0006 - Das Mutanten-Korps
vorhin meiner Art vorwarfen, das exerzieren Sie letzten Endes selbst. Ich maße mir nicht an, in diesen schweren Stunden auf Ihre Hilfe verzichten zu können. Und ich bedanke mich freudig dafür, soweit mir Ihre Unterstützung schon zuteil wurde. Ob Sie aber umgekehrt auf die Hilfe der Menschen verzichten können, das bleibt Ihre Sache. Ich dränge mich nicht auf. Und nun lassen Sie mich gehen..."
Perry Rhodan hob grüßend den Finger an die Mütze und ließ die beiden Arkoniden stehen. Er ging zur Schaltanlage der großen Positronik.
Nach den ersten Griffen spürte er bereits wieder die Anwesenheit der Arkoniden im Rücken.
„Dürfen wir Ihnen helfen, Rhodan?"
„Thora hat mir vorhin versichert, daß sie sich aus der Angelegenheit der Terraner heraushalten werde. Ist das nicht auch Ihr Entschluß, Crest?"
„Ich möchte Ihnen helfen, Rhodan. Aber nur, wenn es notwendig ist. Es wäre nicht korrekt, wenn sich Arkoniden allzusehr in die inneren Angelegenheiten der Terraner mischten."
„Danke, Crest", sagte Perry und bot dem anderen die Hand. „Ich werde versuchen, es allein zu schaffen. Doch Ihre Gegenwart könnte mir dennoch ein Trost sein. Es hat noch kein Mensch vor mir eine derartige Aufgabe zu lösen gehabt. Das macht etwas nervös, wissen Sie..."
„Um welche Antwort geht es?"
„Um unseren Weg in die Zukunft."
Perry Rhodan wandte sich der großen Maschine zu, die ein Geschenk der Arkoniden war. Die Bedeutung seiner heutigen Fragestellung übertraf jede bisher getroffene Entscheidung. Es ging um alles.
Aus den Positronenbänken drang ein kaum hörbares Summen. Der Computer war aktiviert. Es wartete auf die Fragen, die es zu beantworten galt. Er unterlag keiner mentalen Beeinflussung und arbeitete hundertprozentig nach den Gesetzen der Logik. Er war immun bezüglich der Bedeutung einer Frage.
Wertmaßstäbe, wie sie ein Mensch unwillkürlich anlegt, kannte er nicht. Ihm ging es nur um den Sinn und Inhalt einer Sache, und er kalkulierte die Möglichkeiten über den Ausgang eines Fußballspiels und einer politischen Wahl mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie den Ausgang eines weltweiten Krieges. Wenn eine Antwort wirklich von den späteren Ereignissen abwich, so war dieser „Fehler" einzig und allein einer nicht ganz korrekten Fragestellung zuzuschreiben. Auf Perry Rhodans Fragen kam es also an!
Er machte sich auch in der Vorbereitung den Besitz dieser gewaltigen Maschine zunutze. Alle Details, die ihm zur Vorprüfung der endgültigen Frage als wichtig erschienen, fütterte er in die positronischen Reaktionszellen und prüfte auf diese Weise mehrere Stunden lang die endgültige Formulierung.
Der Individual-Gedächtnisteil der Maschine reagierte in dreifacher Hinsicht. In Wort, Bild und Schrift gab er die Ergebnisse mit Hilfe seiner Interpretationszellen in der Endstufe wieder. Gleichzeitig sorgte eine Konservierungskammer dafür, daß alle aufgeworfenen Antworten in der ihnen entsprechenden Eigenart festgehalten wurden. Das Schriftband lief automatisch auf eine Spule, die ihren sinngemäßen Inhalt mit Hilfe von selbstgewählten Stichwörtern kennzeichnete. Ton und Bild liefen parallel auf ein gemeinsames Band, wo sie durch elektronische Impulse synchron festgehalten wurden.
Die Vorprüfung aller Fragen ergab bereits ein kaum faßbares Ergebnis: Unter 22,3 Milliarden Möglichkeiten hatte die Menschheit zu wählen, um einen brauchbaren Weg in die Zukunft zu finden. Nun war es nicht einfach so, daß eine Losung als richtig und alle anderen als falsch zu definieren waren. Die Skala zwischen Nachteil und Vorteil lief über den Bildschirm wie ein ausgebreitetes Spektralband. Noch nach mehr als hundert Selektionsgängen standen auf der positiven Seite mehr als tausend empfehlenswerte Möglichkeiten, und Perry Rhodan mußte erneut nach einschränkenden Fragen suchen, um sich näher an das Kernproblem heranzutasten.
Anfangs hatte es noch kurze Wortwechsel zwischen ihm, Crest und Thora gegeben. Doch mit der Fortdauer des Experiments war er immer wortkarger geworden. Als draußen die Dämmerung hereinbrach, stand Thora auf und erklärte, in ihre Schiffskabine gehen zu wollen. Sie brauche etwas Ruhe und wolle diese in der Abgeschlossenheit ihrer Unterkunft genießen. Crest schloß sich ihr an. „Wenn Sie Schwierigkeiten haben, Rhodan, melden Sie sich. Ich stehe immer zu Ihrer Verfügung."
Rhodan nickte abwesend. „Schon gut, Crest. Ich werde noch ein paar Stunden brauchen und verständige Sie
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