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William von Saargnagel und der purpurne Traum (Episode 1 - Eine besondere Begegnung)

William von Saargnagel und der purpurne Traum (Episode 1 - Eine besondere Begegnung)

Titel: William von Saargnagel und der purpurne Traum (Episode 1 - Eine besondere Begegnung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfons Th. Seeboth
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Tal
     
    Naika lag gelangweilt vor der Höhle ihres Rudels und schaute hinab ins Tal der Silberwölfe. Sie lauschte den Stimmen ihrer Eltern, die sich in der Höhle hinter ihr befanden und mit den Alten des Rudels sprachen. Für sie war es die perfekte Gelegenheit sich davon zu schleichen, um ihre beste Freundin Topsannah im Dorf zu besuchen. Sie wollte ihr unbedingt von ihren nächtlichen Ausflügen ins benachbarte Bärental berichten. Behutsam schlich sie den Berghang hinunter in den großen Wald, der zum größten Teil aus alten Mammut- und Ahornbäumen bestand.
    Ohne zurückzublicken, rannte sie zwischen den Bäumen hindurch. Vergnügt darüber ohne Aufpasser herumzustreunen, die sie meistens bei ihren Spaziergängen begleiteten, sprang sie über Felsen und modrige Baumstämme. Völlig außer sich, dass sie gleich ihre beste Freundin treffen würde, passte sie einen Moment nicht auf und rannte eine Gruppe rothäutige Zweibeiner über den Haufen, die sich mit ihren langen und kurzen Stöcken auf der Jagd befanden. Laut aufjaulend rollte sie über den moosigen Waldboden und krachte mit voller Wucht gegen einen vermodernden Baumstumpf.
    Die Jäger fluchten über ihr plötzliches Auftauchen. Einer von ihnen kniete sich zu ihr und schaute, ob sie sich ernsthaft verletzt hatte. Mit einem leichten Schubs und Armbewegungen scheuchte er schließlich Naika weg.
    Naika verstand jedes Wort, was die Zweibeiner sprachen. Durch ihr unerwartetes Auftauchen hatte sie deren Beute au fgeschreckt und ihnen offensichtlich die Jagd verdorben. Beschämt darüber lief sie weiter. Dabei fielen ihr die ermahnenden Worte ihres Vaters ein: Naika, halt dich von den Zweibeinern in diesem Tal fern! Auch wenn sie uns als gute Geister verehren und unserem Volk nie etwas angetan haben, so wollen wir nichts riskieren und den Frieden im Tal bewahren.
    Naika war wütend über sich selbst und darüber, dass ihr alles verboten wurde, was Spaß machte. Sie wetzte ihre Krallen an der Rinde eines alten Ahornbaumes. Nach einer Weile hörte sie auf, hob ihren Kopf und lauschte in den Wald hinein. Bis auf das Gezwitscher der Vögel in den Baumkronen hörte sie nichts. Ein leichter Wind wehte ihr um die Nase und sie roch den a ngenehmen Duft einer Wildblumenwiese. Aber noch ein anderer Geruch lag in der Luft! Ihre goldenen Augen strahlten vor Freude. Nicht weit entfernt befand sich ihre Freundin Topsannah. Sofort folgte Naika der Geruchsspur. Kaum, dass sie den Wald verließ und die Blumenwiese betrat, konnte Naika sie sehen.
    Topsannah stand am kristallklaren See und versuchte mit ihrem großen, biegsamen Stock, kleine spitze Stöckchen gegen eine alte Baumwurzel zu schießen. Nur wenige trafen ihr Ziel, die meisten landeten im See. Wütend warf sie ihren großen Stock zu Boden. Danach versuchte sie mit einem abgebrochenen Zweig, ihre kurzen Stöckchen aus dem See herauszufischen.
    Naika durchquerte rasch die Blumenwiese und scheuchte dabei Hunderte von bunten Schmetterlingen auf, die wie eine große Welle auflogen und hinter ihr wieder landeten. Auf den letzten Metern schlich sie sich an Topsannah heran, die ihr Kommen noch nicht bemerkt hatte. Leise knurrend sprang Naika auf und legte von hinten ihre Vorderpfoten auf ihre Schultern.
    Topsannah erschrak und platschte in das kalte Wasser des Sees, tauchte jedoch rasch wieder auf und kletterte ans Ufer. Schelmisch grinsend gab Topsannah ihrer Freundin einen kräftigen Schubs, sodass auch sie im See landete.
    Naika tauchte aus dem See wieder auf und schimpfte: »Das Wasser ist ja eiskalt!«
    Topsannah grinste immer noch von einem Ohr zum anderen. »Wenn du gerade im See schwimmst, könntest du mir meine Pfeile aus dem Wasser fischen?«, bat Topsannah sie, während sie sich ihrer Kleidung entledigte, um diese und ihre langen schwarzen Haare auszuwringen.
    Unterdessen sammelte Naika mit ihrer Schnauze die Pfeile ein, die auf der Seeoberfläche schwammen. Nachdem sie alle Pfeile ans Ufer gebracht hatte, kletterte sie zitternd aus dem See und schüttelte sich grob das Fell trocken.
    Beide legten sich auf die Blumenwiese und genossen schweigend die Sonnenstrahlen, die sie langsam aufwärmten.
    Nach einer Weile unterbrach Topsannah ihr Schweigen: »Und? Wie verlaufen deine nächtlichen Jagdausflüge im Bärental?«
    »Nicht besonders gut. Ich erlege zwar regelmäßig kleine Kaninchen, aber ein paar Pumas jagen sie mir andauernd ab. Dazu kommt, dass meine Eltern wohl wissen, dass ich mich heimlich davonschleiche.

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