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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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auf, bis ih­re Stim­men stock­ten und dann ver­stumm­ten.
    „Ich ha­be ei­ne Lam­pe mit­ge­bracht“, sag­te ich. „Viel mehr war da un­ten nicht zu ho­len. Der Ser­vo be­fin­det sich wie­der in sei­ner Flu­tungs­kam­mer.“
    „ … wert­voll …“ stot­ter­te Gre­ville vor Wut.
    „Ich ha­be die üb­li­chen Scha­denser­satz­ver­pflich­tun­gen un­ter­schrie­ben“, sag­te ich ihm. „Sie brau­chen nicht zu be­fürch­ten, fi­nan­zi­el­le Ver­lus­te zu er­lei­den.“
    „Aber Sie hät­ten den Tod fin­den kön­nen“, wand­te Har­kness ein, und das Wort „Tod“ un­ter­mal­te er mit all dem Schre­cken, den er aus­zu­drücken ver­moch­te.
    „Das ist mein Pro­blem, nicht wahr? Hö­ren Sie, ich bin ziem­lich er­schöpft. Wenn Sie sich spä­ter dar­über mit mir un­ter­hal­ten möch­ten, dann ha­be ich nichts da­ge­gen. Doch jetzt wer­de ich mich aufs Ohr le­gen.“
    „Wie Sie wol­len“, gab Gre­ville ge­preßt zu­rück. „Ich sa­ge Ih­nen nur noch eins, nur dies ei­ne: Wenn Sie auch nur noch ein ein­zi­ges Mal ein sol­ches Ver­hal­ten an den Tag le­gen, dann schi­cke ich Sie fort, dann wer­den Sie die­ses Schiff nie wie­der be­tre­ten. Ich mei­ne es ernst!“
    „Ver­su­chen Sie’s“, ent­geg­ne­te ich. „Den­ken Sie dar­an, was das Ge­setz da­zu sagt. Wenn Sie mei­nen, daß ich Sie be­tro­gen oder ge­schä­digt ha­be, dann brin­gen Sie es in Bern zur Spra­che, und ich wer­de es be­strei­ten. Ich be­sit­ze einen Au­to­nom­kon­trakt, er­in­nern Sie sich?“
    Gre­ville klapp­te den Mund auf, über­leg­te es sich dann an­ders und stürm­te aus dem Raum hin­aus. Der Saum sei­nes La­bor­kit­tels flat­ter­te zor­nig um sei­ne nack­ten Wa­den, und die zwei­far­bi­ge Haar­mäh­ne war wie ein we­hen­des Ban­ner auf dem Kopf.
    Har­kness lä­chel­te schief und un­be­hol­fen. „Was soll ich sa­gen? Wir ha­ben uns Sor­gen ge­macht.“
    „Über was?“ er­wi­der­te ich schroff. „Den Ser­vo? Ein üb­les Kar­ma?“
    Er zuck­te selt­sam hilf­los mit den Ach­seln und ver­ließ die Tauch­kam­mer.
    Ich stand auf, zog den Naß­an­zug aus, warf ihn vor mei­nen Spind und ging hin­aus, um mich wie­der her­zu­rich­ten.
    Als ich zu­rück­kehr­te, war der Naß­an­zug be­reits ge­trock­net und fein säu­ber­lich in mei­nen Schrank ge­legt wor­den. Und Paul war ge­ra­de da­bei, den Rest mei­ner Aus­rüs­tung dort zu ver­stau­en, wo­hin er ge­hör­te.
    „Das wä­re nicht nö­tig ge­we­sen“, sag­te ich über­rascht.
    „Ich ha­be mir ge­dacht, du seist zu mü­de, um das selbst zu er­le­di­gen“, ant­wor­te­te er lä­chelnd und ver­rie­gel­te den Ge­rät­schafts­schrank. „Kann ich mit dir kom­men?“
    „Wenn du möch­test“, sag­te ich, und wir mach­ten uns ge­mein­sam auf den Weg zu mei­ner Ka­bi­ne.
    „War es sehr ge­fähr­lich?“ frag­te Paul, als wir durch die Tür tra­ten.
    „Nein, nicht be­son­ders. Warum?“
    „Die Ver­bin­dung zu dir war so lan­ge un­ter­bro­chen. Wir ha­ben un­ter Was­ser auf dich ge­war­tet, dann schick­te Gre­ville die Ser­vos auf die Su­che nach dir, und To­bi­as mein­te, wir soll­ten un­ver­züg­lich auf­tau­chen. Jen­ny woll­te blei­ben.“
    „Tat­säch­lich?“ Ich streck­te mich auf der Hän­ge­mat­te aus und ach­te­te nur am Ran­de auf ihn. Ich spür­te, wie sich die Mus­keln in mei­nem Kör­per lo­cker­ten und Res­te von An­span­nung da­hin­schmol­zen. Einen Au­gen­blick lang spiel­te ich mit dem Herz­schlag, dann er­kun­de­te ich die Vor­gän­ge in den Ein­ge­wei­den. Ich konn­te die lang­sa­me An­samm­lung von Blut und Ge­we­be in der Ge­bär­mut­ter spü­ren, die win­zi­gen Se­kre­tio­nen in den Ei­er­stö­cken, die leich­ten Vi­bra­tio­nen im kom­ple­xen In­nern mei­ner Oh­ren, als Paul wei­ter­sprach.
    „Ich dach­te, du hät­test dir viel­leicht den An­zug auf­ge­ris­sen und seist er­trun­ken.“ Sei­ne Stim­me wur­de ei­ne Ok­ta­ve tiefer, drang nun rauh und hei­ser an mei­ne Trom­mel­fel­le.
    „Ich ha­be dich mit ge­platz­ten Luft­schläu­chen zwi­schen Fel­sen ein­ge­keilt ge­se­hen oder auf­ge­spießt von ei­nem die­ser großen Speer­fi­sche. Ich sah dich be­reits mit blei­chem und leb­lo­sem Ge­sicht hin­ter

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