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Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Titel: Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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und drei Minuten später.»
    «Sie sollen beide Maschinen aufhalten», ordnet Kroll an. Sie sieht mir dabei direkt in die Augen. Ich weiß nicht, ob sie erkennen kann, wie bitter mir diese Niederlage schmeckt. Zwei Minuten hätten wir noch gebraucht, vielleicht drei. Mehr nicht. Drei verdammte Minuten.
    Krolls Kollege nimmt das Handy vom Ohr. «Der Kollege in Prag sagt, er stoppt die Maschinen nicht auf gut Glück. Sie sollen den betreffende Flug nennen, sonst kriegen beide Maschinen Starterlaubnis.»
    Ich spüre Hoffnung in mir aufkeimen. Kroll sieht mir immer noch in die Augen. «Mexiko oder Kuba?», fragt sie drohend.
    Ich blicke zu Abel, der mir aufmunternd zunickt. Schön, dass er mir vertraut, aber gerade geht mir der Arsch mächtig auf Grundeis.
    «Mexiko oder Kuba», wiederholt Kroll nachdrücklich.
    «Du musst jetzt auf dein Bauchgefühl hören.» Ich schaue ihn an und weiß gerade nicht, ob er das wirklich gesagt hat. Ich habe jedenfalls nicht gesehen, dass sich seine Lippen bewegt haben.
    Ich blicke der Kommissarin in die Augen und versuche zu ergründen, was in ihr vorgeht. Ich muss auf mein Bauchgefühl hören, denke ich. Sekunden, die mir wie Minuten vorkommen, dann lese ich in ihrem Gesicht das Wort: Lüge . Und im gleichen Moment weiß ich, was zu tun ist.
    «Kuba», sage ich mit fester Stimme.
    «Geht doch.» Sie nickt erfreut, wendet sich an ihren Kollegen, der gerade in sein Handy sprechen will, und stoppt ihn mit einer energischen Handbewegung.
    «Mexiko», sagt sie. «Es ist die Maschine nach Mexiko.»
    Der Beamte schaut sie irritiert an. «Aber er hat doch gerade gesagt …»
    «Stoppen Sie den Flug nach Mexiko», unterbricht sie barsch. «Ich weiß, was ich tue. Die Maschine nach Kuba kann starten.»
    Sie würdigt mich keines weiteren Blickes. Hocherhobenen Hauptes verlässt sie das Zimmer. Der Beamte mit dem Handy folgt ihr schulterzuckend und gibt ihre Order an den Prager Kollegen weiter.
    Abel macht ein zufriedenes Gesicht.
    Ein paar Minuten später, wir haben uns bereits auf einen baldigen Aufbruch eingestellt, erscheint erneut die Kommissarin. Wieder fliegt die Tür auf, diesmal sieht Kroll aus, als wäre sie gerade einen Marathon gelaufen. «Das zahle ich Ihnen heim. Ich bringe Sie hinter Gitter, das garantiere ich Ihnen», stößt sie mit hochrotem Kopf hervor. «Ihr sauberer Bruder ist über alle Berge. Sie haben es also geschafft! Gratuliere!»
    «Und wofür wollen Sie meinen Mandanten einsperren?», fragt Abel betont entspannt. «Dafür, dass er Ihnen die Wahrheit gesagt hat? In Anwesenheit mehrerer Zeugen? Ich an Ihrer Stelle würde das nicht an die große Glocke hängen.»
    Kroll schnaubt verächtlich. Auch ihr ist klar, dass sie das Spiel verloren hat. Sie schießt einen letzten, hasserfüllten Blick ab und verschwindet.
    Einen Moment herrscht Schweigen, dann atme ich tief durch.
    «Alles okay?», fragt Abel besorgt.
    «Danke. Alles bestens», sage ich müde, aber glücklich. «Lass uns abhauen.»
    «Vielleicht nimmst du erst mal die Dinger aus der Nase», erwidert Abel.

[zur Inhaltsübersicht]
    Gottes Wege
    Der Winter hat die Stadt fest im Griff. Der Verkehr kriecht. Auf den eisglatten Bürgersteigen versuchen dick eingemummte Menschen, heil durchs Gewimmel zu kommen. Es wäre ein ganz gewöhnlicher Morgen an einem ganz gewöhnlichen ungemütlichen Dezembertag, wenn nicht Weihnachten unmittelbar bevorstünde. Der Gedanke daran, dass die Menschen heute Abend das Fest der Liebe zelebrieren werden, scheint die Welt zumindest ein paar frostige Atemzüge lang zu einem besseren Ort zu machen. Daran ändert auch nichts, dass unterm Tannenbaum nicht nur geherzt und geküsst, sondern auch gestritten und geprügelt wird. Es ist der Gedanke, der zählt. Und vielleicht ist das auch schon das ganze Geheimnis.
    Diesmal scheint Abel tatsächlich meine Gedanken lesen zu können. «Falls du heute Abend nicht weißt, wohin, dann melde dich einfach. Mein Bauwagen ist dein Bauwagen.»
    «Danke. Aber ich muss mich um Mutter kümmern. Wird nicht leicht, ihr klarzumachen, dass Jonas heute nicht dabei sein kann.»
    «Du könntest sie belügen», empfiehlt Abel.
    «Das sowieso. Glaubst du, ich hab vor, ihr auf die Nase zu binden, dass ihr Lieblingssohn ein international gesuchter Verbrecher ist?»
    «Wie gesagt: Falls du es dir anders überlegst …»
    «Danke», sage ich. «Und danke auch für eben.»
    Abel nickt, hebt die Hand zum Gruß und verschwindet im Getümmel.
    Ich überlege, dass es klug

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