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Wilde Pferde in Gefahr

Titel: Wilde Pferde in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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zu diesen Schurken gehören. Eher wie ein Wildpferdreiter beim Rodeo. Ihm fehlte dieser harte Ausdruck in den Augen, den sie bei den anderen Männern bemerkt hatte. Er hatte seinen Cowboyhut in den Nacken geschoben, sodass sie eine widerspenstige sandblonde Haarlocke und sein Gesicht sehen konnte, die blauen Augen, die gerade Nase und das energische Kinn, das im krassen Gegensatz zu seinem weichen Mund stand. Als einziger der Männer hatte er sich an den Hut getippt, als sie aufgetaucht war, ein Zeichen des Respekts.
    »Ich denke nicht daran«, stieß sie trotzig hervor.
    Er kam ein paar Schritte näher. »Sind Sie nicht Peggy Corbett?«
    »Sie kennen mich?«
    »Ich habe Ihr Foto im Rodeo-Programm gesehen«, erwiderte er. »Ich bin Marty Rockwell. Mein Vater unterstützt die Veranstalter des Rodeos mit Helfern und etwas Geld. Sie waren heute dran, stimmt’s? Haben Sie gewonnen?«
    »Das geht Sie gar nichts an. Warum … warum machen Sie so was?«
    »Jetzt reicht’s mir aber!«, mischte sich Buddy, der Mann mit der Mütze ein. »Sind wir hier auf einem Kaffeekränzchen oder fangen wir Mustangs? Wenn ihr mit der Lady plaudern wollt, meinetwegen. Ich bin hier, um Geld zu verdienen. Also geht mir gefälligst aus dem Weg und lasst mich arbeiten!«
    Er ging zu der Mutter des Fohlens, band ihr den Strick um die Vorderhufe und wies einen der anderen Männer an, die Winde zu bedienen. Quietschend drehte sich die Trommel mit dem mehrfach geknüpften Seil und zog die schwer verletzte Stute auf die Ladefläche. Das junge Fohlen folgte ihr und blieb hilflos am Fuß der Rampe stehen, blickte seiner leidenden Mutter nach.
    Der Anblick des verzweifelten Fohlens war zu viel für Peggy. Sie sprang aus dem Sattel und rannte zu dem Mann, den sie Buddy nannten, trommelte mit beiden Fäusten gegen seine Brust und griff nach demRevolver, den er im dem Gürtel stecken hatte. »Dafür werde ich Sie erschießen, Mister!«, rief sie mit tränenerstickter Stimme und richtete die Waffe auf den Mann.
    Der Junge aus dem Pick-up reagierte am schnellsten und schob sich vor Buddy. »Geben Sie die Waffe her, Peggy!«, redete er auf sie ein. »Das bringt doch nichts. Unser Job ist blutig, das gebe ich ja zu, aber das ist doch noch lange kein Grund, einen Menschen zu erschießen! Seien Sie vernünftig!«
    Peggy sank weinend auf die Knie und ließ die Waffe fallen. Sie merkte gar nicht, wie Marty sie an den Armen packte und zu ihrem Wallach führte. »Reiten Sie nach Hause und vergessen Sie die ganze Sache, Peggy!«
    Sie hielt sich am Sattelhorn fest und lehnte ihren Kopf gegen das Fell des Wallachs. Er schien ihren Schmerz zu spüren und schnaubte leise. »Sie sind … Sie sind unmenschlich!«, sagte sie unter Tränen. »Sie sind grausam, jawohl!«
    Wie aus weiter Ferne hörte sie das Quietschen der Winde und die Rufe der Männer, die sie jetzt ignorierten und sich beeilten, die letzten Pferde auf die Ladefläche des Lastwagens zu ziehen. Sie wollte nicht mehr hinsehen, hatte längst verstanden, dass die Männer im Recht waren und nicht einmal der Sheriff etwas gegen diese grausamen Fangmethoden unternehmen würde.
    »Was ist mit dem Fohlen?«, hörte sie die heisere Stimme eines Mannes, der bisher noch gar nichts gesagt hatte. »Das Kleine stirbt ohne seine Mutter.«
    »Wir lassen es zurück.«
    »Es wäre vielleicht besser, wir …«
    »Wir lassen es zurück, hab ich gesagt!«, fuhr ihm der Anführer über den Mund. »Im Schlachthaus mögen sie keine Fohlen. Keine Ahnung, warum.«
    Peggy hörte die Stimmen, hatte aber keine Kraft mehr, sich gegen die Männer aufzulehnen. Das Gesicht in der Mähne ihres Wallachs vergraben blieb sie stehen, bis die Motoren ansprangen und die Männer davonfuhren. Erst als der Lärm verklungen, und nur noch das Rauschen des Windes zu hören war, drehte sie sich um.
    Auf der Schotterstraße, die Hufe im Blut der Stuten, stand das Fohlen. Es blickte nach Norden, die Richtung, in der seine Mutter verschwunden war.
    »Diese Unmenschen!«, flüsterte Peggy.

3
    In der Ferne erklang Motorenlärm. Für einen Augenblick befürchtete Peggy, die Mustangjäger würden zurückkommen und das Fohlen doch noch mitnehmen, aber es war ein anderer Wagen.
    Ein Mann und eine Frau stiegen aus.
    »Howdy, Miss«, grüßte der Mann. Er war groß und muskulös und wie ein Cowboy gekleidet. Hinterseinem ledernen Hutband steckte eine Eulenfeder. Seine etwas dunklere Hautfarbe, das pechschwarze Haar und die leicht erhöhten Backenknochen

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