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Zehn Milliarden (German Edition)

Zehn Milliarden (German Edition)

Titel: Zehn Milliarden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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zwei Staffeln zu allem entschlossener Verfolger. Es war ein ungleicher Kampf, denn die Piloten, die den Auftrag hatten, die gefährliche Raptor abzuschießen, waren trotz aller Schulung und langjähriger Übung menschliche Wesen mit ihren unberechenbaren Emotionen, Zweifeln, Ängsten, Hemmungen und Schwächen. Zwei ihrer Kameraden waren bereits ausgeschaltet, bevor die Männer allmählich kapierten, dass sie hier einem Feind gegenüberstanden, einer ganz neuen Art Feind, dessen Aktionen in keinem Lehrbuch beschrieben waren.
    Solche Überlegungen fanden im metallisch schimmernden blauen Würfel in Paulsons Maschine nicht statt. Niemand wusste, was wirklich im komplizierten Netzwerk der zehn Milliarden künstlichen Neuronen ablief, denn Z2 blieb stumm. Sie kommunizierte elektronisch mit den Systemen des Jets, sie orientierte sich über Radar, Laser und GPS, und die einzige Sprache, die sie beherrschte, war der überzeugende Einsatz der Waffen. Dass sie auf die Augen des Piloten verzichten musste, war ein Nachteil, doch nicht wirklich von Bedeutung. Ärgern darüber konnte sie sich ohnehin nicht. Und dass sie die Kontrolle über das Flugzeug nicht mehr teilen musste, war gut so. Sie war der Kampfjet und sie hatte eine Mission. Sie musste die Bedrohungen mit möglichst geringem Aufwand beseitigen, mit ihrem Waffenarsenal den größtmöglichen Schaden anrichten. Ihre Welt bestand aus den äußerst detaillierten dreidimensionalen Landkarten der weiteren Umgebung der Area 52, die Wegeners Team in ihr Navigationsgerät einprogrammiert hatte. Sie wusste nichts über Schmerz und menschliches Elend, aber sie hatte gelernt, wie Schaden und Zerstörung definiert waren. Grosse Menschenansammlungen waren gute Ziele für den optimalen Einsatz der Mittel, die ihr zur Verfügung standen.
    Sie befand sich jetzt über dem größten Ziel, aber sie wurde pausenlos angegriffen. Ihre Milliarden von Schaltkreisen konzentrierten sich auf die Verteidigung, und die beste Verteidigung war der Angriff, auch das hatte sie gelernt. In rasendem Sturzflug trudelte sie auf die Stadt hinunter, um so ohne wesentlichen Energieaufwand den Bordkanonen der F/A-18 Staffel auszuweichen. Sechshundert Fuß über dem stillgelegten Mc Carran Flughafen fing sie sich auf, beschleunigte und kippte in eine atemberaubend enge Rechtskurve, die jedem menschlichen Piloten das Hirn zerquetscht hätte. Die durchdringende Sirene der Höhenwarnung heulte auf, mehrere rote Alarmlampen leuchteten gleichzeitig. Sie hatte weder Augen noch Ohren, aber die Signale erreichten ihre elektronischen Schnittstellen. Sie ignorierte sie: kein nützlicher Input. Haarscharf schrammte sie an den obersten Stockwerken des Mandalay Bay, des Luxor und Excalibur vorbei und fegte mit 250 Knoten im Schutz der protzigen Hotel- und Kasinopaläste über den Las Vegas Boulevard nach Norden. Keiner der Angreifer wagte ihr inmitten der Menschenmassen zu folgen oder eine Waffe abzufeuern, das hatte sie auch gelernt. Zwei Ziele hielten sich auf zwölf Uhr in 1’500 Fuß bereit, sie frontal abzufangen, zwei hatte sie im Rücken. Die beiden F-22 waren weiter entfernt, keine unmittelbare Bedrohung. In Sekundenbruchteilen programmierte sie zwei AMRAAMS auf die Ziele hinter ihr, deren Abwehrmaßnahmen in dieser Position so gut wie gar nichts nützten, schoss die Raketen ab, schraubte sich mit höchster Beschleunigung auf die optimale Höhe und nahm die vorderen Ziele ins Visier der Bordkanone.
    Am anderen Ende des Strips, hundert Stockwerke über den Köpfen der vor Schreck erstarrten Touristen, drängten sich zahlreiche Besucher vor den Schranken einer der furchterregendsten Attraktionen der Stadt. Der ›Big Shot‹ auf dem Dach des Stratosphere Hotels, ein heiliger Ort für Adrenalinjunkies aus aller Welt, katapultierte seine Opfer mit vierfacher Erdbeschleunigung in zwei Sekunden fast fünfzig Meter in die Höhe, um sie dann im freien Fall wieder hinunter stürzen zu lassen, mehrmals. Viele der Wartenden standen schon seit einer halben Stunde und länger in der Schlange, und sie hatten nicht das geringste Verständnis dafür, dass der Ride plötzlich während des größten Andrangs geschlossen wurde. Der jungen Mutter der kleinen Jenny fiel jedoch ein schwerer Stein vom Herzen. Obwohl beinahe gelähmt durch panische Angst, hatte sie es nicht über sich gebracht, ihrer Tochter dieses wahnsinnige Abenteuer auszureden.
    »Das ist gemein, warum darf ich nicht fahren?«, flennte die Kleine und zerrte an der

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