Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)
Scharnier. Auf dem kleinen Hof waren tatsächlich verschiedene Spuren zu sehen. Es befanden sich also mindestens zwei Personen hier, und das übertrieben kräftige Vorhängeschloss, das die Tür zum Geräteschuppen sicherte, deutete an, dass mindestens eine von ihnen sich darin befand. Die Tür zum Haupthaus schien in der Tat aufgebrochen worden zu sein, sodass es nicht schwierig würde, dort einzudringen. Was den Schuppen betraf, schien es leichter, die Tür aufzubrechen statt das eigentliche Schloss.
Sjöberg schlich zu seinen Leuten zurück.
»Den Spuren nach befindet sich Rydin im Haus«, erklärte er. »Und vermutlich ist er nicht allein. Die Tür ist aufgebrochen worden, sodass man sie wohl einfach nur aufreißen muss. Wahrscheinlich gibt es in dem Haus nicht mehr als einen Raum. Ich schätze, dass die Treppenstufen ziemlich knarren werden, wenn ihr hinaufsteigt, also muss es schnell gehen, wenn ihr erst einmal da seid. Einar befindet sich vermutlich im Schuppen, der von außen mit einem großen Vorhängeschloss verriegelt ist. Ich denke, dass wir hier ebenfalls versuchen sollten, die Tür einzuschlagen. Alle bitte mit gezogenen Waffen, und, wie schon gesagt, kein unnötiger Waffengebrauch. Vermutlich werden wir keinen einzigen Schuss abgeben müssen, wenn wir nicht zu früh entdeckt werden. Fragen?«
»Sollen wir hier warten oder uns ein Stück zurückziehen?«, fragte einer der Rettungssanitäter.
»Hier steht ihr gut, aber geht in Deckung, wenn es zu einem Schusswechsel kommt«, antwortete Sjöberg. »Wenn ihr gebraucht werdet, kriegt ihr Bescheid.«
Er schaute sich um, aber niemand schien etwas hinzuzufügen zu haben.
»Viel Glück. Wir starten jetzt.«
Jemand von den Einsatzkräften hatte die Pforte geöffnet, und die eine Gruppe bewegte sich nach links und baute sich vor dem Schuppen auf, einige schwer bewaffnete und mit Helmen geschützte Polizisten gingen an der Spitze, Sjöberg und Westman hielten sich im Hintergrund.
Die andere Gruppe lief mit leichten Schritten zu der Treppe an dem fast baufälligen, kleinen Haus hinüber. Hamad und Sandén, die sich ebenfalls hinter den Leuten der nationalen Einsatzgruppe hielten, drehten sich zu Sjöberg um und warteten auf ein Signal. Als Sjöberg erst seine Hand hob und dann die Luft wie mit einem Axthieb spaltete, wurde die kompakte Stille jäh unterbrochen, und sie stürmten mit gezogenen Pistolen und klopfenden Herzen die Treppe hinauf und fielen in den einzigen Raum des Hauses ein.
An einem Tisch an der Wand saß der gesuchte Mikael Rydin ruhig auf einem Küchenstuhl und hielt eine Videokamera in der Hand, mit der er etwas filmte, das Sandén zuerst gar nicht sah. Doch plötzlich gab jemand einen langen, herzzerreißenden Schrei von sich, auf den Hamad am schnellsten reagierte. Er lief in die Ecke schräg gegenüber von Rydin und warf sich auf die Knie. Dort saß der Junge, mit dem Sandén an der Rezeption der Polizeiwache gesprochen hatte, und betrachtete sie mit weit aufgerissenen Augen. Er gab keinen Laut von sich, obwohl ihm das Blut aus der Nase strömte. Neben ihm lag ein anderer Junge zusammengekrümmt auf dem Boden. Sandén glaubte zuerst, dass er bewusstlos war, bis ihm klar wurde, dass der Schrei von ihm stammte.
Ohne sichtbare Reaktion ließ Rydin seinen Blick über die Polizisten der Einsatzgruppe wandern, die bereit waren, ihn zu erschießen, wenn es nötig sein sollte. Dann klappte er das Display zurück und ließ es mit einem leisen Klick an der Kamera einrasten, bevor er das Gerät ausschaltete. Während sich Hamad um die verängstigten Jungen kümmerte, eilte Sandén nach draußen, um die Rettungssanitäter herbeizurufen. Erst danach nahm er den anscheinend völlig ungerührten Täter mehr oder weniger formell fest.
»Mikael Rydin, Sie sind festgenommen wegen einer verdammt großen Menge von Verbrechen«, sagte er mit einer lauteren Stimme, als es die Situation eigentlich erforderte, nachdem es Hamad gelungen war, den hysterisch schreienden Jungen zu beruhigen. »Legen Sie langsam die Kamera ab und Ihre Hände mit den Handflächen nach oben auf den Tisch. Wenn Sie Widerstand leisten, machen wir ohne zu zögern von der Schusswaffe Gebrauch.«
Mikael Rydin tat, was ihm gesagt wurde, und einer der Polizisten der Einsatzgruppe trat mit entschlossenen Schritten an den Tisch und legte ihm Handschellen an. Ein anderer stellte sich hinter ihm an die Wand, und gemeinsam zogen sie ihn auf die Beine und schoben ihn nach draußen und die
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