gesicht stand der eigentümliche Ausdruck eines Mannes geschrieben, der krampfhaft nach einem Wort oder einer Redewendung suchte, um das Unbeschreibliche zu beschreiben. Zuletzt sagte Kellie:
    „Es war irgendwie, als … als seien all die zähen Geschäftsleute auf der Welt zu einem einzigen verschmolzen – er verkörperte kompakten Willen. Wir hielten einfach den Mund.“
    Es war eine Beschreibung, mit der sich Drake begnügen konnte. Er nickte grimmig, dann sagte er langsam:
    „Er stieg nicht aus, wie?“
    „Nein, Sie waren außer Selanie der einzige …“
    „Eh?“
    Kellie sah ihn an. „Nun, ich werde selbst nicht klug daraus. Aber genauso war es. Sie baten den Schaffner, Ihr Gepäck in Inchney aufzugeben. Dann plötzlich, bevor der Zug abfuhr, sah ich Sie die Piffer’s Road hinuntergehen, in der gleichen Richtung wie zuvor das Mädchen … Ah, da kommt jetzt der Kisslinger-Zug.“
    Die Bahn – eine Kombination von Güter- und Passagierzug – fuhr geräuschvoll in die Station ein. Später dann, als sie sich durch das Tal hinausschlängelte, saß Drake da, verwundert auf das Terrain starrend, an das er sich noch vage erinnerte; nur schwach war er sich Kellies Stimme bewußt, die neben ihm dahinplätscherte. Schließlich entschied er sich für die nächsten Schritte, die er zu unternehmen gedachte:
    Er würde heute nachmittag in Inchney absteigen, seine Wege machen, bis die Geschäfte schlossen, dann auf irgendeine Weise nach Piffer’s Road fahren und den langen Sommerabend mit Erkundigungen ausfüllen. Wenn er sich recht erinnerte, betrug die Entfernung von der Stadt zu der winzigen Ortschaft knappe zwölf Kilometer. Schlimmstenfalls könnte er Inchney immer noch in ein paar Stunden zu Fuß erreichen.
    Der erste Teil seiner Überlegungen erwies sich in der Praxis sogar als noch einfacher. Der Portier seines Hotels in Inchney teilte ihm mit, es führe um sechs Uhr ein Bus nach Piffer’s Road.
    Um zwanzig nach sechs stieg Drake aus und sah, im Straßenschmutz von Piffer’s Road stehend, dem Bus nach, wie dieser die Highway hinabdröhnte. Das Geräusch verschwand in der Ferne, als er vorsichtig über die Bahngleise stieg. Der Abend war lau und still, und sein Mantel hing schwer in seiner Armbeuge. Später würde es kühler werden, überlegte er, aber im Augenblick bereute er fast, ihn mitgenommen zu haben.
    Nicht weit entfernt, beim ersten Haus, kniete eine Frau und arbeitete am Rasen. Drake zögerte, dann schritt er hinüber zum Zaun und starrte einen Moment lang auf die Frau. Er wußte nicht, ob er sich an sie erinnern sollte. Schließlich sagte er:
    „Entschuldigung, Madam.“
    Sie sah nicht auf. Sie erhob sich auch

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