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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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Vergleichbares erinnern, nicht einmal Lomsted, und du weißt, er hält einiges auf seine Geschichtskenntnisse. Setz dich bitte, setz dich zu mir.«
    Sie tat es und Felt hielt ihre Hand fest. Sie saßen eine Weile schweigend nebeneinander und Felt fühlte, wie ihm eine bleierne Müdigkeit in die Beine sackte. Estrids Nähe beruhigte ihn, fast fielen ihm die Augen zu.
    »Du verschweigst mir etwas«, sagte sie.
    »Was?«
    »Du sagst mir nicht alles.« Sie löste ihre Finger aus der Verschränkung mit seinen. »Ihr habt etwas beschlossen und du sagst mir nicht, was.«
    »Ich hatte noch keine Gelegenheit dazu.«
    Estrid schwieg, sie machte es ihm nicht leicht. Wenn er jetzt anfing zu sprechen, würde nichts mehr so sein wie bisher. Wehmut überkam ihn und er wehrte sich dagegen. Er wollte kein Gefühl, er wollte einfach nur sitzen, am Feuer, mit Estrid, die Kinder schlafend und sicher im Nebenraum. Ewig könnte er so sitzen und nichts würde ihm fehlen.
    Er nahm sich zusammen.
    »Ja, Estrid, wir haben etwas beschlossen. Wir haben beschlossen, dem Wunsch der Undae Folge zu leisten:
Drei mal drei sollen gehen und dreimal eine begleiten.
Das verlangen sie, so haben sie es gesagt.«
    »Ich verstehe nicht. Gehen? Wer denn? Wohin denn?«
    »Sie wollen die Quellen aufsuchen. Es gibt zwölf Quellen, so scheint es, die besondere Bedeutung haben, die den Durst der Menschen stillen. Die diesen Kreislauf, das Leben, das Sterben, in Bewegung halten   … Frag mich nicht, warum oder wie, ich weiß es nicht. Aber die Undae wollen diese Quellen aufsuchen, das haben sie gesagt. Und dass sie das Wasser des Sees zu den Anfängen tragen wollen.« Felt spürte, wie Estrid sich versteifte, aber nun redete er, nun gab es kein Zurück mehr. »Die Undae hoffen wohl, dass auf diese Weise alles wieder in ein Gleichgewicht kommt. Dass der Kreislauf geschlossen ist, wenn Ende und Anfang verbunden werden. So genau verstehe ich es nicht. Ich verstehe weder, was vorgeht, noch, was wir bewirken können. Aber das Wasser des Sees ist alt, es hat eine große Kraft. Sagt man. Wenn man es zu den Quellen bringt   …«
    Felt brach ab. Estrid atmete hörbar ein.
    »Also bedeutet gehen wirklich
gehen
?«, fragte sie leise und wie zu sich selbst. »Drei von uns gehen mit je einer von ihnen? Verstehe ich das richtig?«
    »Ja.«
    »Also, neun Welsen gehen   … irgendwohin? Wo sind diese Quellen, weißt du’s?«
    »Nein«, sagte Felt, »aber die Undae kennen den Weg. Ganz sicher. Wenigstens den Weg des Wassers, wie ein Mensch zu den Quellen finden kann, wird sich zeigen. Wir nehmen an, sie wollen drei Hohe Frauen ausschicken, weil   –«
    »Weil der Weg so weit ist?«, unterbrach ihn Estrid.
    »Ja, ein weiter Weg   … auf dem die Undae Begleitung brauchen, Schutz. Wir wissen nicht, wie die   –«
    »Oh, nein«, unterbrach ihn Estrid abermals und ihre Augen wurden weit, »sag, dass es nicht wahr ist! Sag mir, dass du keiner von den neun bist! Felt!«
    »Estrid   …« Er wollte nach ihr greifen, aber sie war schon aufgesprungen.
    »Nein. Nein. Das tust du nicht.« Ihre Stimme verlor ihre Festigkeit. »Das tust du mir nicht an, Felt. Du gehst nicht auf so eine Reise«, sie ruderte mit den Armen, »irgendwohin. Wer weiß, wie lang!«
    Er stand auf und schloss sie in die Arme.
    »Es ist ein Befehl«, sagte er sanft. »Marken, Kersted und ich werden je einen Trupp anführen; jeder von uns nimmt seine zwei besten Männer mit. Ich kann mich nicht widersetzen.«
    »Aber deine Familie kannst du verlassen?« Sie stieß ihn von sich. »Wie lange wirst du fort sein? Ein Solder? Drei Soldern? Zehn? Sag es mir, Felt!«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ach, er weiß es nicht!« Sie lachte bitter auf. »Weißt du denn wenigstens, wann die große Fahrt beginnen soll?«
    »In zwei Tagen. Wir ziehen mit dem Treck.«
    Sie stöhnte auf mit einem Laut, in dem so viel Elend mitschwang, dass es Felt beinahe zerriss. Das war das Ende. Übermächtig wurde der Wunsch davonzulaufen. Estrid zu nehmen und die Kinder und die Stadt zu verlassen, jetzt gleich, der Pass war frei. Sie würden schon einen Unterschlupf finden, sie könnten es schaffen   – und wenn nicht, dann wären sie wenigstens zusammen.
    Unsinn. Felt war kein Deserteur.
    Er könnte jetzt weglaufen, aber früher oder später würde es ihn einholen; sie müssten ihn nicht einmal verfolgen, das würde sein eigenes Gewissen besorgen. Er wusste das. Und Estrid wusste es ebenso: Felt war Soldat und würde es immer sein. Deshalb

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