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095 - Ruine der Kopflosen

095 - Ruine der Kopflosen

Titel: 095 - Ruine der Kopflosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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    „Hier
haben sie mal gestanden“, sagte Burt Taylor und wies auf die überwachsenen
Mauerreste. Er meinte die Ruine Black Walls. So nannte man sie hier in
Schottland, eine von vielen Burgruinen in den Highlands. „Die dunklen, massigen
Mauern“, fuhr er fort, „sind nur noch ein paar morsche Steine.“ Als wolle er
seine Aussage beweisen, schlug er mit einem Stock, den er die ganze Zeit über
zum Stochern benutzte, gegen die verwitterten Mauerreste. Aber so morsch, daß sie
zusammenfielen, waren sie nun auch wieder nicht. Der Stock zerbrach.
    Die
beiden jungen Leute lachten.
    Es
machte Rolf Weber Spaß, an der Seite seines englischen Freundes die Fahrt durch
das Land zu erleben. Es war ein Bilderbuchsommer. Hier in Schottland wurde er
nie zu heiß. Aus einer Brieffreundschaft, die vor zehn Jahren in der Schule
begann, hatte sich eine feste Freundschaft entwickelt.
    Der
stiernackige, etwas untersetzte Burt Taylor war ein Bursche, der das Herz auf
dem rechten Fleck hatte. Fast immer war er zu einem Scherz aufgelegt.
    Seit
drei Wochen war Rolf Weber auf der Insel, und er verstand sich blendend mit
ihm.
    Sie
waren zu einer sechswöchigen Radtour durch Schottland gestartet. Burt hatte
sich bereit erklärt, seinem Freund das Land, in dem seine Vorväter geboren
wurden und lebten, zu zeigen.
    Burt
Taylor kannte Schottland auch nur vom Hörensagen. Er stammte aus Amerika und
war der Sohn einer schottischen Mutter und eines amerikanischen Vaters.
    Seit
drei Jahren lebte er wieder hier.
    Die
Freunde hockten auf ein paar Felsstücken, rauchten eine Zigarette und blickten
von dieser Höhe weit über das hügelige Land. Die Sonne sank. In der Ferne
schimmerte kupfern einer der zahlreichen Seen, die es in Schottland gab.
    Rolf
sah nach Norden. Hinter den Hügeln mußte Loch Ness liegen, und dahin wollten
sie auch noch. Während es dunkler wurde, unterhielten sie sich angeregt und
zündeten ein Lagerfeuer an. Das Zelt stand bereits.
    Der
Anstieg war beschwerlich gewesen, der Weg steil und schmal. Sie mußten die Räder
mit dem schweren Gepäck schieben. Oben angekommen, sahen sie weit und breit
keinen Menschen, kein bewohntes Haus stand hier. Das nächste Dorf war zwanzig
Meilen entfernt.
    Auf
dem Hügel der Black Walls war es ruhig, die Luft klar - Grillen zirpten.
    „Eigentlich
komisch“, meinte Rolf Weber, als er wieder zu den Mauerresten hinübersah. „Ich
muß immer daran denken, daß hier einst Menschen gelebt haben. Hier wurde
geliebt, gehaßt, gegessen und getrunken, hier haben die Herren Ritter getafelt
und ihren Damen Keuschheitsgürtel angelegt, wenn sie längere Zeit nicht auf der
Burg weilten.“
    „Aber
ob sie damit Erfolg hatten, ist fraglich. Die Sache mit den Keuschheitsgürteln,
meine ich. Vielleicht lag dort hinter jenem Baum schon der Liebhaber, und der
Nachschlüssel klimperte in seiner Tasche, während der Herr Ritter mit vor
Stolz geschwellter Brust und in der Annahme, daß seine Holde ihm treu bleiben
würde, davonritt“, sagte Burt leise lachend.
    Rolf
fuhr sich durch das dichte, lange Haar, zündete sich eine weitere Zigarette an
und zeigte auf den nur noch andeutungsweise vorhandenen Torbogen, der in einen
öden und trostlosen Hof mündete. „Es geht mir immer so, wenn ich Zeugnisse
einer vergangenen Epoche sehe. Dann werde ich nachdenklich und frage mich, wie
diese Menschen wohl gedacht, gelebt und gefühlt haben. Die Mauern da vor uns…
Jeder einzelne Stein könnte uns etwas erzählen.“ Und zusammenhanglos
fügte er hinzu: „Ich glaube, eines Tages werde ich es doch noch. Und wenn es
nur zu meinem privaten Vergnügen ist.“
    Sein
Freund wußte, was er damit sagen wollte. In seinen Briefen hatte er schon immer
davon geschrieben. Er wollte studieren und Archäologe werden, aber das
scheiterte am Widerstand der Eltern. Rolfs Vater hatte einen Handwerksbetrieb,
der florierte. Rolf war der einzige Sohn. So hatte er Spengler und Installateur
werden müssen, um später das väterliche Geschäft zu übernehmen.
    Das
Lagerfeuer erlosch. Sie gossen aus einer nahen Quelle, die einen gurgelnden
Wildbach bildete und dann zwischen Gestrüpp und gewaltigen Steinen halb
unterirdisch weiterfloß, Wasser auf die Feuerstelle, um die letzten Flammen zu
löschen.
    „Warum
nennt man diese Ruine eigentlich Black Walls?“ wollte Rolf Weber wissen,
während sie sich auszogen und in die Schlafsäcke schlüpften.
    „Keine
Ahnung, vielleicht deshalb, weil die Steine besonders dunkel sind. Möglich, daß
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