Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Yendi

Yendi

Titel: Yendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
Vom Netzwerk:
Blick war fest, aber kalt. Die Arme hingen locker an den Seiten, der Umhang war zurückgeschlagen. Seine Hände sahen völlig normal aus, und doch wurde mir bewußt, daß ich sie fürchtete.
    Ich war ein Auftragsmörder, der versuchte, ein Boß zu sein. Laris mag vielleicht zwei- oder dreimal >gearbeitet< haben, aber er war wirklich ein Boß. Gemacht, um im Jhereg Geschäfte zu leiten. Einer wie er verlangte Loyalität, behandelte seine Männer gut und saugte jedes Kupferstück aus jedem Unternehmen, in dem er die Finger hatte. Wäre alles anders gekommen, hätte ich mich vielleicht zu Laris gesellt anstatt zu Tagichatn, und womöglich wären wir beide gut miteinander ausgekommen. Eine Schande ist das.
    Er schob sich mir gegenüber mit einer Verbeugung und einem warmen Lächeln an den Tisch. »Baronet Taltos«, begrüßte er mich. »Meinen Dank für die Einladung. Ich komme nicht oft genug hierher; das ist eine gute Schenke.«
    Ich nickte. »Es ist mir ein Vergnügen, Mylord. Ich habe gehört, wie man sie rühmt. Man sagt, sie wird ausgezeichnet geführt.«
    Darauf lächelte er leicht, weil er wußte, daß ich wußte, und neigte den Kopf in Anerkennung des Komplimentes. »Wie ich hörte, kennt Ihr Euch selbst ein wenig in diesem Geschäft aus, Baronet.«
    »Nennt mich Vlad. In der Tat, ein wenig. Mein Vater - «
    Ein Ober unterbrach uns. Laris sagte: »Die Pfefferwurst ist besonders gut.«
    »Siehst du, Boß, ich -«
    »Schnauze, Loiosh.«
    »Ich hörte davon.« Und zum Ober sagte ich: »Zwei, bitte«, und wieder an Laris gewandt: »Dazu einen Roten, denke ich, Mylord. Viell- «
    »Laris«, korrigierte er mich.
    »Laris. Vielleicht einen Kaavren?«
    »Ausgezeichnet.«
    Ich nickte dem Vollstrecker - Verzeihung, dem »Ober« - zu, der sich verneigte und ging. Laris lächelte ich so warmherzig an wie ich konnte. »Es wäre schön, wenn ich auch so einen Laden besäße«, fing ich an.
    »Meint Ihr?« gab er zurück.
    Ich nickte. »Er ist ruhig, mit gutem, festem Kundenstamm -das ist das wichtige, wißt Ihr? Stammkunden zu haben. Diesen Laden gibt es hier schon lange, nicht wahr?«
    »Schon vor dem Interregnum, hat man mir gesagt.«
    Ich nickte, als hätte ich es längst gewußt. »Nun gibt es ja Leute«, plauderte ich, »die diesen Laden erweitern würden -Ihr wißt schon, einen Anbau hinzufügen oder eine Zwischendecke einziehen -, aber wozu? So wie er ist, bringt er einen guten Profit ein. Die Leute mögen ihn. Ich möchte wetten, wenn man ihn erweitern würde, wäre er innerhalb von fünf Jahren aus dem Geschäft. Aber mancher versteht das nicht. Deshalb bewundere ich die Eigentümer dieses Geschäftes.«
    Laris saß während meines Monologes mit einem kleinen Lächeln in den Mundwinkeln da und nickte ab und an. Er verstand, was ich sagte. Als ich gerade fertig war, kam der Ober mit dem Wein. Er gab ihn mir, damit ich ihn öffnete; ich goß Laris einen Schluck zur Probe ein. Er nickte ernst. Dann füllte ich sein Glas und meins.
    Laris hob seines bis auf Augenhöhe und sah hinein, dabei drehte er es leicht hin und her. Rote Kaavren-Weine haben ein volles Bukett, ich nahm also an, daß kein Licht hindurchfiel. Schließlich ließ er sein Glas sinken und sah mich nach vorne gebeugt an.
    »Was soll ich sagen, Vlad? Jemand hat eine lange Zeit für mich gearbeitet. Einer von denen, die mir geholfen haben, die Gegend zu organisieren. Ein guter Mann. Er kommt auf mich zu und fragt: >He, Boß, kann ich eine Spielhölle auf-machen?<
    Was soll ich ihm erzählen, Vlad? Ich kann doch zu einem Mann wie ihm nicht nein sagen, oder? Wenn ich ihn aber irgendwo in mein Gebiet setze, beschneide ich die Geschäfte anderer Leute, die schon lange bei mir sind. Das wäre ihnen gegenüber nicht gerecht. Also habe ich mich ein wenig umgesehen. Ihr habt nur ein paar Spiele am Laufen, und es gibt jede Menge Betrieb, da denke ich bei mir: >He, es wird ihm nicht einmal auffallen.<
    Ich hätte das vorher mit Euch absprechen sollen, ich weiß. Dafür entschuldige ich mich.«
    Ich nahm es zur Kenntnis. Keine Ahnung, was ich erwartet hatte, aber das war es nicht gewesen. Als ich ihm erkläre, daß es ein Fehler wäre, sich in mein Gebiet zu drängen, kommt er mir damit, daß er nichts dergleichen tue - daß es bloß eine einmalige Gefälligkeit für irgendwen sei. Soll ich das glauben? Und, falls ja, soll ich ihn damit davonkommen lassen?
    »Das verstehe ich, Laris. Aber, wenn Ihr mir die Frage gestattet, was, wenn es wieder passiert?«
    Er nickte,

Weitere Kostenlose Bücher