Verführung der Schatten
Vorhut.“
„Die Vorhut?“, rief sie.
Irgendwo in einer Etage über ihnen war eine quietschende Tür zu hören. Er sprang auf die Füße. „Komm mit mir, wenn du lebend hier rauskommen willst.“
„W-wohin gehen wir denn?“
„Wir rennen einfach los. Ich sorge dafür, dass du sicher bist, aber du wirst mir vertrauen müssen.“ Er hielt ihr seine riesige Pranke hin.
Da ihr keine andere Wahl zu bleiben schien, ergriff sie sie, und er zog sie hoch. Sie fühlte sich erstaunlich ruhig, in Anbetracht der jüngsten Ereignisse, nicht einmal ihre Knie zitterten. Er führte sie aus dem Gemach heraus, ohne ihre Hand loszulassen, und dann einen düsteren Korridor entlang.
Als der Gang von einem Alkoven unterbrochen wurde, erblickten sie eine Gruppe, aus drei Männern bestehend, die genau die gleichen Umhänge wie die von eben trugen und dieselbe merkwürdige Sprache sprachen. Cadeon drängte sie gegen die Wand und flüsterte ihr direkt ins Ohr: „Du darfst nicht den kleinsten Laut von dir geben. Du bleibst hier, bis ich wieder zurückkomme und dich hole. Ist das klar?“
Sie nickte, und er drehte sich um. Während er sich auf den Angriff vorbereitete, wuchsen die breiten Muskeln in seinem Rücken vor ihren Augen. Seine Hörner richteten sich auf und wurden schwarz.
Seine Lippen teilten sich, als er sich auf die anderen stürzte. Seine Geschwindigkeit war atemberaubend, und sein Gebrüll ließ den Gang erzittern und schmerzte in ihren empfindlichen Ohren. Er packte einen Dämon bei den Hörnern und drehte dessen Kopf um, bis ein deutliches Knacken zu hören war.
Als er sich gleich darauf den beiden anderen zuwandte, wurden die Reißzähne in seinem Ober- und Unterkiefer noch länger. Er bediente sich ihrer wie ein Tier und biss und kratzte wild.
Hatte sie auch so ausgesehen, so außer sich vor Wut, als sie getötet hatte? Ihre eben erst gewonnene Furchtlosigkeit verflog wieder. Seine Augen färbten sich schwarz, so wie die der anderen, und sie erschauerte und wich zurück.
Hatte sie wirklich gedacht, dass er anders wäre? Ich will doch nur nach Hause. Vergessen, dass dies alles jemals passiert ist. Warum sollte sie ihm trauen? Ich finde schon allein hier raus.
Sie wandte sich von dem Kampf ab und lief den Gang in die entgegengesetzte Richtung weiter, bis sie schließlich in eine Art offene Galerie stolperte.
Auf den Holzstühlen und dem Steinfußboden waren weitere bizarre Symbole zu sehen. An den Wänden hingen uralt wirkende Wandteppiche. Auf einem Regal waren Schädel aufgereiht, die auf den ersten Blick menschlichen Ursprungs zu sein schienen, doch dann bemerkte Holly, dass sie Hörner und Fangzähne in Ober- und Unterkiefer hatten.
Dann entdeckte sie eine Doppeltür, die möglicherweise nach draußen führte. Wenn sie nur hier herauskäme, dann würde sie einen Wagen anhalten oder sich versteck…
Schnell hintereinander abgefeuerte Schüsse ließen den Boden zu ihrer Rechten explodieren. Sie schnappte nach Luft und riskierte einen Blick, während sie nach links rannte. Männer richteten Maschinengewehre auf sie, offensichtlich in der Absicht, sie umzubringen.
Dann begann ein weiterer Mann aus der anderen Richtung auf sie zu schießen. Die Mauer wurde auf beiden Seiten von Geschossen durchsiebt, die immer näher kamen. Sie rannte nach rechts, dann wieder nach links, aber beide Wege waren blockiert. Die Projektile kamen immer näher und näher …
Auf beiden Seiten fehlten nur noch Zentimeter. Sie erstarrte vor Angst.
Da übertönte ein Brüllen die Schüsse. Cadeon durchbrach den Kugelhagel, um zu ihr zu gelangen. Er riss Holly in seine Arme und drückte sie an die Brust. Als die Kugeln sie erreichten, presste er sie so gegen die Wand, dass sein Körper jeden Quadratzentimeter ihres Körpers bedeckte.
Er biss die Zähne aufeinander, als die erste Kugel ihn traf, unfähig, sich umzudrehen und zu fliehen, ohne ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Sie brach in Tränen aus. Zwei Kugeln, drei, vier …
Er starrte auf sie herab. Seine pechschwarzen Augen schienen sie zu verzehren. „Du läufst … nie wieder weg … von mir. Klar?“, stieß er mit rauer Stimme hervor.
„K-klar“, flüsterte sie geknickt. Jedes Mal wenn sein riesiger Körper unter dem Aufprall einer Kugel zuckte, weinte sie noch heftiger.
Über die Schulter gewandt brüllte er die Angreifer an, stieß ein wildes, warnendes Grollen aus, und sie wimmerte. Mit harscher, rauer Stimme versuchte er sie zu beruhigen.
„Nein, nein, Frau.
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