Oase der Liebe
Werben nachgegeben und ganz überraschend seinen Antrag angenommen. Diese Party war der erste Schritt in Umars Bestreben, die Bevölkerung von Qusay den alten Skandal vergessen zu lassen, der mit Jasmines Namen in Verbindung stand.
Er würde sie zu einer perfekten Braut transformieren. Zu seiner perfekten Braut … nicht anders, als wenn er ein vielversprechendes Pferd trainierte, um es zu einem Gewinner zu machen – koste es, was es wolle!
Aber nicht das war es, was Jasmines Herz bis zum Hals schlagen ließ, als sie mit ängstlichem Blick die Menschenmenge im Pavillon abtastete. Ihr ging es nicht um Geld, sondern um etwas sehr viel Kostbareres.
Juwelenüberladene Matronen der oberen Zehntausend des Landes steuerten auf sie zu, um ihr zu gratulieren – unter ihnen einige der lästerlichsten Klatschmäuler, die ihr Leben ruiniert hatten, als sie noch jung und schutzlos gewesen war. Doch es würde sich nicht schicken, die alten Hexen jetzt daran zu erinnern, deshalb dankte Jasmine ihnen nur artig und lächelte, bis ihre Wangenmuskulatur schmerzte.
Dann stockte ihr der Atem, als sie entdeckte, wonach sie die ganze Zeit über Ausschau gehalten hatte.
Ihre Familie!
Bei ihrem letzten Zusammensein war sie ein verängstigter sechzehnjähriger Teenager gewesen. Weil sie Schande über die Familie gebracht hatte, wurde sie fortgeschickt – ins Exil und in Armut, von ihrem stolzen, untröstlichen Vater und ihrer leise weinenden Mutter. Doch inzwischen waren dreizehn Jahre vergangen, und wegen ihrer bevorstehenden Heirat würde niemand es wagen, sie noch einmal derart zu demütigen und zu verletzen.
Mit einem erstickten Aufschrei breitete Jasmine ganz weit die Arme aus, um ihre inzwischen erwachsenen Schwestern, die wie aufgescheuchte Hühner auf sie zugerannt kamen, zärtlich zu umfangen.
„Ich bin sehr stolz auf dich, meine Tochter“, brummelte kurz darauf ihr Vater und klopfte unbeholfen Jasmines Schulter. „Zu guter Letzt hast du dich ja doch noch gefangen und alles richtig gemacht.“
„Oh, mein geliebtes Kind!“, rief ihre Mutter unter Tränen. Sie drückte Jasmine an sich und küsste sie auf die Wange. „Du bist viel zu lange weggeblieben.“
Und in dieser Zeit waren ihre Eltern sichtbar gealtert, stellte Jasmine etwas wehmütig fest. Ihre Schwestern, als schlaksige Kinder in ihrer Erinnerung verankert, glichen inzwischen gestandenen Frauen mit Ehemännern und Kindern im Anhang.
Nachdem sie ihre ganze Familie ausgiebig begrüßt und umarmt hatte, trat Jasmine einen Schritt zurück, spürte, wie der Wüstenwind ihr atemberaubendes Kleid erneut erfasste, und genoss das Gefühl der sich bauschenden Chiffonlagen, die in allen Farben des Meeres schillerten.
Ich habe mich richtig entschieden, versicherte sie sich in einer Aufwallung widerstreitender Emotionen. Endlich war sie wieder daheim, mit ihrer Familie zusammen und hatte einen eigenen Platz gefunden, den sie für die glanzvollste Karriere in New York niemals aufgeben würde. Umar zu heiraten war der richtige Entschluss.
„Ich habe euch auch alle schrecklich vermisst“, gestand sie rau.
Doch viel zu schnell musste sie sich von ihren Lieben trennen, um weitere Gäste zu begrüßen. Gleich darauf fühlte sie Umars Hand auf ihrem Arm.
Lächelnd schaute er auf sie herab. „Glücklich, Darling?“
„Ja“, antwortete Jasmine und wischte sich die letzten Tränenspuren vom Gesicht. Umar hasste es, sie in irgendeiner Form derangiert zu sehen. „Doch einige der Gäste scheinen das Festessen gar nicht mehr abwarten zu können. Wer ist denn nun dein geheimnisvoller Ehrengast, und warum lässt er uns so lange warten?“
„Geduld, Darling, bald wirst du ihn sehen“, erwiderte er, beugte sich hinab und küsste sie auf die Wange. Umar Hajjar war sehr schlank, hochgewachsen und Ende vierzig. Der Typ Mann, der auch im Pferdestall noch Designeranzüge trug. Dank bedachtem Gebrauch lichtstarker Sonnencreme war sein hageres Gesicht bleich und relativ faltenfrei, das dunkelgraue Haar sorgfältig mit Gel zurückgekämmt.
„Hörst du?“, fragte er mit geneigtem Kopf.
Jasmine furchte die Stirn und lauschte hinaus in die Wüste. Aus der Ferne erschallte ein Geräusch wie Donner, das immer lauter wurde. Doch am strahlendblauen Himmel zeigte sich nicht das kleinste Wölkchen. „Was ist das?“
„Unser Gast …“, Umars Lächeln wurde immer breiter, „… der König.“
Jasmine stockte der Atem. Aufsteigende Panik schnürte ihr den Hals zu. „König …
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