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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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viel spektakulärer aussah, wussten alle Anwesenden, dass dem nicht so war. Felt ließ den Blick nicht von seinem Fechtpartner. Kersted gab ihm Zeichen; eine Drehung des Kopfes, ein Heben des Kinns, dorthin wird mein nächster Schlag gehen. Felt antwortete: ein Vorschieben der Schulter, ein Schwung mit der Hüfte, sieh hin, eine Blöße, schlag, denn ich habe mir schon etwas ausgedacht. Es war ein Spaß, es war genau das, was Felt gebraucht hatte. Einer, der nur wenig vom Schwertkampf verstand, musste die Vorstellung allerdings für bitteren, tödlichen Ernst halten.
    So auch die Wachen, die, vom Lärm der Fechter, von brechendem Porzellan und splitterndem Holz aufgeschreckt, in der Türöffnung erschienen. Reflexartig griffen sie nach ihren eigenen Schwertern, aber es dauerte nur einen Wimpernschlag und sie besonnen sich. Felt nahm im Augenwinkel wahr, wie Marken die Wachen freundlich grüßte und dann zur Seite sprang   – Felt musste rückwärts laufen und parierte die rhythmischen Hiebe Kersteds. Auch sein Gegner hatte einen Teil seiner Aufmerksamkeit auf die Tür gerichtet, er erhöhte das Tempo, dann formten seine Lippen ein stummes: Jetzt!
    Felt fiel rücklings über einen umgestürzten Stuhl. Kersted stand schwer atmend über ihm und gab Felt Gelegenheit wahrzunehmen, dass mittlerweile nicht nur Sardes, sondern auch die Undae den Raum betreten hatten. Zeit fürs Finale.
    Kersted ging rückwärts, langsam, mit ausgebreiteten Armen, schwitzend, lächelnd, außer Atem. Felt wischte sich Blut aus dem Auge und stand auf, Kersted stoppte. Und dann rannte er los und packte das Schwert mit beiden Händen und sprang gegen Felt. Der riss sein Schwert hoch, Griff oben, Spitze unten,und wie mit einem Schrei glitt Kersteds Klinge daran ab, Felt griff nach ihr, packte fest zu, führte seinen Arm über die Klinge, klemmte sie sich unter die Achsel, bekam die Parierstange zu fassen und entwaffnete Kersted. Der ließ es zu. Entwaffnung und der anschließende Händeschlag erfolgten rasch und übergangslos   – die Zuschauer begriffen kaum, dass der Kampf beendet war. Solder um Solder hatten sie trainiert. Es war nicht umsonst gewesen.
    »Ach, verdammt«, japste Kersted und schlug Felt mit der Linken auf die Schulter, »das hat gutgetan.«
    »Ja«, sagte Felt schwer atmend und fuhr sich mit dem Ärmel durchs Gesicht; er blutete immer noch. »Ein Waffengang am Morgen und man fühlt sich wie neu geboren.«
    Es stimmte, er hatte sich, genau wie erhofft, allen Missmut und Zweifel aus dem Körper gefochten. Er gab dem feixenden Strommed das Schwert zurück, was Sardes aufmerksam beobachtete.
    »Hohe Frauen.« Marken verbeugte sich. »Es freut mich, Euch wohlbehalten wiederzusehen.«
    Felt hustete.
    »Uns geht es ebenso«, sagte Reva und berührte Felts Augenbraue mit den Fingerspitzen, leicht, schnell, eine Bewegung wie ein Flügelschlag. Aber ein Dorn bohrte sich in seine Stirn, dann wurde die Gesichtshälfte taub. Felt tastete. Die Blutung war gestillt.
    »Bevor wir zum Fürsten gehen«, sprach Reva weiter, »würde Sardes uns gerne etwas zeigen. Wenn ihr Zeit habt.«
    Felt schaute sich im verwüsteten Raum um. Was war ein Vorurteil wert, das nicht bestätigt wurde.
    »Ich meine«, sagte er, »es gibt hier nichts mehr für uns zu tun.«

 
    SIEBENTES KAPITEL
SEHT DEN ANFANG UND DAS ENDE
     
    Sardes wirkte angespannt, er ging mit steifen, raschen Schritten voran, die Undae mussten laufen, um mitzuhalten. Obwohl Sardes sich schnell bewegte, schien er gegen einen unsichtbaren Widerstand anzugehen und Felt überlegte, ob er Schmerzen hatte. Wie bei ihrem ersten Zusammentreffen flößte der große alte Mann ihm auch heute Respekt ein. Er war nicht so aufwändig gerüstet wie bei der Audienz, trug keine Panzerung, keinen Helm, aber das lange Schwert im reich verzierten Futteral. Und wieder umwehte ihn eine Altertümlichkeit. Aber auch wenn der lange Umhang, die hohen Stulpenstiefel, engen Hosen und die bestickte Weste einer anderen Zeit oder sogar der Fantasie entsprungen sein mochten   – Felt hätte sich gescheut, gegen Sardes anzutreten. Eine Aura der Unverletzlichkeit umgab ihn, eine geheimnisvolle Kraft, die mehr war als nur eine Stimme, donnernd wie ein Wasserfall. Solange dieser Mann sich zwischen den Fürsten und Kandor stellte, würde nichts geschehen. Kandor konnte Sardes nicht umgehen und nicht überwinden, niemand konnte das. Aber was, wenn Sardes fiel?
    Felt hatte in Pram nie einen Gegner oder gar Feind gesehen. Pram

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