Josh Maxwell 02
Teil 2
Aber da war noch mehr ...
Ihr herzförmiges Gesicht, das dunkelbraune, hochgesteckte Haar ... Ein Ruck ging durch sein Herz. Dann war ihm klar, dass Susan ihn an das Mädchen erinnerte, für das er in seiner Schulzeit jahrelang so maßlos geschwärmt hatte:
Shannon Miller!
Das einzige Mädchen, für das er etwas empfunden hatte, ohne diesem Etwas einen Namen geben zu können.
Sie war Schulsprecherin gewesen, hatte den Debattier-Club geleitet und war zweimal hintereinander mit dem schuleigenen Preis für hervorragende Leistungen ausgezeichnet worden, während er immer nur knapp daran vorbeigeschliddert war. Seine feuchten Teenager-Träume hatten fast ausschließlich von ihr gehandelt. Lange Zeit war er zu schüchtern gewesen, um sie anzusprechen. Eines Tages jedoch hatte er zu seiner eigenen Verwunderung genug Mut aufgebracht und sie im Schulflur abgefangen. Sie stand gerade mit einer Freundin vor ihrem Spind und sah ihn ziemlich überrascht an. Die Hände in den Hosentaschen begraben fragte Josh, ob sie Lust hätte, mit ihm zur großen Einweihungsparty der neuen Sporthalle zu gehen. Nach kurzem nachdenklichem Zögern sagte sie prompt zu. Joshs Freude war so überwältigend, dass er sich speziell für dieses Date mit einem nagelneuen todschicken Anzug herausputzte und einen atemberaubenden Strauß aus fünfzig roten Rosen anfertigen ließ.
Als er sie am Abend der Party von Zuhause abholen wollte, eröffnete sie ihm auf der Türschwelle, sie habe es sich doch anders überlegt. Sie könne nicht mit ihm gehen. Es gäbe einen anderen Jungen ...
Einfach so.
Eiskalt.
Ohne eine wirkliche Erklärung, außer, dass jener Andere sie angeblich zuerst gefragt hätte. Sie war so dreist gewesen, zu verlangen, er solle es ihr bitte nicht übel nehmen.
Aber genau das tat er.
Er nahm es ihr sehr übel!
Er war fast siebzehn Jahre alt und hatte noch nie mit einem Mädchen geschlafen, weil er es unbedingt mit Shannon tun wollte. Warum er so vernarrt in diese eiskalte Möchtegern-Diva gewesen war, hatte er später nicht mehr verstanden. Er hätte andere Mädchen haben können. Mädchen, die hübsch und sexy waren ... und freundlich dazu.
Die Party ließ er sausen. Und viele Partys danach auch ...
In jener Nacht, als sein Herz gebrochen wurde, ohne dass er es wusste, beschloss der junge Josh zwei Dinge, was Frauen anging: Er würde seine Gefühle schön aus dem Spiel lassen, und er würde keiner nachlaufen. Seinen Schwanz würden sie nur kriegen, wenn sie bereit waren, alles dafür zu tun. Alles, was er begehrte.
Sein Herz allerdings war von nun an verschlossen, unantastbar und geschützt wie hinter Panzerglas. Und doch wollte dieses elende Ding nicht aufhören, sich zu sehnen und ihm immer wieder einzureden, es brauche etwas ... etwas, dessen Namen er nicht kannte.
An seinem achtzehnten Geburtstag nahm ihn sein Onkel Alistair Maxwell das erste Mal mit in die Firma und stellte ihn den Mitarbeitern vor. Er bekam einen BMW Cabrio geschenkt und ein eigenes Bankkonto, das schon mit einer fünfstelligen Zahl gefüttert war.
Josh wusste, dass seiner beruflichen Zukunft absolut nichts im Wege stand, und dass er irgendwann ein sehr reicher Mann sein würde. Er wusste auch, dass man in den Kreisen, in denen er dank seines familiären Hintergrunds verkehrte, sehr leicht zu einem skrupellosen Arschloch mutieren konnte.
Der Gedanke missfiel ihm.
Er würde versuchen, eine solche Verwandlung weitestgehend zu vermeiden. Vielleicht war es die schmerzliche Erinnerung an seine verstorbenen Eltern, vielleicht sein sensibler Charakter. Vielleicht beides. Was auch immer der Grund war, er führte dazu, dass er den Begriff »Gentleman« für sich beanspruchen wollte. Er wusste nur nicht, ob und wie gut ihm dies gelingen würde.
Ein Gentleman ohne Herz, aber mit einem exquisiten Sex Drive und einem Verstand, der schärfer war als ein Skalpell. So sah er sich.
So viel Wahrheit und so viel Irrtum steckten in diesem Selbstbild.
Susan hakte sich bei ihm unter, als wären sie alte Bekannte, drängte sich gegen seine Seite. Er betrachtete nachdenklich ihr Gesicht. Ihr süßlich-stechender Alkohol-Atem drang in seine Nase, während sie ihn verwegen anlächelte und sich mit der Zunge ganz langsam über die Unterlippe leckte. Mit einem einsaugenden Blick nahm er stumm ihr Angebot an.
Josh griff nach ihrem spitzen Kinn und presste einen harten Kuss auf ihren Mund. Seine Zunge drängte ihre Lippen auseinander und forderte sie heraus. Sie
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