Unsterbliche Liebe
Motorhaube aufmacht, schickst ihn kurz ins Reich der Träume, während ich die Kiste stilllege.«
Justin grinste. »Ich verstehe, worauf du hinauswillst, sozusagen eine gewaltlose Intervention.«
»Was hast du denn erwartet? Ich bin vielleicht einen Ozean entfernt vom Rest der Kolonie, aber immer noch ein Teil davon. Ich würde nie einem Sterblichen auch nur ein Haar krümmen. Wofür hältst du mich eigentlich?« Christopher, den seine Freunde Kit nannten, grinste. »Folge mir!«
Über die Dachrinne gebeugt, beobachteten sie das Geschehen. Die Diebe waren offenbar Profis. In Minutenschnelle hatten sie die Alarmanlage außer Kraft gesetzt, und wenige Sekunden später kletterten alle drei durch ein Erdgeschossfenster in das Gebäude.
»Ich glaube, es wird Zeit«, sagte Christopher und ließ sich drei Stockwerke tiefer auf den Erdboden hinuntergleiten.
Justin folgte ihm dicht hinterher. Er wischte sich die Hände ab, näherte sich dem Fahrer und verlangte, er solle die Motorhaube öffnen.
Kaum hatte Justin seine Aufforderung ein paar Mal wiederholt, zeigte sie auch schon Folgen. Innerhalb kürzester Zeit hielt Christopher die Verteilerkappe in den Händen, und nahm sicherheitshalber auch noch die Zündkerzen heraus. Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie Ersatzkerzen mitführten, ging er noch zur Rückseite des Fahrzeugs, zog seine Socken aus und stopfte sie in den Auspuff.
»Alles in Ordnung?«, fragte er Justin, der dem Fahrer sanft auf die Schulter klopfte.
»Er kommt bald wieder zu sich.« Justin langte in das offene Fenster. »Zum Teufel noch mal, du hattest recht.« Aus der Jackettasche des Fahrers zog er eine Pistole. »Widerlich, so ein Ding.«
»Kein Problem, wir lassen es verschwinden. Fliegen wir ’ne Runde?«
Christopher hob ab, gefolgt von Justin, und gemeinsam flogen sie durch die Lüfte, um nur wenige Minuten später am Flussufer zu landen.
»Schöne Stelle«, sagte Justin.
»Die Lieblingsstrecke der Jogger normalerweise, aber zu dieser nächtlichen Stunde absolut ruhig.« Während er sprach, warf Christopher die Verteilerkappe und die Zündkerzen ins Wasser. »Wirf die Kanone gleich mit hinein. Früher hab ich die Dinger meist in den Teich im Park geworfen, aber das ist vielleicht doch zu riskant, falls man das Wasser einmal ablässt.«
Justin nahm noch das Magazin heraus und warf dann die Kanone in die eine, die Munition in die andere Richtung. Ein lautes Platschen durchdrang die Stille der Nacht, aber das Geräusch verebbte schnell, und schon im nächsten Moment standen beide schweigend da und beobachteten die sich ausbreitenden Ringe auf der Wasseroberfläche. »Und? Gehen wir jetzt nach Hause?«, fragte Justin.
»Wo denkst du hin? Jetzt geht der Spaß doch erst los. Komm mit.«
Dieses Mal ging Kit zu Fuß, ein paar hundert Meter bis zu einer Tankstelle, die Tag und Nacht geöffnet hatte. Während Justin die Preise im Kopf in Pfund umrechnete und zu dem Schluss kam, dass das Benzin alles andere als billig war, marschierte Kit auf ein Münztelefon zu und wählte die 911. »Ich bin gerade an der Stewart-Schule vorbeigefahren und habe das Gefühl, da stimmt etwas nicht. Sieht mir schwer nach einem Einbruch aus«, sagte er und legte auf.
»Das ist alles?«, fragte Justin.
»Es genügt«, erwiderte Kit. »Die Polizei in Columbus nimmt jeden Anruf ernst. Sie haben mich noch nie im Stich gelassen. Wir können zurückfliegen, um noch vor ihnen vor Ort zu sein, oder wir flanieren einfach vorbei und sehen ihnen bei der Arbeit zu wie zwei besorgte und entsetzte Bürger, wobei ich den Blick vom Dach aus vorziehe.«
Sie flogen zurück und beobachten das Schauspiel von oben, die Köpfe über der Dachrinne hängend, um nur ja kein Detail zu versäumen. Kit hatte recht gehabt. Es lohnte sich wirklich. Die Einbrecher kamen gerade mit der ersten Ladung Computer aus dem Vordereingang, als auch schon das erste blauweiße Polizeiauto mit laufendem Blaulicht vorfuhr. Zwei weitere folgten unmittelbar, und an Flucht war im Fall der Ganoven ja nicht mehr zu denken. Herrlich, so ein stillgelegtes Auto.
Nach und nach gingen in den Häusern gegenüber die Lichter an; lautes Gebrüll und die Polizeisirenen ließen niemanden schlafen. Die Diebe bekamen Handschellen angelegt und wurden in die bereitstehenden Einsatzwagen verfrachtet. Schließlich sicherten zwei uniformierte Polizisten den Kleinlaster noch mit gelbem Plastikband, dann legte sich die Aufregung allmählich.
»Genug gesehen?«, fragte Kit.
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