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Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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wissen doch seit geraumer Zeit, dass der Feind vorhat, die Kanalinseln zu erobern.«
    »Mir scheint, dass die Franzosen uns genau das glauben machen wollen. In Wirklichkeit verfolgen sie weitaus größere Absichten. Ich frage mich jetzt, ob ich Mr Ransome an Bord holen sollte, um sofort Kurs auf Portsmouth zu nehmen und Mr Stephens über diesen Vorgang zu informieren. Oder scheue ich dadurch nur von meinem ursprünglichen Auftrag zurück, die Fregatte zu zerstören, die von Le Havre aus ihr Unwesen treibt? Wenn die Kommissare der Lords meinem französischen Gast keinen Glauben schenken, dann halten sie mich wahrscheinlich für töricht oder gar für zögerlich.«
    »Ich kann mir kaum vorstellen, dass man Sie für zögerlich halten wird, Kapitän. Nicht nach all dem, was Sie in den zurückliegenden Monaten geleistet haben. Aber das eine schließt das andere doch nicht aus, oder? Können wir nicht noch in dieser Nacht die Fregatte stellen und unmittelbar danach einen englischen Hafen ansteuern? Wie viele Stunden würden wir verlieren?«
    »Nur wenige, aber wir müssen immer damit rechnen, dass wir diejenigen sind, die aufgebracht werden. Es ist ja immerhin denkbar, dass wir einen Mast oder sogar zwei einbüßen und selbst zur Prise werden. Die Crew macht sich selten Gedanken, wie viel Glück bei jedem Gefecht mit im Spiel ist.«
    Ein leicht amüsiertes Lächeln zeichnete sich auf den Lippen des Leutnants ab. »Ich glaube wirklich nicht, dass Sie ein solches Gefecht verlieren würden, Kapitän.«
    »Aber Sie würden mir zustimmen, dass zumindest die Möglichkeit besteht, dass wir unterliegen?«
    »Ich halte es für unwahrscheinlich, aber ich gebe zu, dass es in den Bereich des Möglichen gehört, ja.«
    Hayden nickte. Das Kräfteverhältnis war schwer einzuschätzen, aber im Augenblick hatte er offenbar weniger Selbstvertrauen als Hawthorne. Dennoch, der Leutnant machte sich womöglich nicht recht bewusst, wie groß die Gefahr war, bei diesem Auftrag selbst geentert zu werden. Die französische Fregatte verfügte sehr wahrscheinlich über achtunddreißig Geschütze, auf keinen Fall über weniger als sechsunddreißig. Außerdem saß sie nicht in irgendeinem Hafen fest wie so viele andere Schiffe der feindlichen Flotte. Tatsache war: Sie führte einen äußerst erfolgreichen Kaperkrieg gegen britische Handelsschiffe, und ihre Crew verstand ihr Handwerk.
    »Was gedenken Sie also zu tun, Sir?«, erkundigte sich Hawthorne.
    »Wir nehmen Kurs auf England – sobald wir Mr Ransome wieder an Bord haben.«
    Der Leutnant der Seesoldaten nickte, auch wenn Hayden den Eindruck hatte, dass Hawthorne die andere Variante bevorzugte.
    Schweigen senkte sich herab, bis Hayden das Gefühl beschlich, dass sein Leutnant abwog, ob es zulässig sei, dem Kommandanten eine persönliche Frage zu stellen. Zweimal suchte Hawthorne Haydens Blick, schaute aber dann immer wieder zur Seite.
    Hayden beschloss, einer möglichen Frage zuvorzukommen, und stand daher abrupt auf. »Bitte um Nachsicht, Mr Hawthorne, aber ich muss zurück an Deck. Ich möchte nicht, dass diese französische Fregatte uns bemerkt und uns auf dem falschen Fuß erwischt.«
    »Was nicht passieren wird, solange Mr Wickham seinen Dienst gewissenhaft versieht.«
    Hayden stimmte seinem Freund und Vertrauten mit einem Nicken zu. »Mr Hawthorne.«
    »Kapitän«, erwiderte der Leutnant der Seesoldaten der Form halber und erhob sich rasch.
    Hayden schloss die Tür hinter sich und bedauerte es, nicht länger die Wärme in der Offiziersmesse genießen zu können, aber er war nicht bereit, über die eigene Lebenssituation zu sprechen. Für ihn war es schon schwer genug, wenn er spürte, dass er sich mehr schlecht als recht auf seine Arbeit konzentrieren konnte – schlimmer war, dass sich seine Gedanken im Kreis drehten. Es gab keine Ereignisse, über die er nicht bereits mehrfach nachgedacht hatte, keine Folgen, die er nicht längst prognostiziert hatte. Hayden war nicht gewillt, seine Offiziere in diese Gedankenspiele mit einzubeziehen. Besser wäre es, er würde seine Denkweise zügeln und die Dinge auf sich beruhen lassen, bis die Themis wieder sicher in einem Hafen läge – falls ihm das gelang!
    Die Nacht hatte sich nicht verändert, als er an Deck kam. Es mochte ein wenig kühler sein, doch der Mond war noch genauso verhangen, die Wolkenbänder flogen vorüber.
    »Frischt der Wind auf, Mr Barthe?«, fragte Hayden den Master, der sich leise mit dem Steuermann unterhielt.
    »Ich glaube,

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