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Wir zwei allein - Roman

Wir zwei allein - Roman

Titel: Wir zwei allein - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagel , Kimche AG <Zürich>
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sage ich.
    Die kalte Luft, das grelle Licht, das Rauschen von der Eschholzstraße her, der Geruch nach Rauch. Ich küsse von hinten ihren Nacken. Wir stehen für einen Augenblick in dieser Umarmung, ich rieche den Duft, der von ihrer Haut aufsteigt. Sie dreht den Kopf von mir weg. Löst sich von mir und geht los. Ich greife nach ihrer Hand, verpasse sie, wir werden durch ein entgegenkommendes Mädchen auf einem Tretroller getrennt. Am Sprinter tritt sie von einem Bein aufs andere. Ich schließe ihr die Tür auf und will sie küssen, aber sie ist schon auf den Beifahrersitz geschlüpft.
    Lass uns schnell losfahren, sagt sie. Sonst ist der Tag schon wieder rum.
    Das war sehr schön gestern, Theres, sage ich, als wir die Stadt durch die Kleingartenanlagen verlassen.
    Ja, sagt sie. Sie dreht ihren Kopf zu mir, dreht ihn wieder weg. Der Schwarzwald wächst über uns empor. Ich fahre unter dem Torbogen in Günterstal hindurch, an den Straßenbahngleisen entlang. Dann wird die Straße enger, Theres schaut schweigend aus dem Fenster, beugt sich nach vorn, blickt durch die Frontscheibe hinauf, der Schauinsland taucht kurz über uns auf, dann verschwindet er hinter einem seiner Ausläufer. Theres zupft an den Ärmeln ihres Wollpullovers herum.
    Ich hatte so eine Freundin, sagt sie. Sie hat weiße Autos fotografiert. Nur weiße Autos. Über zehn Jahre lang. Findest du das nicht merkwürdig? Also meiner Meinung nach ist das ein bisschen verrückt. Eine ganze Wohnung voller weißer Autos. Das hättest du mal sehen sollen. Zu jeder Tageszeit aufgenommen. In jedem Stadtteil, an jeder Ampel, auf jedem Parkplatz. Theres zupft an den Ärmeln ihres Pullovers herum, lacht.
    Ein kurzes Stück durch eine Wiese, dann beginnt der Wald, die Steigung setzt ein, der Motor kreischt auf. Wir werden von einem Mercedes und einem Golf überholt. Wir fahren in ein Nebelfeld hinein, zwischen den Baumstämmen Geister, es tropft. Dann haben wir die Wolken durchbrochen, und ich muss den Sonnenschutz runterklappen, Theres hebt den Arm vors Gesicht.
    Wow, sagt sie.
    Auf dem Parkplatz unterhalb des Gipfels nur ein V W -Bus. Theres geht um den Sprinter herum und kontrolliert die Türen. Dann gehen wir los. Unter uns die Weiden, die kahlen Berggipfel, die Ebene liegt in einer weißen Suppe vergraben, der Himmel über uns stechend blau. Theres ist stehen geblieben und blickt hinauf. Schüttelt den Kopf, geht wieder weiter.
    Das Gefühl im Bauch, während wir nebeneinander das letzte Stück zum Gipfel steigen. Ich nehme ihre Hand, und sie lässt es zu. Der Aussichtsturm schimmert zwischen den Bäumen hindurch, die Sonne glitzert in den Zweigen, es tropft von den Baumkronen auf den Weg, alles glänzt. Theres neben mir. Wie sie den Kopf zur Seite legt. Wie sie sich unter einem Ast hinwegbückt. Wie sie lacht, wie sie mir in die Augen schaut und sofort zum Himmel hinaufblickt oder in das Unterholz, einer Amsel hinterher.
    Am Turm eine Familie mit zwei Jungs. Das Stahlgerüst dröhnt unter den Kinderfüßen, in der Ferne der Feldberg mit dem Funkturm, auf der Kammstraße kommt unendlich langsam ein Auto näher. Hör sofort damit auf, Torben!, ruft die Mutter. Beide Eltern tragen rote Expeditionsjacken. Oben auf der Plattform bin ich außer Atem.
    Land ist doch überhaupt etwas Komisches, sagt Theres, und der Turm schwankt bei jedem ihrer Tanzschritte. Ich meine, es ist doch verrückt, dass überhaupt etwas da ist. Aber dann auch noch in so einer Menge und überall und nicht wegdenkbar und in so vielen verschiedenen Ausprägungen. Als Berg, als Feld, als Tal, als Schlucht, als Flussbett, als Ebene, als Wüste, als Strand. Warum gibt es das alles?
    Plötzlich steht sie dicht vor mir, schaut mir in die Augen. Sie stellt sich auf die Zehenspitzen und umarmt mich. Sie krallt sich richtig in meiner Jacke fest.
    Es ist sehr schön hier, sagt sie in mein Ohr, küsst meinen Hals.
    Ihre kalte Wange an meiner. Sie öffnet ihren Mund, und wir küssen uns. Einen einzigen Moment. Dann ist sie schon an der Treppe und sagt:
    Vielleicht können wir noch ein bisschen herumfahren. Ich mag es, im Auto zu sitzen und hinauszuschauen. Vielleicht können wir etwas Radio hören?
    Wir fahren über das Münstertal nach Staufen hinunter, dann über Schallstadt zurück Richtung Stadt. Die Spitzen der Hochhäuser vor uns, der OBI -Markt rauscht an uns vorbei. Dann wieder Felder. Gottenheim unterhalb des Tunibergs, drum herum skelettierte Weinstöcke. Das Kieswerk hinter Merdingen. Ich parke am

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