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Verbrechen und Strafe (Übersetzung von Swetlana Geier)

Verbrechen und Strafe (Übersetzung von Swetlana Geier)

Titel: Verbrechen und Strafe (Übersetzung von Swetlana Geier) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Michajlowitsch Dostojewskij
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vierzehn Jahre alt, aber ihr Herz war schon gebrochen, sie hatte sich getötet, durch eine schändliche Tat verletzt, die ihr junges, kindliches Bewußtsein mit Entsetzen und Erstaunen erfüllt, die ihre engelreine Seele mit unverdienter Schande besudelt und ihr einen letzten Schrei der Verzweiflung entrissen hatte, der nicht erhört, sondern frech erstickt wurde in finstrer Nacht, in Kälte, bei feuchtem Tauwetter, als der Wind heulte ...
    Swidrigailow kam zu sich, stand auf und trat ans Fenster. Er fand tastend den Riegel und öffnete das Fenster. Der Wind drang rasend in seine enge Kammer und schlug mit frostigem Reif gegen sein Gesicht und seine nur mit dem Hemd bedeckte Brust. Unter dem Fenster befand sich wohl tatsächlich etwas wie ein Garten, vielleicht sogar ein Vergnügungsgarten; wahrscheinlich sang bei Tage auch hier ein Sängerchor und wurde auf den Tischen Tee serviert. Jetzt aber flogen von den Bäumen und Sträuchern Regentropfen ins Fenster, es war dunkel wie in einem Keller, so daß man kaum einige dunkle Flecken, die Gegenstände darstellten, unterscheiden konnte. Swidrigailow beugte sich hinaus und blickte an die fünf Minuten, sich mit den Ellenbogen auf das Fensterbrett stützend, unverwandt in dieses Dunkel. Durch die finstere Nacht tönte plötzlich ein Kanonenschuß, ihm folgte ein zweiter.
    »Aha, das Signal! Das Wasser steigt!« dachte er. »Gegen Morgen wird es in den niedriggelegenen Stadtteilen in die Straßen fluten, die Keller überschwemmen, die Kellerratten werden emporschwimmen, und die Menschen werden in Wind und Regen, durchnäßt und fluchend ihren Plunder in die oberen Stockwerke schleppen ... Wie spät mag es jetzt wohl sein?« Kaum hatte er sich das gefragt, als irgendwo ganz in der Nähe, tickend und sich mit aller Kraft beeilend, eine Wanduhr drei schlug. »Ach, in einer Stunde fängt es schon zu tagen an! Was soll ich noch länger warten? Ich gehe gleich von hier weg direkt in den Petrowskij-Park; dort suche ich mir einen großen Strauch aus, ganz vom Regen übergossen, so daß, wenn man ihn nur mit der Schulter berührt, Millionen von Tropfen den Kopf überschütten ...« Er ging vom Fenster weg, machte es zu, steckte die Kerze an, zog Weste und Mantel an, setzte sich den Hut auf und ging mit der Kerze in der Hand in den Korridor, um den abgerissenen Kerl, der irgendwo in einer Kammer zwischen allerlei Gerümpel und Kerzenstümpfen schlafen mochte, aufzusuchen, mit ihm abzurechnen und das Gasthaus zu verlassen. »Es ist der beste Augenblick, einen besseren hätte ich gar nicht finden können!«
    Er ging lange auf dem langen schmalen Korridor auf und ab, ohne jemand zu finden, und wollte schon laut rufen, als er plötzlich in einer dunklen Ecke zwischen einem alten Schrank und einer Tür einen sonderbaren Gegenstand entdeckte; es schien etwas Lebendiges zu sein. Er beugte sich mit der Kerze darüber und sah ein Kind, ein höchstens fünfjähriges kleines Mädchen, in einem wie ein Bodenlappen durchnäßten Kleidchen, ein zitterndes und weinendes Kind. Es schien vor Swidrigailow gar keine Angst zu haben, sah ihn mit stumpfem Staunen mit seinen großen schwarzen Augen an und schluchzte ab und zu, wie Kinder, die lange geweint haben, aber schon stillgeworden sind und sich sogar getröstet haben, doch noch immer ab und zu aufzuschluchzen pflegen. Das Gesichtchen war blaß und mager; sie war vor Kälte fast erstarrt, – aber »wie ist sie nur hergeraten? Sie hat sich also hier versteckt und die ganze Nacht nicht geschlafen«. Er begann sie auszufragen. Das Mädchen wurde plötzlich lebhaft und stammelte etwas sehr schnell in ihrer kindlichen Sprache. Die Rede war von einem »Mamachen« und daß »Mamachen hauen wird« und von irgendeiner Tasse, die das Kind zerschlagen hatte. Das Mädchen redete ununterbrochen; aus allen diesen Reden konnte man einiges verstehen: daß es ein verhaßtes Kind sei, das von seiner Mutter, einer ewig betrunkenen Köchin, wahrscheinlich im Gasthause selbst, durch fortwährende Schläge ganz eingeschüchtert worden; daß das Kind eine Tasse dieses Mamachens zerschlagen habe und so erschrocken wäre, daß sie schon am Abend weggelaufen sei; wahrscheinlich hatte sie sich lange auf dem Hof im Regen verborgengehalten, sich dann ins Haus eingeschlichen, sich hinter den Schrank versteckt und hier in der Ecke die ganze Nacht weinend und zitternd vor Nässe, Dunkelheit und Angst, daß man sie schlagen würde, gesessen. Er nahm sie auf die Arme, ging in sein

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