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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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gemachten Reise erworben hatte, bauend, eine kleine Beschreibung des winterlichen Hochgebirgbesuches gab. Als es dann heller geworden und die Stunde zum Frühmahle gekommen war, ging ich in das Speisezimmer hinunter. Ich erfuhr nun hier, daß es im Winter der Gebrauch sei, daß Eustach und Roland, deren gestrige Anwesenheit bei dem Abendessen ich für zufällig gehalten hatte, mit meinem Gastfreunde und Gustav an einem Tische speisen. Es sollte auch im Sommer so sein; allein da oft in dieser Jahreszeit in dem Schreinerhause lange vor Sonnenaufgang aufgestanden und zu einer Arbeit geschritten wird, so verändern sich die Stunden, an denen eine Erquickung des Körpers notwendig wird, und Eustach hat selber gebeten, daß ihm dann die Zeit und Art seines Essens zu eigener Wahl überlassen werde. Roland ist ohnehin zu jener Jahreszeit meistensvon dem Hause abwesend. Ich war nie so spät im Winter in dem Rosenhause gewesen, daß ich diese Einrichtung hätte kennen lernen können. Mein Gastfreund, Eustach, Roland, Gustav und ich saßen also bei dem Frühmahltische. Das Gespräch drehte sich hauptsächlich um das Wetter, welches so stürmisch herein gebrochen war, und es wurde erläutert, wie es hatte kommen müssen, wie es sich erklären lasse, wie es ganz natürlich sei, wie jedes Hauswesen sich auf solche Wintertage in der Verfassung halten müsse, und wie, wenn das der Fall sei, man dann derlei Ereignisse mit Geduld ertragen, ja darin eine nicht unangenehme Abwechslung finden könne. Nach dem Frühmahle begab sich jedes an seine Arbeit. Mein Gastfreund ging in sein Zimmer, um dort im Ordnen der Pergamente, das er angefangen hatte, fortzufahren, Eustach ging in die Schreinerei, Roland, für den die Zeit trotz des trüben Tages doch endlich auch hell genug zum Malen geworden war, begab sich zu seinem Bilde, Gustav setzte sein Lernen fort, und ich ging wieder in meine Zimmer.
    Da ich dort eine Zeit mit Lesen und Schreiben zugebracht hatte, und da der Sturm, statt sich zu mildern, in den Vormittagstunden nur noch heftiger geworden war, beschloß ich doch, wie es meine Gewohnheit war, auf eine Zeit in das Freie zu gehen. Ich wählte eine zweckmäßige Fußbekleidung, nahm meinen Wachsmantel, der eine Wachshaube hatte, die man über den Kopf ziehen konnte, und ging über die gemeinschaftliche Treppe hinab. Ich schlug den Weg durch das Gittertor auf den Sandplatz vor dem Hause ein. Dort konnte der Südwestwind recht an meine Person fallen, und er trieb mir die Tropfen, welche für einen Winterregen bedeutend groß waren, mit Prasseln auf meinen Überwurf, in das Angesicht, in die Augen und auf die Hände. Ich blieb auf dem Platze ein wenig stehen und betrachtete die Rosen, welche an der Wand des Hauses gezogen wurden. Manche Stämmchen waren durch Stroh geschützt, bei manchen war stellenweise die Erde über den Wurzeln mit einer schützenden Decke bekleidet, andere waren bloß fest gebunden, bei allen aber sah ich, daß man außerordentliche Schutzmittel nicht angewendet habe, und daß alle nur gegen Verletzungen von äußerlicher Gewalt gesichert waren. Der Schnee konnte sie überhüllen, wie ich noch die Spuren sah, der Regen konnte sie begießen, wie ich heute erfuhr, aber nirgends konnte der Wind ein Stämmchen oder einen Zweig lostrennen und mit ihm spielen oder ihn zerren. Die ganze Wand des Hauses war auch im übrigen unversehrt, und der Regen, der gegen dieselbe anschlug, konnte ihr nichts anhaben. Ich ging von dem Sandplatze über den Hügel hinunter. Der Schnee hatte schon die Gewalt des Regens verspürt, welcher ziemlichwarm war. Die weiche, sanfte und flaumige Gestalt war verloren gegangen, etwas Glattes und Eisiges hatte sich eingestellt, und hie und da standen gezackte Eistrümmer gleichsam wie zerfressen da. Das Wasser rann in Schneefurchen, die es gewühlt hatte, nieder, und an offenen Stellen, wo es durch die löcherichte Beschaffenheit des Schnees nicht verschluckt wurde, rieselte es über die Gräser hinab. Ich ging, ohne auf einen Weg zu achten, durch den wässerigen Schnee fort. In der Tiefe des Tales lenkte ich gegen Osten. Ich ging eine Strecke fort, ging dort über die Wiesen, und ließ das Schauspiel auf mich wirken. Es war fast herrlich, wie der Wind, welcher den Schnee nicht mehr heben konnte, den Regen auf ihn nieder jagte, wie schon Stellen bloß lagen, wie die grauen Schleier gleichsam bänderweise nieder rollten, und wie die trüben Wolken über dem bleichen Gefilde unbekümmert um Menschentum

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