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001 - Wenn sie aus den Gräbern steigen...

001 - Wenn sie aus den Gräbern steigen...

Titel: 001 - Wenn sie aus den Gräbern steigen... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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zitterten die Knie. Seine Nerven flatterten. Er hatte wieder kalte Schweißausbrüche.
    Was sollte er jetzt tun? Er war ratlos.
    Verzweifelt dachte er an das Knochengesicht, das ihm erschienen war. Er hätte dringend diesen Wald verlassen müssen. Aber er konnte doch nicht einfach weiterfahren und sich nicht um den Toten kümmern. Das wäre Fahrerflucht gewesen. Man hätte ihm den Führerschein abgenommen, und den brauchte er zur Ausübung seines Berufes.
    Vielleicht lebt er noch, dachte Capra. Vielleicht kann er gerettet werden.
    Er konnte sich das zwar kaum vorstellen, aber hin und wieder geschehen auch Wunder.
    Zaghaft öffnete er den Wagenschlag.
    Stille herrschte. Totenstille. Die Kälte kroch ihm naßkalt in den Kragen und ließ ihn frösteln. Er stieg aus und schaute sich den Schaden an seinem Fahrzeug an. Der Kühlergrill war eingedrückt.
    Das Fahrzeug war nur noch einäugig . Der rechte Scheinwerfer war geradezu atomisiert worden.
    Keine Blutspuren.
    Clifton Capra richtete sich nervös auf. Er ging an seinem Wagen entlang, berührte das Fahrzeug bei jedem Schritt mit der rechten Hand, erreichte das Fahrzeugheck.
    Der Motor blubberte.
    Am Auspuff stiegen helle Wolken auf, tanzten an der roten Heckleuchte vorbei und zerfaserten.
    Capra schaute sich mißtrauisch um. Seit er dieses Knochengesicht gesehen hatte, saß ihm die Angst tief in den Gliedern. Er mußte sich einen Ruck geben, um nach dem Mann zu sehen, den er überfahren hatte. Zögernd setzte er seine Schritte. Wie ein Bündel alter Wäsche lag das Unfallopfer auf der Straße. Capra leckte sich aufgeregt die Lippen. Er wünschte sich einen Autofahrer herbei, der ihm half, mit diesem Problem fertigzuwerden.
    Doch die Strecke wurde wenig befahren. Es kam kein Wagen.
    Clifton Capra war und blieb allein.
    Er erreichte das Unfallopfer.
    Mit heftig pochendem Herzen beugte er sich über den Mann, dessen Gesicht so bleich war wie ein Laken. Blicklose Augen, weit aufgerissen, starrten Capra an.
    Obwohl Clifton Capra damit gerechnet hatte, daß der Mann tot war, schnürte es ihm jetzt doch die Kehle zu.
    Du hast ihn nicht auf dem Gewissen, sagte er sich. Du kannst nichts dafür, daß es zu diesem Unfall kam. Es war seine eigene Schuld.
    Aber es ging Capra nicht allein um die Schuldfrage. Der Mann war tot, und das schockte ihn so sehr, daß er nahe daran war, sich zu übergeben. Er kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit an. Mit einer fahrigen Bewegung strich er sich über die Augen.
    Plötzlich zuckte der Tote!
    Wie wenn ein Stromstoß durch seinen Körper gefahren wäre.
    Die Nerven, dachte Clifton Capra. Aber er irrte sich, denn in diesem Moment richtete sich der Tote auf, und das war keine Nervenreaktion, die sich rational erklären ließ.
    ***
    Ich saß neben Tucker Peckinpah in dessen silbermetallicfarbenem Rolls-Royce. Der Wagen rollte nicht auf der Straße, er schwebte.
    Weiche Polsterung. Gute Federung. Bequeme Sitze. Wir fuhren Erster Klasse. Leider saß ich, Tony Ballard, der Nichtraucher, im
    »Raucherabteil«, das war der einzige Nachteil. Der sechzigjährige Industrielle wäre ohne seine unvermeidliche Zigarre nicht vollständig gewesen. Ihm zu raten, sich das Rauchen abzugewöhnen, hatte keinen Sinn. Das hatte ich schon längst aufgegeben. Einen Mann wie Tucker Peckinpah konnte man nicht mehr ändern.
    Wir waren Partner – einer der reichsten Männer Englands und ich.
    Es war eine ungewöhnliche und einmalige Partnerschaft, die uns verband. Ich bin Privatdetektiv, und Tucker Peckinpah engagierte mich vor Jahren auf Dauer, damit ich mich ohne finanzielle Sorgen dem Kampf gegen Geister und Dämonen widmen kann.
    Seither tue ich meinen Job mit mehr oder weniger spektakulärem Erfolg, und wo es Peckinpah möglich ist, mich zu unterstützen, tut er es.
    Vor drei Tagen war ich noch in Amerika gewesen. Das Abenteuer auf der Insel des Schreckens, wo mein Freund Mr. Silver und ich gegen einen Höllenkraken gekämpft hatten, steckte mir immer noch in den Knochen. [1]
    Es war ziemlich hart hergegangen, und ich hätte ein paar Tage auf der Insel ohne Streß sehr gut vertragen, aber eine Vorahnung hatte mich nach Hause getrieben. Ich hatte den Eindruck gehabt, als hätte mich eine geheimnisvolle Stimme nach Hause zurückgerufen, weil ich gebraucht würde, doch nach unserem Eintreffen in London hatte sich dieses Gefühl als scheinbar falsch herausgestellt.
    Bis heute.
    Da hatte mich Tucker Peckinpah angerufen und mich zu sich gebeten.
    Der rundliche Mann

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