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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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loszuwerden?«
    Jack konnte ihm die Lage unmöglich vernünftig und methodisch erklären, besonders nicht, da es auf jede Sekunde ankam. Also riskierte er es, mit der Brechstange vorzugehen, und sagte:
    »Da Sie gewußt haben, daß ich der Neue hier bin, wissen Sie vielleicht auch, daß ich in L. A. Cop war und kein verrückter Drehbuchautor mit irren Ideen - nur ein Cop, der genauso hart arbeitet wie Sie. Es klingt zwar verrückt, aber wir kämpfen hier gegen etwas, das nicht von dieser Welt stammt, etwas, das bereits hierher gekommen ist, als Ed...«
    »Sie meinen Außerirdische?« unterbrach Moffit ihn.
    Jack fiel keine Umschreibung ein, die weniger absurd war.
    »Ja. Außerirdische. Sie...«
    »Das gibt's doch nicht!« sagte Harlan Moffit und schlug mit einer fleischigen Faust auf die andere Handfläche. Ein Wortschwall brach aus ihm hervor: »Ich hab' gewußt, daß ich früher oder später einen sehen würde! Ich les' ständig im Enquirer von ihnen. Und in Büchern. Manche sind gute Außerirdische, manche sind böse, und manche versteht man einfach nicht, zumindest so lange nicht, bis Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen, genau wie bei den Menschen. Das sind wirklich miese Mistkerle, was? Kamen sie mit ihren Raumschiffen runtergejagt? Du grüne Neune! Und ich bin dabei!« Er schnappte sich die beiden letzten Benzinkanister und stürmte von der Veranda und durch die hellen Reflexionen der Flammen, die sich auf dem Schnee wie Phantomflaggen kräuselten. »Kommen Sie, kommen Sie - machen wir die Arschlöcher fertig!«
    Jack hätte gelacht, würden die geistige Gesundheit und das Leben seines Sohnes nicht an einem seidenen Faden hängen. Trotzdem hätte er sich fast auf die schneebedeckte Verandatreppe gesetzt und das Kichern und schallende Gelächter herausgelassen. Humor und Tod waren miteinander verwandt. Das wußte jeder Cop. Und das Leben war bis in seine tiefsten Grundmauern absurd; ganz gleich, welche Hölle gerade um einen explodierte, immer war etwas komisch daran. Nicht Atlas trug die Welt auf seinen Schultern; kein sperriger, ungeschlachter Klotz mit Verantwortungsgefühl; die Welt balancierte auf einer Pyramide aus Clowns, die stets Trompete spielten und watschelten und einander verarschten. Doch obwohl das Leben absurd war, obwohl es gleichzeitig katastrophal und lustig sein konnte, starben die Menschen trotzdem. Vielleicht würde auch Toby sterben. Heather. Sie alle. Luther Bryson hatte Witze gerissen und gelacht, und Sekunden später waren die Kugeln in seine Brust geschlagen und hatten ihn umgebracht. Jack eilte Harlan Moffit hinterher. Der Wind war kalt. Der Hügel war glatt. Der Tag war hart und grau.
    Als Toby den Hof hinauflief, stellte er sich vor, er säße auf einem kalten, schwarzen Meer in einem grünen Boot. Grün deshalb, weil dies seine Lieblingsfarbe war. Nirgendwo Land in Sicht. Nur das kleine grüne Boot mit ihm darin. Das Meer war kalt, uralt, älter als uralt, so alt, daß es irgendwie lebendig geworden war, denken und sich etwas wünschen konnte und versuchte, seinen Willen zu bekommen. Das Meer wollte über alle Seiten des kleinen grünen Bootes schwappen, es vollaufen lassen, tausend Faden tief in das pechschwarze Wasser ziehen, mit Toby darin, zehntausend, zwanzigtausend Faden tief, tief hinab zu einem Ort, wo es kein Licht, aber seltsame Musik gab. In dem Boot hatte Toby Säcke mit Beruhigungsstaub, den er von einer wichtigen Person bekommen hatte, vielleicht von Indiana Jones, vielleicht von E.T., vielleicht von Aladin - wahrscheinlich von Aladin, und der hatte ihn wiederum von dem Flaschengeist bekommen. Er streute den Beruhigungsstaub auf dem Meer aus, während sein kleines grünes Boot dahindümpelte, und obwohl der Staub in seinen Händen leicht und silbrig zu sein schien, leichter als Federn, wurde er gewaltig schwer, wenn er auf das Wasser traf, aber auf eine komische Art und Weise, denn er versank nicht, nein, dieser magische Beruhigungsstaub machte das Wasser flach, machte es so glatt und wellenfrei wie einen Spiegel. Das uralte Meer wollte sich erheben, das Boot überfluten, doch der Beruhigungsstaub beschwerte es, bis es schwerer als Eisen, schwerer als Blei war, zog es hinab und beruhigte es, besiegte es. Tief in den dunkelsten und kältesten Schluchten unter seiner Oberfläche tobte das Meer, war es wütend auf Toby, wollte es ihn dringender denn je umbringen, ihn ertränken, seinen Körper auf den Felsen am Ufer zerschmettern und ihn dann mit seinen Fluten

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