Zehn Milliarden (German Edition)
zu kennen.
»Schöner als die Kopie«, sagte sie, als die Fähre an den bunten, verwinkelten Häuschen vorbei zum Landesteg fuhr.
»Vor allem jetzt«, antwortete er nachdenklich. »Sieht so aus, dass Vegas wieder zur Wüste verkommt, nach allem was die blaue Box angerichtet hat.« Julie fühlte sich immer noch mitschuldig an der Katastrophe, obwohl sie alles Menschenmögliche getan hatte, um die gefährliche Entwicklung zu stoppen. Wenn Wegener und seine Gesellen eine zweite Box schwerbewaffnet aufsteigen ließen, konnte niemand sie dafür verantwortlich machen. Trotzdem hatte sie immer wieder das Gefühl, versagt zu haben. Dass die Katastrophe die größte Säuberungswelle seit Jahrzehnten in der Air Force und der Army ausgelöst hatte, war zwar ein schwacher Trost, aber es war immerhin einer.
»Meinst du, die haben noch mehr solche Experimente im Giftschrank?«, fragte sie unvermittelt.
»Glaube ich nicht. Aber es wird sich nicht verhindern lassen, dass sie eines Tages wieder soweit sind, und wohl noch weitergehen.«
»Hoffentlich sind wir diesmal schneller.« Er lächelte zuversichtlich.
»Bestimmt. Wir müssen einfach schneller sein, damit wir verstehen, was auf uns zukommt.« Sie waren auf dem besten Weg dazu mit ihrem Projekt ›Descartes‹ an der EPFL. Es war keine Hommage an den französischen Philosophen und Mathematiker René Descartes, schon eher eine Demontage seiner These über die Dualität von Geist und Materie. Sie waren längst überzeugt, dass es keinen von der Materie unabhängigen Geist gab, aber jetzt waren sie drauf und dran, das zum ersten Mal wissenschaftlich zu beweisen.
»Oh ja, ich bin gespannt, wann wir Vic das nächste Mal brauchen«, antwortete sie spöttisch. Er lachte.
»Der hat jetzt keine Zeit mehr, lernt chinesisch.«
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