Verschleppt
Essenstisch saß und die miteinander redeten, sie lachten. Sara lächelte und vermisste in diesem Moment ihre Mutter.
In der Garagenauffahrt parkte das Auto von Kelly, ein blauer Lexus. Sie öffnete das quietschende Fliegengitter und klopfte an Kellys Haustür. Ihre Freundin öffnete ihr mit einem Glas Sekt in der Hand. „Schätzchen!“ Das Lächeln wich aus ihrem Gesicht, als sie Sara ungläubig von oben bis unten musterte. Sie schüttelte mehrfach den Kopf. „Ach, du Schreck!“ Sara guckte sie verdattert an. „Was ist denn los, Kelly?“ Kelly trank ihr Glas mit einem Schluck aus. „Du siehst aus, als würdest du zur Kommunion gehen. Und DU bist das Kommunionskind!“ Sara konnte nicht glauben, was sie da hörte. Sie hatte vor ihrem Schrank gestanden und überlegt, was sie anziehen sollte. Die schwarze Hose und die weiße Bluse schienen ihr passend zu sein. Dass ihr die Sachen drei Nummern zu groß waren, fiel ihr schon gar nicht mehr auf. „Los, komm rein und zieh dich aus.“ Kelly machte eine Handbewegung in Richtung ihres Schlafzimmers. Ihr Wohnbereich war nicht sonderlich groß, aber sehr gemütlich eingerichtet. Viel Geld hatte Kelly nicht, sie war Chefkellnerin in einem beliebten Restaurant am Ocean Beach. Ihre Einrichtung hatte eine individuelle Note, die zeigte, dass Kelly fähig war, ihr knappes Budget kreativ zu nutzen, viele Kleinigkeiten prägten das Bild. Mehrere Urlaubsbilder hingen im Flur an der Wand, auf vielen war Sara mit drauf. Beide waren viel unterwegs zusammen, besonders innerhalb der Staaten. Ihr letzter Wochenendtrip ging nach Palm Springs im Frühling dieses Jahres und Sara erinnerte sich mit einem Lächeln daran zurück.
Durch einen kurzen Flur mit Garderobe und vorbei am kleinen Badezimmer kamen sie in das Schlafzimmer mit Kellys riesigem Kleiderschrank. Schlafzimmer, Wohnküche und Wohnzimmer waren mit breiten Schiebetüren verbunden und hatten alle Zugang zur Loggia
.
Dort haben Kelly und Sara schon viele schöne Abendstunden mit einer Flasche Wein verbracht. Wein! Sara hätte gerade alles für einen großen Schluck Rotwein getan. Sie fühlte sich unbehaglich. Sara kam eigentlich gerne hierher. Eigentlich. Im Moment graute es ihr nur davor, was Kelly mit ihr vorhatte. „Es ist deine Sache, dass du Matt vergrault hast. Du musst ihn aber nicht auch noch vor seinen neuen Schwiegereltern peinlich bloßstellen. Los, runter mit der Gardine.“ Sara murrte was vor sich hin, gehorchte dann aber. Sie wusste, es war zwecklos, Kelly zu widersprechen. Kelly sah so aus, als hätte sie die größte Herausforderung ihres Lebens vor sich. Sie warf sämtliche Klamotten aus ihrem Kleiderschrank aufs Bett. Sie guckte auf die Uhr. „Ich habe genau 30 Minuten, um aus dir eine vorzeigbare Frau zu machen.“ Sara seufzte.
Es klingelte und Cruz holte sie wie verabredet ab. Kelly öffnete die Tür und Cruz kam gutgelaunt herein. „Hallo Kleines!“ Er gab Kelly einen Kuss auf die Wange. „Seid ihr fertig? Wo ist Sara?“ Kelly warf einen Blick Richtung Schlafzimmer. Cruz` Blick folgte ihr, Sara stand in der Tür. Cruz bekam den Mund gar nicht mehr zu.
„Hallo, schöne Frau. Ich bin Cruz und habe mich gerade unsterblich verliebt!“ Cruz konnte es nicht fassen, dass Sara vor ihm stand. „Wow. Wo ist meine unscheinbare Kollegin, auch gerne graue Maus genannt?“ Sara lächelte. „Übertreib es nicht, Cruz.“ Aber Cruz hatte es auf den Punkt gebracht. Sara sah großartig aus. Kelly hatte ihr eine enge Röhrenjeans mit dazugehörigen Stiefeln verpasst. Ein enges Shirt mit einem leichten Ausschnitt vervollständigte ihren Look, dazu ein passender Schal. Kelly hatte ihr die Haare geglättet und ein wenig Make-up verpasst. Nur einen Hauch, aber es wirkte Wunder. Sara fühlte sich sichtlich wohl und Kelly war unendlich stolz auf ihr Werk. „Dann mal los, Mädels“, Cruz klatschte in die Hände. „Hopp, hopp.“ Sie gingen zum Auto. Cruz musste natürlich fahren. Sara und Kelly nahmen auf der Rückbank Platz. „Wohin die Damen?“ Cruz schaute in den Rückspiegel. „Ins Loch!“, sagte Kelly lachend.
Ihr Weg führt sie nach La Jolla, in eine ganz besonders teure, exklusive und wohlhabende Wohngegend Amerikas. Ursprüngliche kam der Begriff „La Jolla“ aus dem Spanischen und bedeutet „Juwel“. Viele Bewohner San Diegos machten sich aber einen Spaß daraus und erzählten, dass der Name von den Indianern abstammte und „Das Loch“ bedeutete. Eine Wortauswahl, die die Einwohner La
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