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Wir zwei allein - Roman

Wir zwei allein - Roman

Titel: Wir zwei allein - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagel , Kimche AG <Zürich>
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starre auf die Dielen. In mir etwas, das gleich aus mir rausschäumen wird.
    Am Abend klingelt es an der Tür. Ich öffne, und Theres geht an mir vorbei ins Wohnzimmer, wirft ihren Mantel auf den Sessel. Sie dreht sich um die eigene Achse, ihr Blick streift das Bücherregal, die Yucca. Sie sieht mich nicht an, sie geht zum Fenster und blickt hinaus.
    Du hast nicht einmal ein Sofa, sagt sie zu ihrem Spiegelbild im Glas.
    Ja, sage ich.
    Und wenn Gäste kommen?
    Wer soll denn kommen?
    Sie dreht sich um, verschränkt die Arme vor der Brust. Sie hat sich die Haare hochgesteckt. Ihr schlanker Hals, ihre kleinen Ohren, ihre Eskimowangen. Sie schaut mir in die Augen. In ihrem Blick die Verletzlichkeit von heute Morgen.
    Ich bin hier, sagt sie. Sie lehnt sich gegen das Fensterbrett, stützt sich mit den Handballen ab, schiebt die Beine nach vorne.
    Es ist schön, dass du hier bist, sage ich.
    Sie nickt. Ich lehne mich gegen den Türrahmen. Ich blicke im Zimmer umher. Die Wände strahlen. Die Buchrücken strahlen. Im Glas ein zweites strahlendes Zimmer. So kenne ich das alles gar nicht.
    Wie sieht dein Schlafzimmer aus?, fragt Theres.
    Willst du es sehen?
    Ja. Ich will es mir ansehen.
    Dann komm.

Verglückt

1    Ich habe kein bisschen geschlafen. Habe immer nur meinen Arm um sie gelegt, mein Gesicht in ihren Nacken gedrückt und in ihrem Haar geatmet, habe mit der Hand über den Hügel ihres Beckens gestreichelt: Ich liege wie eine Siedlung an einem Hang. Habe auf ihren Atem gehört, habe ihre nackte Schulter geküsst, habe mit meinen Füßen einen ihrer Füße gesucht, habe geatmet und dieses ständige Wachstum in mir in den Raum hineingeblasen, bin kurz zurückgewichen, als sie sich murmelnd umdrehte, um dann wieder einen Arm um sie zu legen, ihre Stirn zu küssen, mein Bein zwischen ihre Beine zu flechten, meine Nase an ihren Hals zu legen, in ihre Ohrmuschel zu drücken. Es wuchs. Wie kann es sein, dass es nicht aufhört zu wachsen? Ich wäre vor die Tür gegangen und wäre durch die nächtliche Stadt gerannt, durch jede Straße, hätte gelacht, hätte die Leute wachgerufen. Wenn ich mich hätte aus dieser Wärme befreien können. Wenn mein Körper nicht besser als ich gewusst hätte, wo er sein will, wo er hingehört.
    Es ist noch nicht ganz hell, da öffnet sie die Augen, schmiegt sich an mich, rutscht auf mich drauf. Die Wärme. Die Feuchtigkeit. Ich komme sofort. Sie küsst meinen Hals. Wie schön, murmelt sie in mein Ohr und ist schon wieder eingeschlafen.
    Es weckt mich der Geruch nach Kaffee und gebratenen Zwiebeln. Theres sitzt in der Küche, vollständig angekleidet, vor sich zwei Teller, auf dem Herd eine Pfanne mit Rührei. Ich küsse sie auf den Hals, schrecke vor dem eigenen Nachtatem zurück. Ich küsse sie ins Ohr, sie dreht den Kopf weg, taucht unter meinem Arm hindurch und steht an der Spüle.
    Es fehlt ein bisschen Salz, sagt sie.
    Ich setze mich, und sie setzt sich mir gegenüber. Wir fangen an zu essen.
    Ich habe vorhin den Autos in der Eschholzstraße zugesehen, sagt sie. Ich stand halb auf der Fahrbahn, alle Autofahrer haben gehupt, einige haben sogar gewunken, und ich habe zurückgewunken. Ich konnte nicht weitergehen, so eigenartig war das, da zu stehen und das Tageslicht um mich zu haben und den Geruch der kalten Luft und das Rauschen der Autos. Ich wollte für immer dort stehen bleiben. Verrückt, oder?
    Gott sei Dank bist du zurückgekommen. Und hast mir sogar Frühstück gemacht.
    Sie lacht. Senkt den Blick. Stochert in ihrem Rührei herum.
    Wir könnten doch gleich zum Kaiserstuhl fahren und die Bienenfresser suchen, sage ich. Sie überwintern dort in Felslöchern. Oder wir fahren auf den Schauinsland, was meinst du?
    Eigentlich muss ich nach Hause, sagt sie. Ein bisschen arbeiten.
    Aber Theres. Es ist Sonntag.
    Ich meine, in der Werkstatt, sagt sie. Ich habe da mit etwas begonnen. Eine Maschine, die durch Geräusche angetrieben wird. Ein kleines Rad dreht sich, wenn du in ein Mikrophon sprichst. Man kann auch hineinsingen, wenn man will. Aber ob das schöner Gesang ist oder nicht, versteht die Maschine nicht. Sie dreht sich einfach.
    Aber es ist Sonntag. Und ich habe den Sprinter.
    Sie sieht mich an. Senkt den Blick. Wie schön sie ist, wenn sie mit sich ringt. Wenn sie so verletzlich ist.
    Später stehen wir auf der Straße, und Theres blickt in den grauen Himmel hinauf. Dann rüber zum Schauinsland, der in der Nebeldecke verschwindet.
    Meinst du, oben sieht man blauen Himmel?
    Klar,

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