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Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Titel: Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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ausgelöst. Nur ein paar geplatzte Äderchen. Wollen Sie trotzdem eine Schmerztablette?»
    «Haben Sie mir die noch nicht weggenommen?», frage ich.
    Er lacht und schüttelt den Kopf. «Nein, ich hab jetzt wieder Amphetamine. Die sind sowieso besser als Analgetika. Deshalb können Sie so viel Schmerzmittel haben, wie Sie wollen. Möchten Sie?»
    «Danke, nein. Wo bringen Sie mich eigentlich hin?», frage ich.
    «Aufs Präsidium. Die Kommissarin will Sie dringend sprechen.»
    Ich verziehe widerwillig das Gesicht.
    «Was haben Sie denn ausgefressen?», fragt er.
    «Nichts», erwidere ich im Brustton der Überzeugung.
    Er lacht. «Das kenne ich. Dann brauchen Sie folgende drei Sätze: Daran kann ich mich leider nicht erinnern. Das ist mir nicht bekannt. Und: Hierzu möchte ich mich nicht äußern.»
    «Danke. Werde ich mir merken», sage ich.
    «Und lassen Sie sich nicht in die Enge treiben», rät er. «Diese Kroll sieht nicht nur aus wie ein Profi-Wrestler, die hat auch schon einige schwere Jungs auf die Matte geschickt, hab ich mir sagen lassen.»
    Das Verhörzimmer ist karg möbliert. Ein Tisch, zwei Stühle, in der Ecke ein einsamer Farn. An der Wand hängt eine Karte von Berlin, daneben eine überdimensionale Wanduhr, deren lautes Ticken die Stille zerhackt. Ich bin sicher, man hat das Modell bewusst gewählt, um die Wartenden zu zermürben. Mich persönlich zermürbt das Klacken des Sekundenzeigers kein bisschen. Mein Elternhaus war voll von solchen Uhren, denn Bartholomäus Jakobi war zwar ein Trinker, aber einer von der pünktlichen Sorte.
    Ein junger Beamter hat Kaffee und Wasser gebracht. Ich sitze da mit meinen Tampons in den Nasenlöchern und sehe wahrscheinlich aus wie das Warzenschwein Pumbaa aus dem König der Löwen . Die Tür geht auf, und Hauptkommissarin Kroll erscheint. Müsste man ihr ebenfalls ein Tier zuordnen, wäre es wohl der Yeti. Oder Chewbacca aus Krieg der Sterne .
    Sie pfeffert meinen Pass auf den Tisch und baut sich vor mir auf. «Sie sind nicht Jonas Jakobi. Sondern sein Bruder Jakob.»
    «Sie sollten bei der Polizei anfangen», erwidere ich. «Ich glaube, Sie haben einen ausgeprägten detektivischen Spürsinn.»
    «Hey! Ein Witzbold!», ruft sie theatralisch und lässt sich auf den Stuhl fallen. Das Möbelstück ächzt unter der Last ihres Körpers. «Keine Sorge. Ihnen wird das Lachen hier ganz schnell vergehen. Das verspreche ich Ihnen.»
    Zwei Stunden später ist mir das Lachen immer noch nicht vergangen. Ich weiß inzwischen, dass mein Bruder mit seinen Spekulationsgeschäften die märchenhafte Summe von drei Milliarden Euro verzockt hat. Damit gehört er zu den Topkriminellen des Casinokapitalismus, weshalb damit zu rechnen ist, dass er nach einer moderaten Haftzeit von vier bis sechs Jahren mit Büchern, Filmen und Vortragsreisen eine Menge Geld verdienen wird. Es wäre sogar denkbar, dass ihm Letzteres gelingt, ohne zuvor in den Knast zu wandern, wenn er es heute schafft, Hauptkommissarin Chewbacca zu entwischen. Kuba liefert gewöhnlich nicht aus, und falls Jonas clever genug war, wenigstens ein paar Hunderttausend Euro von dem vielen Geld für sich selbst abzuzwacken, dann dürfte es locker für einen Neustart in der Karibik reichen. Ich gönne es ihm. Und ich werde mein Bestes tun, ihm die Flucht zu ermöglichen. Irgendwie ist mir ein Betrüger als Bruder fast lieber, als es jener Musterknabe war, den Jonas uns immer vorgespielt hat.
    Die vergangenen zwei Stunden sind auch an der Kommissarin nicht spurlos vorübergegangen. Sie lässt zum wiederholten Male neuen Kaffee kommen, während sie sich mit den Fingerspitzen die Schläfen massiert.
    «Sie sollten sich eine Weile hinlegen», sage ich. «Sie sehen müde aus.»
    Sie hält inne und blickt mich verächtlich an. «Ich weiß, dass Ihr Bruder Europa noch nicht verlassen hat. So was habe ich im Gefühl. Und ich weiß auch, dass Sie mir sagen können, welchen Flug er gebucht hat.»
    «Wer sagt überhaupt, dass er fliegen will?», antworte ich.
    «Will er denn?», fragt sie lauernd.
    Ich lächle nachsichtig. «Ich plaudere hier mit Ihnen aus lauter Freundlichkeit», sage ich und fahre mit gespielter Strenge fort: «Wenn Sie mir ständig blöd kommen, dann verweigere ich die Aussage. Rechtlich gesehen darf ich das. Es handelt sich ja schließlich um meinen Bruder.»
    Sie beugt sich vor. «Glauben Sie wirklich, dass Sie so einfach davonkommen würden? Ich krieg Sie dran wegen Beihilfe.»
    Es klopft. Ein älterer Mann in Zivil

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