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Wallander 02 - Hunde von Riga

Wallander 02 - Hunde von Riga

Titel: Wallander 02 - Hunde von Riga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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gelesen?«
    Wallander hatte schon vor langer Zeit aufgehört, sich Zeitungen zu kaufen, es sei denn, er arbeitete an einer Ermittlung, der die Presse mehr als das sonst übliche Interesse entgegenbrachte. Er schüttelte den Kopf, und Martinsson fuhr fort.
    »Das hättest du mal tun sollen. Dann wüßtest du nämlich, daß der Zoll in Göteborg ein Rettungsboot aufgefischt hat, das, wie sich später herausstellte, zu einem russischen Trawler gehörte. Man hat es gefunden, als es vor Vinga trieb, und das war ihnen seltsam vorgekommen, weil es an dem Tag praktisch windstill war. Der Kapitän des Trawlers behauptete, sie seien auf dem Weg zu einer Werft gewesen, um einen Schaden an der Schiffsschraube reparieren zu lassen. Vorher hätten sie bei der Doggerbank gelegen und gefischt. Das Boot hätten sie verloren, ohne es zu bemerken. Aus purem Zufall kam ein |348| Drogenhund in die Nähe von dem Ding und zeigte deutliches Interesse. Im Innern des Boots fand der Zoll dann ein paar Kilo hochwertiges Amphetamin, dessen Ursprung schnell bis in polnische Drogenküchen zurückverfolgt werden konnte. Das gibt uns vielleicht endgültig die Bestätigung, daß auch in dem Boot, das aus unserem Keller gestohlen wurde, etwas zu finden gewesen sein mußte.«
    Wallander dachte, daß der letzte Satz ein kleiner Seitenhieb gegen seine mangelnde Sorgfalt war. Aber Martinsson hatte natürlich recht, daß es eine unverzeihliche Schlamperei gewesen war. Er war versucht, sich Martinsson anzuvertrauen, ihm zu erzählen, was sich tatsächlich abgespielt hatte, als er angeblich in den Alpen war. Aber er sagte nichts, brachte es einfach nicht fertig.
    »Du hast wahrscheinlich recht«, sagte er statt dessen. »Aber warum diese Männer ermordet wurden, noch dazu ohne ihre Jacketts, werden wir wohl nie erfahren.«
    »Sag das nicht«, sagte Martinsson und stand auf. »Wer weiß schon, was die Zukunft bringt? Immerhin sind wir dem Ende der Geschichte wieder einen Schritt nähergekommen, oder nicht?«
    Wallander nickte. Aber er sagte nichts.
    Martinsson blieb in der Tür stehen und drehte sich um.
    »Weißt du, was ich glaube«, sagte er. »Ich glaube, daß Holmgren und Jakobsson geschmuggelt haben, und daß sie rein zufällig dieses Rettungsboot gesichtet haben. Aber sie hatten natürlich gute Gründe, nicht allzuviel mit der Polizei zu tun haben zu wollen.«
    »Das erklärt aber noch nicht die Körperverletzung«, wandte Wallander ein.
    »Vielleicht hatten sie sich darauf geeinigt, sich nicht mit uns in Verbindung zu setzen? Vielleicht hat Holmgren geglaubt, daß Jakobsson geplaudert hat?«
    »Da magst du recht haben. Aber wir werden es nie erfahren.«
    |349| Martinsson verließ den Raum. Wallander öffnete wieder das Fenster. Dann fuhr er fort, seinen Totozettel auszufüllen.
    Später am gleichen Tag nahm er seinen Wagen und fuhr zu einem neueröffneten Café, das unten am Hafen lag.
    Er bestellte einen Kaffee und begann, einen Brief an Baiba Liepa zu schreiben.
    Aber als er eine halbe Stunde später durchlas, was er geschrieben hatte, zerriß er den Brief sofort wieder.
    Er verließ das Café und ging auf den Pier hinaus.
    Die Papierschnipsel streute er wie Brotkrumen ins Wasser.
    Noch wußte er nicht, was er ihr schreiben sollte.
    Aber er hatte große Sehnsucht.

|350| NACHWORT
    Die dramatischen Ereignisse im Baltikum in den letzten Jahren bilden die unverzichtbare Voraussetzung für das Entstehen dieses Romans. Ein Buch zu schreiben, dessen Handlung und Schauplätze in einer für den Autor fremden Umgebung zu suchen sind, ist an sich schon eine schwierige Angelegenheit. Noch problematischer wird es allerdings, wenn man versucht, sich in einer politischen und sozialen Landschaft zu bewegen, in der
nichts entschieden ist.
Abgesehen von sehr konkreten Problemen wie etwa der Frage, ob eine bestimmte Statue sich zu einem gewissen Datum noch auf ihrem Sockel befand oder bereits gestürzt und entfernt worden war oder ob eine Straße an einem bestimmten Tag im Februar 1991 schon oder wieder umbenannt worden war, sind andere, tiefer liegende Probleme zu bewältigen. Vor allem gilt es, zum jetzigen Zeitpunkt ein vorläufiges Fazit in Bezug auf die Entwicklung in den baltischen Ländern zu ziehen. Gedanken und Gefühle zu rekonstruieren ist sicherlich eine der Hauptaufgaben eines Autors. Aber jede Hilfe ist willkommen, und bei diesem Buch bin ich vielen Menschen großen Dank schuldig. Zwei von ihnen möchte ich nennen, einen namentlich und einen anderen

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