Verschleppt
Jollas gar nicht gerne hörten und auch gerne überhörten. Sie fuhren an erhabenen Villen vorbei, etlichen Edelboutiquen und Delikatessengeschäften. So edel war La Jolla aber nicht immer – früher war es ein abgelegenes Paradies mit seinen kleinen Felsformationen, den makellosen Stränden und einer atemberaubenden Landschaft, wo nur Ureinwohner von der Fischerei lebten, Ackerbau betrieben und auf die Jagd gingen. Das änderte sich aber mit der Industrialisierung schlagartig und La Jolla wurde immer mehr zum Schauplatz der Schönen und Reichen. „War ja klar, dass Familie ‚Perfekt’ hier wohnt“, maulte Sara. „Halt die Klappe, Schätzchen und trink das.“ Kelly gab ihr eine kleine Flasche Jägermeister. Sara überlegte nicht lange, setzte an und trank alles mit einem Schluck. „Nicht auf einmal“, Kelly riss ihr die Mini-Flasche aus der Hand und gab ihr einen Klaps auf den Hinterkopf. „Meine Güte. Beherrsch dich mal.“ Cruz lachte und sagte nur: „Das wird ein toller Abend.“
Kelly zog sich ihren Lidstrich nach und legte knallroten Lippenstift auf. „Was schenken wir deinem Noch-Götter-Gatten eigentlich?“, fragte sie. „Hä?? Wir?“, Sara war schon leicht angeheitert. „Also, ich schenke ihm dieses Buch.“ Kelly nahm es in die Hand, musterte es und schmiss es aus dem Fenster. „Bist du verrückt?“, Sara schlug ihr auf den Arm. „Bist du bekloppt, meine Liebe? Nichts gegen ein Schnulzenbuch als Geschenk für deinen Ex, aber das hat er nun wirklich nicht verdient.“ Vor ihnen tauchten die Lichter einer Tankstelle auf. „Cruz, halt bitte an. Ich besorg mal ein Geschenk.“ Cruz fuhr auf den Parkplatz und Kelly sprang aus dem Auto, Sara leerte derweil ihren Jägermeister. „Nicht, dass ich dich später wieder im Garten aufsammeln muss“, flachste Cruz sie an. Sara schlug ihm auf den Hinterkopf. „Halt die Klappe, Cruz.“ Nach nur zwei Minuten saß Kelly wieder im Auto mit einer großen Flasche Gin. „Matt liebt doch Gin, oder?“
Kapitel 25
Sie erreichten das Haus der Familie Caulfield. Nein, es war eher ein Anwesen. Es hatte eine ellenlange Einfahrt mit einem Tor davor. „Du heilige Scheiße“, brachte Cruz nur hervor. „Darf ich mit meinem Auto überhaupt hier reinfahren?“ Das Anwesen war von einer hohen Backsteinmauer umschlossen. Das Tor war offen und Cruz fuhr so langsam, als hätte er Angst, die Straße kaputt zu machen. Am Rand säumten sich fein geschnittene Bäume. Der gewundene Zufahrtsweg wirkte wie eine Allee, ein Rondell war vor der Tür. Dort standen schon mehrere Autos. Cruz parkte hinter einem schwarzen Porsche. Kelly merkte, dass Sara sichtlich nervös war. „Wir schaffen das schon, Schätzchen. Ich bin ja bei dir.“ Kelly drückte die Hand ihrer Freundin. Sie stiegen aus. Das Haus wirkte auf Sara wie ein prächtiges Schloss. Sie sah einen riesigen weißen Bau vor sich mit drei Stockwerken im Stil des amerikanischen Klassizismus, umgeben von schätzungsweise einem knappen Hektar smaragdgrünen Rasen, der akkurat gestutzt war. Die Fenster waren riesig, überall brannte Licht. Sara war ganz mulmig, als sie vor der Tür verweilte, um an dem Anwesen hinaufzublicken.
Eine Backsteintreppe führte hinauf zu der massiven Haustür. Bevor sie den prunkvollen Messingtürklopfer tätigen konnte, riss Matt schon die Tür auf. Er passte mit seinem Outfit nun so gar nicht in das Ambiente. Er trug eine weite Jeans, seine Boots und ein blaues Hemd – das allerdings aus der Hose guckte. Seine Haare waren mehr oder weniger auf seinem Kopf wild verteilt. Kelly schrie und warf sich ihm sofort an den Hals. „Oooohhhh, Happy Birthday! Alles Gute, mein Lieber! Hier dein Geschenk. Ich weiß, es ist nicht viel, aber deine Ex hat es verbockt.“ Sie drückte ihm die Flasche Gin in die Hand, schlug ihm auf die Schulter und ging an ihm vorbei ins Haus. Matt guckte verdattert, bevor auch Cruz ihn in den Arm nahm. „Matt, altes Haus. Lange nicht gesehen. Ich wünsche dir alles Gute!“ Matt freute sich, Cruz zu sehen. „Danke, Cruz. Schön, dass du hier bist.“ Matt lächelte. „Und gut siehst du aus, Matt. Verdammt gut.“ Matt boxte Cruz in den Magen. „Vergiss es, Cruz.“ Beide lachten und Cruz ging ebenfalls ins Haus.
Nun stand nur noch Sara Matt gegenüber. Sie sagten erst gar nichts. Sie schauten sich nur an, Matt war sichtlich geplättet. „Ähm, toll siehst du aus“, brachte er schließlich hervor. Sara guckte auf den Boden. „Danke! Ein Werk von Kelly. Du kennst
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