Jerry Cotton - 2917 - Heisse Ware und kaltes Blei
Als Benjamin Culver aus der bitteren Kälte ins Foyer des Plaza Hotel trat, umfing ihn wohlige Wärme. Der Sicherheitschef erwartete den Detective bereits voller Ungeduld.
»Thomas Wulff. Wir müssen ins vierte Stockwerk, Detective«, sagte er.
Auf dem Weg hinauf erklärte Wulff, warum er die Cops hatte verständigen lassen.
»Das Zimmermädchen fand die Verwüstung im Zimmer so ungewöhnlich, dass man mich holte. Es muss dort ein Kampf stattgefunden haben«, sagte er.
Detective Culver nickte nur und wartete ab, bis er sich selbst ein Bild gemacht hatte. Vor der Zimmertür hielt ein Officer Wache. Wulff zog seinen Generalschlüssel hervor und öffnete das Codeschloss der Tür.
»Warten Sie hier«, sagte Culver.
Er wollte sich in Ruhe umsehen und verhindern, dass mögliche Spuren verwischt wurden. Culver trat vorsichtig in den schmalen Gang, von dem zwei Türen abgingen. Da sie beide offen standen, konnte der Detective sich ohne Probleme umsehen. Nach einer Minute wandte er sich um und schloss die Tür hinter sich.
»Es war gut, dass Sie uns verständigt haben. Wir veranlassen alles Weitere«, sagte er zu Wulff.
Der fügte sich in die Anweisung und dachte vermutlich schon darüber nach, welche Konsequenzen das für sein Hotel haben würde. Detective Culver forderte telefonisch die Kriminaltechniker an, bevor er anschließend um ein Gespräch mit dem Zimmermädchen bat.
»Ich möchte ungestört mit ihr reden können. Wo geht das?«, fragte er.
Thomas Wulff führte den Detective in eines der Büros, die auch den Hotelgästen nach Bedarf zur Verfügung gestellt wurden. Hier wartete Culver auf die junge Frau, die kurz darauf mit einem ängstlichen Gesichtsausdruck eintrat.
»NYPD. Detective Culver. Mister Wulff hat gesagt, dass Sie ihn alarmiert haben. Stimmt das?«
Das Zimmermädchen hieß Amira Canavarres. Sie bestätigte die Angaben des Sicherheitschefs und gab bereitwillig auf alle Fragen des Detectives Antwort. Er hatte sich schnell ein Bild von ihr machen können und stufte Canavarres als glaubwürdig ein.
»Kennen Sie den Gast aus dem Zimmer?«, fragte er.
Sie hatte eine Frau im Alter von etwa vierzig Jahren hineingehen sehen.
»Ich hatte zuvor die Handtücher im Zimmer daneben ausgetauscht und war mit meinem Wagen beschäftigt. Die Frau trug eine Sonnenbrille, daher konnte ich ihr Gesicht nur teilweise erkennen«, sagte sie.
Mittlerweile hatten sich die Techniker eingefunden, die von dem ebenfalls eingetroffenen Partner Culvers ins Zimmer geführt worden waren. Kaum hatte der die Aussage von Amira Canavarres aufgenommen, tauchte Detective Williams auf.
»Wir haben etwas sehr Interessantes gefunden«, sagte er.
Die beiden Detectives fuhren mit dem Lift hinauf und so stand Culver zum zweiten Mal innerhalb einer Stunde in dem schmalen Gang. Weiter ließ ihn der leitende Kriminaltechniker nicht gehen, sondern streckte dem Detective einen Beutel hin.
»Diamanten?«, fragte Culver.
»Richtig, Detective. Sie sind unbehandelt und dürften einen geschätzten Marktwert von fünfhunderttausend Dollar haben«, stimmte der Techniker zu.
Culver und Williams tauschten einen Blick aus.
»Wer schleppt so viele Rohdiamanten mit sich herum? War die Lady eine Händlerin?«, fragte Williams.
»Das werden wir noch herausfinden. Auf jeden Fall hätten wir hier ein mögliches Motiv für einen Überfall«, erwiderte Culver.
»Komischer Ablauf. Die Frau wird in ihrem Zimmer angegriffen und wahrscheinlich verletzt, aber der Safe ist unberührt. Warum?«, fragte Williams.
»Vielleicht war den Gangstern der Lärm zu groß und sie hatten Angst vor Entdeckung. Wer weiß?«
Die Antwort von Detective Culver zeigte deutlich, dass er auch nur wild spekulieren konnte. Die Detectives zogen sich zurück, um sich die Unterlagen des weiblichen Gastes an der Rezeption aushändigen zu lassen. Sie wussten zu diesem Zeitpunkt nur, dass es einen Kampf gegeben hatte und das Opfer im Besitz einer größeren Anzahl Rohdiamanten war.
Wenn sie ihrem Lieutenant später auf dem Revier darüber berichteten, würde er einige Antworten erwarten. Culver und Williams machten sich an die Arbeit, um möglichst viele Fakten für den ersten Bericht zu erhalten.
»Mit der Kopie des Führerscheins verfügen wir über die erforderlichen Daten, um eine Fahndung nach Madeleine Forman herausgeben zu können«, sagte Culver beim Verlassen des Hotels.
Wenigstens verfügten sie jetzt über ein Gesicht mit dem passenden Namen dazu. Culver sah darin einen
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