Oase der Liebe
welcher König?“
Umar lachte. „Aber wir haben doch nur einen König, Darling.“
Wie in Zeitlupe drehte sie sich um und schaute über die grünen Rasenflächen in Richtung des schmiedeeisernen Tores, das den riesigen Besitz zur Wüste hin abgrenzte und durch das in diesem Moment drei Männer hoch zu Ross auf die Verlobungsgesellschaft zupreschten. Hajjars Sicherheitsleute waren respektvoll zur Seite getreten und verharrten in tiefer Verbeugung, während der stolze Anführer und seine beiden schwarz gekleideten Gefolgsleute ihre Pferde zügelten.
Alle drei Reiter hatten dunkle, harte Gesichter und waren bewaffnet, doch der Frontmann war größer und breitschultriger als seine Begleiter. Der reich verzierte und juwelenbesetzte Dolch an seiner Seite zeugte von seinem hohen Rang, während die eisige Kälte in den stahlblauen Augen von Rücksichtslosigkeit und Arroganz sprach.
Als er sich von dem riesigen schwarzen Hengst schwang, gab seine strahlendweiße Robe unter Qusays sengender Sonne einen perfekten Kontrast zu seiner bronzefarbenen Haut ab.
Am ganzen Körper bebend flehte Jasmine inständig, dass sie sich irrte. Er konnte es nicht sein. Er durfte es einfach nicht sein!
Doch eigentlich gab es keinen Zweifel an seiner Identität. Dreizehn lange Jahre waren ihr die schmerzhaft vertrauten Züge nur in quälenden Albträumen erschienen. Jetzt stand er leibhaftig vor ihr.
Der erbarmungslose Wüstenprinz …
Und dann erkannte auch die Partygesellschaft den verspäteten Gast. Das kollektive Aufkeuchen konnte sich durchaus mit Jasmines grenzenloser Überraschung messen.
Kareef. Der Mann, der sie erst verführt und dann tiefster Scham und Schande ausgeliefert hatte. Der Mann, der für die Einsamkeit und Trauer verantwortlich war, die ihr halbes Leben beherrscht hatte, und der Jasmine so grausam für das Verbrechen zahlen ließ, ihn zu lieben …
Kareef Al’Ramiz, den man in wenigen Tagen zum König von Qusay krönen würde.
Jasmine fühlte sich so vehement von sengendem Hass überflutet, dass sie leicht ins Schwanken geriet. Instinktiv klammerte sie sich an Umars Arm. „Was hat er hier zu suchen?“
Um die dünnen Lippen ihres Verlobten spielte ein seltsames Lächeln. „Der König ist mein Freund. Bist du jetzt beeindruckt, Darling? Das war Teil meines Planes. Komm …“ Er zog Jasmine mit sich über den weichen Rasen, um den Ehrengast zu begrüßen. Sie versuchte, sich dagegen zu wehren, doch Umar hielt ihr schmales Handgelenk wie mit einer Eisenklammer umschlossen und lief stur weiter.
Das strahlende Weiß des Pavillons, die blaue See und das grüne Gras schienen in einem wilden Kaleidoskop von Farben zu zerschmelzen und machten Jasmine ganz benommen. Um Atem ringend versuchte sie, ihre Kontrolle wiederzugewinnen, und schaute nervös auf ihren Verlobungsring, der sich plötzlich kalt und fremd auf ihrer Haut anfühlte.
„Sire!“ , rief Umar jovial über den Rasen hinweg seinem Gast zu. „Sie erweisen mir mit Ihrem Erscheinen eine große Ehre.“
„Der Anlass sollte auf jeden Fall wichtig genug sein …“, grollte der andere Mann, „… wenn ich extra deswegen meinen Wüstenritt unterbrechen und in die Stadt zurückkehren muss.“
Beim Klang von Kareefs Stimme, diesem dunklen rauen Ton, der einst Musik in ihren Ohren gewesen war, befürchtete Jasmine ernsthaft, auf ihrer eigenen Party das Bewusstsein zu verlieren. Wie würde Umar wohl darauf reagieren?
Heirate mich, Jasmine …
Kareefs drängendes Flüstern von damals hallte in ihrem Kopf wider. Seine dunklen Augen schienen sie verschlingen zu wollen, während er ihre Wange zärtlich und voller Verlangen streichelte. Heirate mich.
Nein, sie konnte Kareef nicht nach all den Jahren gegenübertreten! Nicht jetzt! Niemals! Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. „Ich muss gehen“, murmelte sie erstickt und versuchte, sich aus Umars Griff zu befreien. „Entschuldige mich …“
Überrascht von ihrer Kraft und Entschlossenheit gab Umar sie tatsächlich frei. Allerdings so abrupt, dass Jasmine strauchelte und in einer duftigen blassgrünen Chiffonwolke zu Boden sank. Sie hörte, wie Kareef eine leise Verwünschung ausstieß, und wurde im nächsten Moment von starken Händen wieder auf die Füße gestellt.
Die brüske Berührung war so maskulin und elektrisierend, dass es unmöglich Umar sein konnte, der ihr aufgeholfen hatte. Als Jasmine den Blick hob, schaute sie in ein strahlend blaues Augenpaar. Von der Sonne geblendet, vermochte sie den
Weitere Kostenlose Bücher