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Vom Baum Der Erkenntniss

Titel: Vom Baum Der Erkenntniss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Gutzkow
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als Religion aufdrängt, abzulehnen, das eben sei deine Religion.
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    Schon seit Jahren ein geliebtes Wesen im Schooße der Erde zu wissen, das am Gang unseres Lebens, aber auch am allgemeinen Gang der Menschheit Antheil genommen und an jedem die Welt bewegenden Ereigniß wie mit allen Fasern des Herzens hing – Gedanken, die sich an diesen Schmerz, an diese Rührung anknüpfen, sprechen mehr für die Unsterblichkeit der Seele, als Beweise der Philosophie. Nicht das, daß uns da noch die geliebte Gestalt, gerade so wie sie gewesen, in derselben Frische der Erscheinung, oft noch wie gegenwärtig unter uns zu wandeln scheint, daß sie Kinder, die sie verlassen mußte, Eltern, denen sie durch ihr Scheiden das Herz brach, wie ein schützender Genius umschwebt (das Ohr des Geistes hört das sanfte Wehenihres Flügelschlages, aber die Einbildungskraft und die Sehnsucht können sich täuschen), nein, ihr Einmalgelebthaben, ihr Miteingegriffenhaben in die Welt, das hat der Erde, die sie verlassen mußten, unzerstörbare Spuren eingegraben, wie sich Pflanzen im noch flüssigen Gestein der Erdbildung abdrückten. Diesen Merkzeichen einer Vergangenheit, die in unsern Todten ruht, begegnen wir noch überall: wir, die Ueberlebenden, müssen, was uns auch begegnet, immer wieder an sie anknüpfen und – blickten wir nur in die alten vergilbten Briefe, die uns von eines Todten Hand zurückgeblieben sind. Wie frisch ist ihre Sprache, wie unmittelbar gegenwärtig die Laune, die darin lacht, wie unsterblich ihre scherzende glückliche Sorglosigkeit! Wie sich nun freilich das, was in uns so sichergestaltet fortlebt, auch im Allgemeinen erhalten und dem Todten bewußt geblieben sein soll, wissen wir nicht. Das aber dürfen wir zu wissen glauben, daß für die Lebenden nichts in der Zeit geschehen kann, das nicht auch irgendwie noch den Todten gehört. Oder sollte Christus nie erfahren haben, was daraus entstanden, daß er am Kreuz gelitten hat – ?
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    Es ist so wunderbar, wie ein Pulsschlag Zeit nach dem andern durch die Welt zuckt, das ganze All berührt und dann geräuschlos in die geheimnißvolle, unergründliche Tiefe der Ewigkeit dahinsinkt! Und dann – wie wunderbar wieder unser Drang, dahin zu streben, daß der elektrische, ewig thätige Strom wie selbstbewußt auch unser eignes Leben, unsere eigene Brust mitdurchzittert!
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    Sagt uns doch nicht, daß wir das irdische Glück verachten sollen! Es gibt ja keine Ahnung von künftigen, irgendwie erdenklichen Himmelswonnen, die sich nicht an etwas anknüpften, was wir hienieden kennen, hienieden vorempfinden, hienieden genießen, verlieren, schmerzlich vermissen lernten.
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    In meiner frühsten Kindheit hatt' ich Gefühle, die mich durchbebten, wunderbarer und erhabener, als sie mir je eine spätere Wirklichkeit bieten konnte. Sicher werden es solche Gefühle sein, die uns wieder beim Nahen des Todes befallen.
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    Warum schwinden dem Alter die Jahre wie Stunden? Der Nachen des Lebens gleitet auf der Woge der Zeit wie von selbst hinunter. Das Ruder der Hoffnung war es, das uns erlaubte, seine Bewegungen zu regeln, die Stunde zu beflügeln oder zu hemmen, den Augenblick zu genießen wie die Ewigkeit. Das Alter legt dieß Ruder aus der Hand. Es hofft nicht mehr und darum gleitet pfeilgeschwind der Nachen dem Hafen zu. Nun fragt sich, was besser ist, dieß schnell abrollende Ende oder ein Ende, das noch bis zum letzten Augenblick – Enttäuschungen bietet. Die Wahl wird von deinem Glauben abhängen, den du vom Jenseits hegst.
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    Der Trost, den im Unglück die Natur gewährt, liegt in diesem so sanft auf uns ausgeübten Hinüberziehen ihres stillberedsamen Waltens aus Menschensphären in die allgemeine, unsichtbare Wesensphäre. Was ist denn da noch das persönliche Menschenleid – in diesem allgemeinen Wechseln, Steigen, Fallen, Sterbenmüssen und Sichwiedererneuern! Und so wunderbar reich ein Geist sein mag, auch ihn nivellirt die Natur.
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    Das Gefühl, im Leben so viele Umwege gemacht, so viele nutzlosen Dinge verfolgt, so viele verfehlten Absichten und Zwecke betrieben zu haben, ist wol am Abend unserer Tage eines der allerschmerzlichsten, die uns heimsuchen können. Und dennoch liegt auch in ihm, sinnt man ihm nur tiefer nach, eine trostreiche Verheißung.
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    Unser Leben ist ein Versuch zur Unsterblichkeit.
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    Die Seele ist wie die Luft. Niemand sieht sie und dennoch kann sie der Physiker wägen.
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    Das fühlen wir unwiderleglich, die Bestimmung des

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