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0458 - Der Schrecken hinter der Wand

0458 - Der Schrecken hinter der Wand

Titel: 0458 - Der Schrecken hinter der Wand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Der untersetzte Neger rückte seine Goldrandbrille mit einer unauffälligen Bewegung zurecht. Dann nahm er das Papier aus dem Fangkorb des Druckers und reichte es über den Tisch. Immer noch stand die Bildprojektion, die die beiden Köpfe zeigte.
    »Bitte, McNaught. Das müßte reichen«, sagte der Neger. Der Brillantring gleißte im Kunstlicht des luxuriös ausgestatteten Büros. Allein die Fläche, die dieser Raum beanspruchte, hätte anderswo für ein komplettes Großraum-Schreibbüro gereicht. Aber bei Parascience dachte man in anderen Maßstäben.
    McNaught nahm den Farbausdruck vorsichtig, fast andächtig, entgegen und studierte ihn. »Sicher, Mister Garth«, sagte er.
    Er las die Textangaben.
    Professor Zamorra. 49 Jahre. Französische und US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Wohnsitze in Frankreich, Château Montagne im Loire-Tal, und England, Beaminster-Cottage in der Grafschaft Dorset. Parapsychologe. 17 Bücher über Okkultismus, Magie und Satansanbetung. Annährernd hundert Artikel in Fachzeitschriften. Vorübergehend Lehrstuhl an der Harvard-Universität, später an der Sorbonne. Derzeit ohne Lehrauftrag. Größe 185 cm, Haarfarbe dunkelblond, Augenfarbe dunkel. Besonderheit: kein Vorname amtlich registriert. Beziehungen zu Ordnungsund Polizeibehörden in aller Welt, besitzt Sonderausweis der britischen Regierung mit Geheimdienstbefugnissen. Befreundet mit Carsten Möbius, Juniorchef des Möbius-Konzerns. Befreundet mit Robert Tendyke, Eigentümer der Tendyke Industries Ltd. Erhält weltweit Unterstützung durch Firmenniederlassungen der bezeichneten Unternehmen auf Weisung der Chefs.
    Nicole Duval, Alter nicht bekannt.
    Geschätzt Ende Zwanzig/Anfang Dreißig. Französische Staatsbürgerschaft. Wohnsitze siehe unter —> Prof. Zamorra. Sekretärin. Assistentin und langjährige Lebensgefährtin des —> Prof. Zamorra. Größe 172 cm. Haarfarbe unbestimmt, da wechselnd, Augenfarbe braun. Besonderheiten: keine.
    Einstufung: extrem gefährlich.
    Klassifizierung: Feind, Stufe Alpha. Siehe unter -> Fall Bank of Flagstaff/ Koenig.
    Therapie: OVERKILL.
    McNaught legte den Ausdruck wieder ab. Er sah Garth an.
    »Das bedeutet, Ausschaltung unter Anwendung aller möglichen Mittel und ohne Rücksicht auf Dritte sowie die Öffentlichkeit. Verdammt, Mister Garth, das ist hart. Können wir uns das leisten?«
    »Wir können uns diesen Zamorra und seine Assistentin nicht leisten«, erwiderte der untersetzte Neger. »Die Anweisung kommt von ganz oben.«
    »Also von Holm.«
    Garth nickte.
    »Wenn OVERKILL angeordnet wird, dann muß dieser Parapsychologe uns ja ganz schön auf die Zehen getreten sein«, sagte McNaught, der sich unter dem Hinweis auf Fall Bank of Flagstaff/Koenig nichts vorstellen konnte. »Was ist da schiefgelaufen? Können Sie mir mehr über diesen Fall Koenig sagen? Oder unterliegt das der Geheimhaltung?«
    »Es unterliegt der Geheimhaltung«, sagte Garth. »Ihre Aufgabe ist es, Zamorra und Duval entsprechend der Anweisung zu therapieren. Wie Sie das machen, ist Ihre Sache. Von Zamorra und Duval darf nichts übrig bleiben. Und es dürfen keine Spuren übrigbleiben, die auf Parascience hinweisen. Sie haben volle Handlungs- und Entscheidungsfreiheit, McNaught.«
    McNaught erhob sich.
    »Ich werde tun, was ich kann«, sagte er.
    »Vielleicht werden Sie über Ihr Können hinaus gefordert«, warnte Garth.
    McNaught hob die Brauen und verließ das Büro des Negers. Die Folie ließ er auf der Schreibtischplatte liegen. Er brauchte sie nicht. Überall, wo es Parascience -Büros gab, konnte er sich diesen Steckbrief neu ausdrucken lassen.
    Garth sah ihm nach. Seine Finger trommelten einen nervösen Takt auf die Lehnen des Ledersessels. Untergebenen hätte er vielleicht empfohlen, sich einer mentalen Klärung zu unterziehen, um die Nerven zu beruhigen. Doch er selbst hütete sich, in die Fänge des eigenen Apparates zu gelangen. Leute in seiner Position waren nur deshalb so weit aufgestiegen, weil sie sich nicht oder nicht mehr manipulieren ließen, weil sie die Mechanismen durchschauten und über diesen Dingen standen, um auf dem Klavier der Macht zu spielen.
    Parascience war offiziell eine wissenschaftliche Heilslehre.
    Für Eingeweihte war es eine Sekte.
    Und für die Chefetage dieser Sekte war es ein Instrument zum Erlangen finanzieller, wirtschaftlicher, religiöser und politischer Weltherrschaft.
    Garth lächelte.
    Gegen Parascience war die Mafia ein Kindergarten.
    Aber das wußten nur ganz, ganz wenige

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