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Wellentraum

Wellentraum

Titel: Wellentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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mag keine Besucher.«
    Caleb steckte die Abfuhr ein und nickte. »Dann sieh zu, dass du dich von hier verziehst. Und nimm dein Gold und das Fell mit.«
    Margreds Reaktion war so instinktiv, egoistisch und durchtrieben wie die eines Kindes, dem man das Spielzeug wegnimmt.
Nein. Meins.
Caleb hatte
ihr
das Fell geschenkt. Die Intuition, die sie siebenhundert Jahre lang hatte überleben lassen, sagte ihr, dass sie es sich schnappen und ins Meer zurückkehren sollte.
    »Nimm es und schwimm zurück in die Freiheit«,
hatte Caleb gesagt, als er dachte, dass er sterben würde.
    Als sie beide dachten, dass er sterben würde.
    Aber Caleb lebte.
    Margreds Atem setzte aus. Sie konnte sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen.
    Dylan sah finster drein. »Ich kann nicht über das Fell bestimmen. Und du auch nicht.«
    Caleb rieb sich mit der blutverkrusteten Hand übers Gesicht. »Wenn du es hierlässt, während sie die Insel absuchen, könnte jemand von der Spurensicherung einfallen, dass es gegen die Tierschutzbestimmungen verstößt, und es als Beweismittel den zuständigen Behörden übergeben.«
    Er versuchte nicht, das Fell loszuwerden. Er versuchte, es zu retten. Sie zu retten. Seine Umsicht trieb ihr das Wasser in die Augen.
    »Gut«, sagte Dylan. »Ich nehme es an mich. Vorübergehend.« Er sah Margred mit schwarzen, herausfordernden Augen an. »Du wirst es brauchen, wenn Caleb mit dir fertig ist.«

[home]
    23
    D er lange Sommerabend war schon in die Nacht übergegangen, als Caleb in die Zufahrt zu seinem Haus einbog. Hinter den schwarzen Fichten funkelte der Ozean. Seine dunklen Wellen sahen wie in einem silbrigen Netz gefangen aus. Der zunehmende Mond, so weiß wie ein Segel, schwamm auf Wolkenschwaden mit einem hellen Rand. Schön. Friedlich.
    Einsam.
    Er schaltete den Motor aus und starrte auf das in den Fenstern reflektierte Licht, zu wund, um sich zu bewegen, zu müde, um zu denken. Er versuchte, den Willen und einen Grund zu finden, um den Jeep zu verlassen.
    Er hätte zu seiner Schwester fahren sollen. Maggie war dort.
    Er wollte nicht allein im Dunkeln sitzen, seine Wunden versorgen und trinken wie sein Vater.
    Aber er hatte Schmerzen, und er roch nicht besonders gut. Er brauchte seine Tabletten, eine Dusche und ein sauberes T-Shirt. Er kletterte schwerfällig aus dem Jeep, wobei sich seine Verletzungen, die alten wie die neuen, quälend bemerkbar machten.
    Er hatte es abgelehnt, sich ins Krankenhaus in Rockport einliefern zu lassen. Von Krankenhäusern hatte er genug. Donna Tomah zufolge hatte die Kugel das Fleisch am Oberarm durchschlagen und das Schlüsselbein, das Nervengeflecht darüber wie auch die Schlagader darunter verfehlt. Er würde wieder ganz gesund werden.
    Natürlich sah er wie durch den Fleischwolf gedreht aus. Und so fühlte er sich auch.
    Reginas Augen hatten sich geweitet, als sie ihn sah. Sie hatte Pizza für Sam Reynolds und Evelyn Hall, die sich mehr oder weniger dauerhaft in Calebs Büro eingerichtet hatten, zur Wache gebracht. Caleb wusste nicht, ob die Cops als seine Aufseher oder als seine Krankenpfleger abgestellt waren, aber im Fortlauf des Abends wie auch des Falls hatte zumindest Reynolds begonnen, ihn mehr als Kollegen zu behandeln.
    »Wow.« Regina stellte die Pizza auf der Theke vor Ediths Schreibtisch ab. »Der windige Anwalt hat dir ordentlich den Hintern versohlt, was?«
    »So ziemlich«, gab Caleb zu.
    »Von Mom soll ich dir ausrichten, dass sie dich für zäher gehalten hätte.« Reginas ironischer Tonfall konnte nicht die Besorgnis in ihren Augen kaschieren.
    Calebs Lächeln ließ seine gespaltene Lippe wieder aufreißen. »Das bin ich auch. Er musste mich anschießen, bevor er mich vermöbelt hat.«
    Regina lachte, wie es seine Absicht gewesen war, und nestelte an dem kleinen Goldkreuz um ihren Hals. »Ernsthaft, Cal, alle sind froh, dass du … du weißt schon …« Sie hielt inne, um einen Ausdruck zu suchen, der die vorschriftsmäßige neuenglische Zurückhaltung nicht verletzte. »Dass du hier bist«, beendete sie den Satz.
    »Ich auch«, antwortete Caleb.
    Hier auf der Insel.
    Hier im Leben.
    Er wäre es nicht, wenn Maggie und sein Bruder nicht gewesen wären.
    Dylan hatte ihn überrascht, erkannte Caleb, als er den Pfad hinaufhumpelte. Schließlich hatte er nicht erwartet, dass sich sein Bruder für ihn einsetzen würde. Aber Dylan hatte definitiv seinen Hintern gerettet. Caleb erinnerte sich sogar verschwommen daran, dass Dylan ihm Atem gespendet hatte. Etwas,

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