Ueberwaeltigend
Zorn meines besitzergreifenden Geliebten zu spüren zu bekommen, leicht zu zittern. Während unseres kurzen Telefonats blickt Ferdinand in die Ferne, in eine andere Richtung, als ob er sich aufgrund meines Gespräches unwohl fühlen würde.
„Hallo?“
„Verdammt, Amandine, wo bist du? Ich warte bereits seit über einer Stunde auf dich!“
„Ich bin in einem Restaurant, ich habe vergessen, es dir zu sagen.“
„Mit wem?“
„Mit meinem Chef.“
„Machst du Witze?“
„Nein, warum?“
„Spiel nicht die Unschuldige … Sag mir sofort den Namen des Restaurants!“
„Das ist nicht nötig, ich wollte ohnehin gerade gehen.“
„Amandine!“
„Gabriel, hör auf, so herumzuschreien! Ich fahre nach Hause, du kannst gerne vorbeikommen, wenn du möchtest, ich werde in etwa dreißig Minuten dort sein.“
„Okay. Und ich rate dir, mich nicht warten zu lassen.“
„Wie bitte?“
Ich bereite mich darauf vor, ihm eine Abfuhr zu erteilen, aber er hat bereits aufgelegt. Ohne nachzudenken, stehe ich auf, bedanke mich bei Ferdinand für das Abendessen, entschuldige mich, so schnell gehen zu müssen, und lege vierzig Euro auf den Tisch.
„Das Essen geht auf mich, Amandine.“
„Nein, es gibt überhaupt keinen Grund dafür, dass Sie mich einladen, das war lediglich ein Essen unter Freunden. Sie brauchen also nicht den Gentleman zu spielen.“
„Wenn Sie es sagen …“
Die wollen mich wohl alle wahnsinnig machen!!
„Bis morgen, Ferdinand.“
Gabriel steht gegen die Mauer gelehnt neben dem Eingang des Hauses, in dem ich wohne, und beobachtet mich aus der Ferne. Seine offensichtliche Unverfrorenheit und seine unglaubliche Schönheit rauben mir bereits den Atem. Ich stoße zu ihm und wir tauschen vielsagende Blicke aus, bevor wir, ohne auch nur ein Wort miteinander zu sprechen, bis zu meinem Apartment gehen. Kaum ist die Tür hinter uns ins Schloss gefallen, ertönt seine strenge Stimme.
„Ist es jetzt so weit? Hat er endlich sein Geständnis abgelegt?“
„Was redest du da?“
„Willst du mich zum Narren halten? Beauregard ist verrückt nach dir, das sieht doch ein Blinder!“
„Du hast überhaupt keine Ahnung, Gabriel. Lass uns lieber über Eleanor sprechen. Ich nehme an, du weißt, dass Camille sie getroffen hat?“
„Ja, Silas hat es mir erzählt. Er hätte nie damit einverstanden sein dürfen, das war dumm, mein Bruder denkt an nichts außer an sich selbst.“
„Nein, im Gegensatz zu dir nimmt er auch auf die Gefühle seiner Freundin Rücksicht.“
„Eleanor ist nach dreizehn Jahren wieder aufgetaucht! Meinst du nicht, ich hätte einiges mit ihr zu klären, bevor ich ihr die ganze Welt vorstelle?“
„Die ganze Welt? Bin ich das etwa für dich?“
„Ich weiß es nicht, was bin ich denn für dich? Und Ferdinand?“
„Ferdinand hat überhaupt nichts damit zu tun, versuch nicht, den Spieß umzudrehen!“
„Du wirfst mir vor, dass ich mich wieder jener Frau annähere, die ich heiraten wollte und die die Mutter meines Sohnes ist, aber im selben Moment findest du es normal, das Flittchen dieses dreckigen Typen zu spielen?! Er ist ebenso gefährlich wie sie, ist dir das bewusst?“
„Du bringst alles durcheinander … Alles, was ich von dir verlange, ist, dass du mit mir sprichst und mir erklärst, was gerade vor sich geht. Und … ich möchte sie treffen.“
„Nein.“
„Gabriel, bitte …“
„Amande, der Gedanke, dich bei diesem Typen zu wissen, macht mich wahnsinnig. Verstehst du nicht, dass du die Einzige bist, die mir wichtig ist, die mich besitzt und mich verrückt macht? Hör auf, mich mit deinem Dandy eifersüchtig zu machen, und ich verspreche dir, alles zu tun, damit du bekommst, was du dir wünschst. Gib mir ein wenig Zeit, lass mich meine Probleme mit Eleanor regeln und du wirst sehen, dass sich uns nichts mehr in den Weg stellen wird.“
„Wann?“
„Wenn ich mir sicher bin, dass sie stabil genug ist, Virgile zu treffen. Und dich.“
„Wovor hast du Angst, Gabriel?“
„Dass sie ihn erneut im Stich lässt. Und du dich ihretwegen von mir trennst.“
„Das wird nie passieren …“, sage ich und werfe mich in seine Arme.
Gegen 23 Uhr läutet Gabriels Handy und stört uns bei unserem leidenschaftlichen Liebesspiel. Silas' Name leuchtet auf dem Bildschirm auf, und bevor mich mein Geliebter daran hindern kann, hebe ich ab und schalte den Lautsprecher ein.
„Gabriel, Virgile ist verschwunden, wir suchen ihn schon seit einer Stunde überall, aber er
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