Will Trent 03 - Letzte Worte
noch fünf oder sechs Stunden. Die Infektion in deiner Hand breitet sich ziemlich schnell aus. Wahrscheinlich spürst du bereits, dass dein Herzschlag sich verlangsamt. «
Lena versuchte zu schlucken.
» Du wirst spüren, wie dein Körper sich langsam abschaltet. Deine Nerven spielen verrückt. Normalerweise ist das sehr schmerzhaft. Manchmal erlebt man es bei vollem Bewusstsein, manchmal nicht. Willst du die Injektion? «
Lena schaute sich die Spritze mit der Schutzkappe an. Was für eine Wahl hatte sie?
» Kein Mensch wird kommen, um dich zu retten. Die Klinik macht erst am kommenden Montag wieder auf, und dann wird nur der Geruch verraten, dass du hier unten bist. « Sie blickte sich über die Schulter. » Schätze, ich sollte das Regal nicht mehr vor die Tür schieben, damit sie dich nicht allzu lange suchen müssen. Einige der Leute hier sind gar nicht so übel. «
Lena versuchte, etwas zu sagen, das einzige Wort zu formulieren, das jetzt noch wichtig war: Warum?
» Was ist? «
Lena stöhnte das Wort noch einmal. Wegen des Knebels brachte sie die Lippen nicht zusammen, aber wenigstens in ihren Ohren klang das Wort verständlich. » Warum? «
Darla lächelte. Sie verstand, was Lena wissen wollte, aber sie hatte nicht vor, ihr zu antworten. Stattdessen wiederholte sie ihr Angebot, indem sie die Spritze in der Luft schwenkte. » Willst du sie oder nicht? «
Lena schüttelte vehement den Kopf. Sie durfte nicht ohnmächtig werden. Sie durfte nicht loslassen. Ihr Bewusstsein war das Einzige, worüber sie noch die Kontrolle hatte.
Dennoch zog Darla die Kappe von der Spritze und jagte ihr die Nadel in den Arm.
18 . Kapitel
S ara wartete in ihrem Auto darauf, dass Will aus der Wohnung über der Garage herunterkam. Er hatte um ein paar Minuten gebeten, um sich etwas anzuziehen, das weniger schmutzig war als die Sachen, die er den ganzen Tag getragen hatte. Sara war froh um die Zeit. So konnte sie versuchen, ihre Fassung wiederzugewinnen. Aus ihrer weißglühenden Wut war ein Schwelen geworden, aber wenn Will nicht gewesen wäre, hätte sie sich sofort hinters Steuer gesetzt und wäre zu Hares Haus gefahren. Warum überraschte es sie, dass ihr Cousin sich auf etwas so Fragwürdiges eingelassen hatte? Hare hatte nie ein Hehl daraus gemacht, dass er auf Geld aus war. Sara schätzte Geld ebenfalls, aber sie würde nie dafür ihre Seele verkaufen.
Die Fahrertür ging auf, und Will setzte sich hinters Lenkrad. Er trug ein weißes Hemd mit Button-down-Kragen und frische Jeans. Er sah sie eigenartig an. » Haben Sie meine Sachen gewaschen? «
Sara lachte über die Frage. » Nein. «
» Alle meine Sachen sind gewaschen. Und gebügelt. « Er zupfte an der Bügelfalte in seiner Jeans. » Und gestärkt. «
Sie kannte nur einen Menschen, der Jeans bügelte. » Tut mir leid. Meiner Mutter macht Waschen, Bügeln und so weiter Spaß. Ich kann es mir nicht erklären. «
» Ist okay « , sagte er, aber an seiner leicht gepressten Stimme merkte sie, dass es ihm unangenehm war.
» Hat sie irgendwas durcheinandergebracht? «
» Nein. « Er schob den Sitz so weit zurück, dass er nicht mit dem Kopf an die Decke stieß. » Ich kannte nur noch nie jemanden, der mir meine Wäsche macht. « Der Wahlhebel für die Automatik war gewöhnungsbedürftig, aber er hatte es schnell begriffen und schaltete auf Fahren. Die Scheibenwischer stellte er ab, als er auf die Straße einbog. Der Regen hatte nachgelassen. Sara konnte tatsächlich den Mond sehen, der zwischen den Wolken hervorlugte.
» Ich habe über den Abschiedsbrief nachgedacht. «
» Was ist damit? «, fragte sie.
» Wie wär’s, wenn Jason ihn geschrieben hätte und Allison ihn irgendwo hätte abliefern sollen? «
» Glauben Sie, dass die beiden jemanden erpresst haben? «
» Möglich ist es « , sagte Will. » Es könnte sein, dass Allison es sich in Bezug auf die Erpressung anders überlegt hatte, ohne Jason etwas davon zu sagen. «
» Also reißt sie die untere Hälfte des Blattes ab, den Teil, auf dem steht ›Ich will es vorbei haben‹, und legt sie an der vereinbarten Stelle für den Mörder ab? «
» Aber der Mörder war bereits fest entschlossen, sie umzubringen. Er folgte ihr in den Wald. Wir wissen, dass er spontan agiert. Beim Mord an Jason benutzte er die Decke. Vielleicht erkannte er auch in der Nachricht einen unerwarteten Vorteil für sich. « Will schaute Sara an. » Der gefälschte Abschiedsbrief in Jasons Handschrift lag am Tatort des Mordes an
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